Bosch gewinnt ICV Controlling Excellence Award 2021

Die Entwicklung und Einführung eines neuen Rollenmodells für Controllerinnen und Controller hat die Jury des ICV überzeugt. Ein Controller-Team von Bosch erhält den ICV Controlling Excellence Award für sein Konzept „Controller of the futue – people make the difference“. Der Preis wurde auf dem ersten digitalen Congress der Controller verliehen.

„In Summe eine sehr überzeugende Lösung, die den anstehenden Rollenwandel mustergültig adressiert.“ Jury-Vorsitzender Prof. Dr. Utz Schäffer

Prof. Dr. Utz Schäffer, Jury-Vorsitzender, hob 3 Eigenschaften des Siegerprojekts hervor:

  1. Bosch stellt sich damit proaktiv dem anstehenden Rollenwandel und der gerade in großen Unternehmen geforderten Ausdifferenzierung der traditionellen Controller-Rolle.
  2. Die Rollen- und Kompetenzprofile wurden fundiert abgeleitet; nicht zuletzt flossen die Ergebnisse interner Kundenbefragungen, der Austausch mit anderen Unternehmen, die Sammlung konzerninterner Best Practices und wissenschaftliche Studien ein. Das Konzept wurde intern zudem gut mit den Stakeholdern abgestimmt, so dass verschiedene Perspektiven früh einflossen und projektkritische Themen adressiert worden konnten.
  3. Die Lösung erschöpft sich nicht in neuen Rollen- und Kompetenzprofilen, sondern beinhaltet auch ein umfassendes Implementierungskonzept. So umfasst das Trainingsportfolio neben Präsenztrainings und Webinaren auch zahlreiche autodidaktische Angebote wie z.B. Web Based Trainings, Impulse Talks und Videos. Daneben wurde umfassendes Kommunikationsmaterial erarbeitet und ein systematisches Tracking der Umsetzungsschritte inklusive Lessons Learned Workshops geplant.

Dieser letzte Punkt ist laut Schäffer entscheidend: „Die erfolgreiche Implementierung ist das A&O entsprechender Konzepte; zu groß ist vielfach die Kluft zwischen wohlfeiler Sonntagsrhetorik zur Rolle des Controllers und dem, was im betrieblichen Alltag dann wirklich passiert.“

Anlass, Inhalt und Vorgehensweise wurde vom Siegerteam Sven Grandi, Stefanie Florian, Dieter Kirschmann und Moritz Möbus kurz vorgestellt.              

Digitalisierung verschärft Zwang zu neuen Instrumenten und gesteigerter Effizienz

Ausgangspunkt für das Sieger-Projekt von Bosch war die Erkenntnis, dass sich mit der fortschreitenden Digitalisierung von Unternehmen und Markt auch das Controlling weiterentwickeln muss. Gerade um die neuen digitalen Geschäftsmodelle wirksam steuern zu können, sind neue Instrumente notwendig. Gleichzeitig steht auch das Bosch-Controlling unter dem Druck, die interne Effizienz z. B. im Forecasting und Reporting zu steigern.

Im Rahmen des Konzepts arbeitete Bosch fünf neue Rollen für die insgesamt 4.000 Controller des Unternehmens aus und implementiert diese seit Anfang 2021.

  • Business Partner: In dieser bekannten Rolle sind Controller Berater des Mananagements und die zentrale Schnittstelle zu den Geschäftsbereichen
  • Der Business Analyst ist der prozessorientierte Experte für Data Analytics, Reporting und IT-Systeme
  • Der Subject Matter Expert ist ein Spezialist mit einem besonders tiefen Verständnis für bestimmte Themen, z. B. Tax, M&A oder Process Excellence.
  • Der Governor ist der Verantwortliche für die Entwicklung und Einhaltung von Controlling-Regeln und -Standards.
  • Der Data Scientist nutzt wissenschaftliche Methoden, um Unternehmensentscheidungen zu unterstützen.

Für jede dieser Rollen wurde ein spezifisches Fact Sheet entwickelt, das Rolle, Hauptaufgaben und Kompetenzprofil umfasst. Dazu wurde jeweils ein passendes Trainings-Curriculum erstellt.

Digitale Kommunikation und Weiterbildung als Erfolgsfaktoren

Als zentraler Erfolgsfaktor haben die 4 Projektmitglieder die umfassende Kommunikation während und nach der Rollenerarbeitung herausgestellt.

  • Während des Projekts wurden insbesondere die Finance Transformation Working Group, das Netzwerk der Bosch-internen Weiterbildungsorganisation Finance Controlling Academy sowie das Finance Transformation Board in die Erarbeitung der Rollen involviert.
  • Für die Kommunikation in die Organisation wurden 6 Maßnahmen umgesetzt:
  • Für jede Rolle wurde in Videoclip gedreht, in dem ein „Role Model“ seine Aufgabe erläuterte.
  • Die häufigsten Fragen wurden in einer FAQ-Liste bearbeitet und im Intranet der Finance&Controlling Academy bereitgestellt.
  • Inhalt und Ablauf des Projekts wurden in Blog-Beiträge erläutert.
  • Die Kompetenzen der Rollen-Curricula können im Bosch Learning Portal erworben werden.
  • Führungskräfte und Mitarbeiter werden in Management Meetings und Enabling Calls individuell informiert und unterstützt.
  • Speziell für die Non-Financials im Konzern wurde in der Firmenzeitschrift Bosch Zünder ein Leitartikel zum Projekt veröffentlicht.


Die weiteren Nominierten: A1 Telekom und KUKA

Insgesamt wurden drei Projekte für den Award nominiert. Neben dem Bosch-Team waren dies die folgenden Unternehmen

 Ein Projekt der A1 Telekom Austria widmet sich dem hochaktuellen Themas an: „Wie führe ich mein Controlling näher an das Thema Advanced Analytics heran?“ Besonders hervorzuheben sei lt. Jury, dass der Ansatz der Telekom Austria einen „Hands-on“ Approach anbietet, der darauf zielt, auch mit überschaubaren Bordmitteln und ohne den Einsatz externer Kräfte möglichst schnell in ein „Learning by Doing“ zu kommen und damit Advanced Analytics und die dazu erforderlichen Kompetenzen im Controlling sowie in der A1 Finance Area zu etablieren

Die Lösung der KUKA Deutschland GmbH beinhaltet den Aufbau eines Produkt-Lebenszyklus-Controlling im Segment Robotics der KUKA. Dieses generiert Informationen, die zusammen mit der technischen Infrastruktur aus dem implementierten Daten-modell ein automatisiertes Reporting über den Produkt-Lebenszyklus und funktionale Silos hinweg ermöglicht. Die entsprechenden Daten unterstützen die Vertriebs-, Produktions- und Investitionsplanung, ermöglichen faktenbasierte Entscheidungen in der Steuerung der R&D und des bestehenden Produkt-Portfolios. Die Werkzeuge und Methoden des Ansatzes werden mittlerweile auch von anderen Unternehmensbereichen übernommen.

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