Homeoffice: Rechtsanspruch braucht Regeln und Rahmenbedingungen

Durch die Corona-Pandemie haben viele Beschäftigte in Deutschland die Vor- und Nachteile mobiler Arbeit im Homeoffice selbst erlebt. Nun werden Forderungen auf einen Rechtsanspruch laut. Eine Studie zeigt, welche Regeln und Rahmenbedingungen dann zusätzlich notwendig wären.

Ist die Mischung aus Büro- und Homeoffice-Tagen das Arbeitsmodell der Zukunft für viele Beschäftigte? Bisherige Studien zeigen, dass dieser Wechsel zur Arbeitszufriedenheit beiträgt, vor allem wenn die Arbeitszeit flexibel und eigenständig eingeteilt werden kann. Ausschließlich im Homeoffice tätig zu sein, führt allerdings bei manchen zur Vereinsamung. Deshalb ist es sinnvoll, dass auch weiterhin Arbeiten im Unternehmen möglich ist.

Zu den Vorteilen des Homeoffice zählen ...

  • eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie,
  • Zeitgewinn durch den Wegfall des Pendelns zwischen Wohnung und Arbeitsstelle,
  • weniger CO2-Ausstoß durch weniger Verkehr auf den Straßen,
  • die Möglichkeit Fachkräfte zu beschäftigten, die vom Arbeitsort weiter entfernt wohnen.

Nachteile entstehen vor allem durch fehlende gesetzliche Vorgaben

Die Nachteile, die das mobile Arbeiten bzw. die Arbeit im Homeoffice mit sich bringen, ergeben sich vor allem daraus, dass es bisher keine gesetzlichen Regelungen gibt. Weder der Begriff Mobile Arbeit noch das Arbeiten im Homeoffice sind eindeutig und rechtssicher definiert. Zahlreiche Untersuchungen belegen die Risiken, die sich durch solche „Grauzonen“ bei der betrieblichen Arbeitsgestaltung ergeben. Bei einer Befragung der Hans-Böckler-Stiftung gaben rund 60 % der befragten Beschäftigten mit Homeoffice an, dass für sie die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen und sie sich zu Hause häufiger verpflichtet fühlen, ständig erreichbar zu sein.

Gesetzliche Vorgaben zum Schutz der Beschäftigen

In einer aktuellen Studie legen nun Forscher des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) und des Hugo-Sinzheimer-Instituts (HSI) der Hans-Böckler-Stiftung dar, was bei einem Rechtsanspruch an Vorgaben zu beachten ist.

  • Grundsätzlich sollte jeder Anspruch auf mobile Arbeit bzw. Arbeit im Homeoffice haben, wenn der Arbeitsplatz dies zulässt.
  • Die Beschäftigten sollten mobile Arbeit immer freiwillig wählen können.
  • Der Wechsel ins Homeoffice sollte flexibel und ohne lange Vorlauffristen genommen und beendet werden können.
  • Außerdem sollte es ein Mitbestimmungsrecht zur betrieblichen Einführung und Ausgestaltung mobiler Arbeit geben. Dafür ist das Betriebsverfassungsgesetz zu ändern.
  • Der Arbeitsschutz und insbesondere die Zeiterfassung sowie die Ruhezeiten sollten gesetzlich eindeutig genannt werden.

Mobiles Arbeiten braucht gesunde Rahmenbedingungen

Um mobiles Arbeiten gesund zu gestalten, halten die Forscher aber auch u. a. folgende Rahmenbedingungen für notwendig:

  • Zeiterfassung muss auch über mobile Endgeräte möglich sein.
  • Für Betriebsräte und Gewerkschaften sind digitale Zugänge zu den Beschäftigten herzustellen.
  • Lücken im Versicherungsschutz, etwa wenn Beschäftigte ein Kind aus der Kita abholen, sind zu schließen.
  • Der Arbeitgeber hat für die notwendige Grundausstattung – wie z. B. mobile Endgeräte, externe Bildschirme und Tastaturen – aufzukommen, damit ergonomisch gesundes Arbeiten auch zu Hause bzw. von unterwegs möglich ist.
  • Bei den Steuern ist zu berücksichtigen, dass im Homeoffice zusätzliche Kosten etwa für Strom, Heizung und Bürobedarf anfallen.
  • Das Angebot für Kita-Plätze ist weiter auszubauen, damit die Arbeit im Homeoffice nicht zu Lasten der Frauen geht.
  • Ein Beschäftigungsdatenschutzgesetz ist einzuführen, so die Empfehlung der Experten.
  • Der Arbeitgeber sollte für die Beschäftigten regelmäßig Schulungen und Weiterbildungen zum agilen und selbstorganisiertes Arbeiten anbieten.

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