Überlastung: Arbeitnehmer erkranken immer häufiger wegen Stress

Stress und die daraus resultierenden psychischen Erkrankungen führen zu immer mehr Fehlzeiten. Doch was wird von Seiten der Politik getan, um hier eine Veränderung zu bewirken?

Die Partei Die Linke stellte im Frühjahr 2018 eine schriftliche Frage an die Bundesregierung. Dabei ging es darum, wie viele Arbeitsunfähigkeitstage es bei den gesetzlichen Krankenversicherungen zu bestimmten Diagnosen psychischer Erkrankungen gibt. Aufgrund der Ergebnisse fordert die Linken-Sprecherin für Mitbestimmung und Arbeit, Jutta Krellmann, die Bundesregierung nun auf, endlich eine Anti-Stress-Verordnung per Gesetz durchzusetzen.

Eine Anti-Stress-Verordnung soll alle Gefährdungsfaktoren berücksichtigen

Die Linken erwarten von einer entsprechenden Verordnung, dass darin alle möglichen Gefährdungsfaktoren berücksichtigt werden. Gemeint sind damit Arbeitszeit, Arbeitsplatzbedingungen, Arbeitsorganisation sowie die Gestaltung der Arbeitsaufgabe. Die Notwendigkeit wird u. a. durch folgende Zahlen untermauert:

  • Zwischen 2012 und 2016 ist die Zahl der stressbedingten Fehltage von knapp 20 Mio. pro Jahr auf mehr als 30 Mio. gestiegen, wie die Antwort des Bundesgesundheitsministeriums belegt.
  • Einen besonders starken Anstieg gab es bei der Diagnose Belastungs- und Anpassungsstörungen. Während 2012 Arbeitnehmer deshalb 10,5 Mio. Tage fehlten, lagen die Fehltage im Jahr 2016 bei 16,9 Mio.
  • Als möglicher Gefährdungsfaktor kommt u. a. die Mehrfachbeschäftigung in Frage. Sie hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Im Juni 2007 gab es in Deutschland 2,18 Mio. Beschäftigte mit 2 oder mehr Jobs, im Juni 2016 waren es 3,13 Mio. und im Juni 2017 bereits 3,26 Mio.

Stress: Wird ein Runder Tisch bis Ende 2018 Lösungen liefern?

Bereits in der vergangenen Legislaturperiode hatte sich die damalige Bundesarbeitsministerin, Andrea Nahles, für eine Anti-Stress-Verordnung ausgesprochen. Umgesetzt wurde sie allerdings nicht. Ein Runder Tisch des Bundesarbeitsministeriums zusammen mit Gewerkschaften und Arbeitgebern wollte jedoch bis Ende 2018 Möglichkeiten zum Schutz der psychischen Gesundheit im Job erarbeiten.

GroKo will erst einmal Studien auswerten

Bis zu einer Verordnung kann es noch eine Weile dauern. Laut dem Koalitionsvertrag wollen CDU, CSU und SPD den Arbeitsschutz vor allem auf die Herausforderungen der Digitalisierung überprüfen. Außerdem sollen Studien der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hinsichtlich psychischer Erkrankungen ausgewertet werden.

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