Corona: Lehrkräfte leiden unter starker psychischer Belastung

Lehrer und Lehrerinnen leiden während der Corona-Pandemie zunehmend an Ängsten, Überstunden und Unsicherheit. Jede vierte Lehrkraft ist Burnout-gefährdet, wie eine Studie zur Lehrergesundheit belegt.

Woran Lehrkräfte zurzeit besonders leiden, haben Wissenschaftler vom Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung (IFT-Nord) in Kiel im Auftrag der DAK-Gesundheit analysiert. Dafür fand im Oktober eine Online-Befragung von 2.300 Lehrkräften verschiedener Schulformen in Nordrhein-Westfalen statt.

Ergebnisse sind bundesweit übertragbar

Die Ergebnisse stellen eine Bestandsaufnahme über die Mehrbelastung von Lehrkräften in Corona-Zeiten dar und machen auf den Handlungsbedarf aufmerksam. Da die Bedingungen und Herausforderungen bundesweit größtenteils vergleichbar sind, lässt sich das Untersuchungsergebnis auf andere Bundesländer übertragen.

Gesundheitsrisiken und Arbeitsbelastung sind gestiegen

  • 90 % der Lehrkräfte gaben an, dass der Unterricht im Vergleich zum Vorjahr deutlich anstrengender geworden sei. Denn es kostet sowohl Energie die Corona-Maßnahmen bei den Schülern durchzusetzen, als auch die eigene Gesundheit zu schützen und den Ausfall von Kollegen auszugleichen.
  • 84 % haben das Gefühl, Corona-bedingt mehr zu arbeiten. Diese Wahrnehmung trügt nicht: Im Schnitt fällt jede Woche fast ein Arbeitstag zusätzlich an. So leisten Lehrer zurzeit 6 Überstunden wöchentlich, die Schulleitungen sogar 9 Stunden.
  • 80 % empfinden die Corona-Situation als eine Belastung für die Schüler.
  • 78 % machen sich Sorgen wegen der Lernfortschritte der Schüler.
  • 65 % machen sich Sorgen um ihre eigene Gesundheit. Viele davon haben Angst, zur Schule zu gehen und sich dort bei den Schülern mit dem Corona-Virus anzustecken. Die Hygienemaßnahmen reichen zumindest für die subjektive Wahrnehmung nicht aus.

Burnout-Gefährdung ist um ein Vielfaches gestiegen

  • 28 % der Lehrkräfte sind deutlich emotional erschöpft und zeigen Burnout-Symptome. Die aktuelle Situation „befeuert“ die Symptome. Vor der Corona-Pandemie wurde die Zahl der Burnout-Betroffenen im Schuldienst bei 3-5 % vermutet.

Eine weiterführende Analyse zeigte, dass weibliches Lehrpersonal, Schulleitungen und Befragte mit Angst um die eigene Gesundheit sowie Personen mit einer ausgeprägten emotionalen Erschöpfung durch die Corona-Situation am stärksten beeinträchtigt werden.

Lehrkräfte machen konkrete Vorschläge für bessere Arbeitsbedingungen

Die Corona-Krise wird noch länger dauern. 80 % der Lehrkräfte belastet die Unsicherheit der kommenden Monate. Damit die Lehrerinnen und Lehrer gesund bleiben und eine gute Bildung der Schüler gesichert ist, muss sich deren Arbeitssituation verbessern. Die Lehrkräfte wünschen sich in der Corona-Krise vor allem:

  • klare und einheitliche Vorgaben vom Ministerium,
  • generell höheren Arbeitsschutz,
  • ausreichend Schutzmittel,
  • Entlastung und Pausen,
  • Eine gute Ausstattung mit technischen bzw. digitalen Geräten sowie
  • mehr Fortbildungen zum Distanzlernen und zum digitalen Lernen.
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