Wichtig

Unterschiedliche Arten des Wärmetransports

Um Klimaprobleme in Räumen verstehen zu können, z. B. anhaltende Unbehaglichkeit trotz ausreichender Lufttemperatur oder Zugeffekte ohne erkennbare Luftbewegungen, ist es wichtig zu wissen, dass Wärme auf 3 ganz unterschiedlichen Wegen transportiert werden kann:

  • Wärmeleitung durch einen Körper (gut leitende Körper wie Metall fühlen sich daher kalt an, schlechte Leiter wie Styropor warm);
  • Wärmestrahlung – erfolgt ohne ein Übertragungsmedium, auch im luftleeren Raum (Heizkörper oder Sonne strahlt warm, Fensterflächen oft kalt);
  • Konvektion – Transport von Wärme über ein Medium wie Luft oder Flüssigkeit ("echter" Zug unter einer undichten Tür, Warmluftgebläseheizung).

3.1 Oberflächentemperaturen

Die gefühlte Temperatur an einem Punkt im Raum wird neben der vorhandenen Lufttemperatur auch von der von umgebenen Körpern abgegebenen Wärmestrahlung bestimmt. Bei Raumklimaproblemen wirken sich häufig kalte Oberflächen nachteilig aus. Typisch sind schlecht isolierte Wände oder Fußböden und große Fensterflächen.

Um die Auswirkung der Kältestrahlung auszugleichen wird meist versucht, eine höhere Lufttemperatur einzustellen. Allerdings können lokale Strahlungskälteeffekte dadurch nicht überlagert werden. Im Ergebnis stellt sich eine extrem ungünstige und belastende Wärmeverteilung ein ("kalte Füße – heißer Kopf"). Am sinnvollsten ist es in solchen Situationen, an den Ursachen zu arbeiten (z. B. Fenster oder Wände besser isolieren). Wo das nicht möglich ist, können Abschirmungen helfen (z. B. Bodenmatte oder Teppich am Arbeitsplatz, Raumteiler zwischen Arbeitsplatz und Fenster).

3.2 Wärmeverteilung

Ungünstige Wärmeverteilung kann eine Folge von kalt strahlenden Flächen sein (s. o.), aber auch von Konvektion. Das kann z. B. bei Warmluftheizungen auftreten, wo sich u. U. die warme Luft oben staut, während unten (z. B. durch Zustrom von außen, aus wenig geheizten Treppenräumen o. Ä.) kalte Luftschichten stehen.

Unterstützt wird dieser Effekt, wenn Raumoberflächen und Material (z. B. in wenig genutzten/geheizten Räumen) nicht gleichmäßig mit der Lufttemperatur mit erwärmt werden. Wichtig ist, möglichst schon in der Planung Raumgröße und -nutzung mit Heiz- und Lüftungsmöglichkeit abzustimmen und Strukturen zu schaffen, deren Raumklima in den nötigen Grenzen beherrschbar ist.

3.3 Luftbewegung

Besonders der Strom kälterer Luftmengen, der von außen in einen wärmeren Raum eintritt, wird als äußerst unangenehm empfunden. Dadurch wird die Lufttemperatur vermindert bzw. wärmere Luft verdrängt. Außerdem wird u. U. dem menschlichen Körper ständig Wärme entzogen, was zu Gesundheitsbelastungen (z. B. Muskelverspannungen) führen kann. Zugluft entsteht z. B. durch Undichtigkeiten in der Raumaußenhülle oder durch Druckausgleichsströmungen in der Nähe von Aus- und Eingängen.

Zugeffekte können aber auch innerhalb eines Raums auftreten (z. B. durch Fallwinde an hohen Glasfassaden) oder sie beruhen nicht auf tatsächlichen Luftbewegungen, sondern kalter Strahlung (s. o.). Zugeffekte sind oft kaum messtechnisch zu erfassen, weil schon sehr geringe Luftbewegungen bei entsprechenden Temperaturdifferenzen die beschriebenen Effekte auslösen können. Ursachenforschung geht hier vor Messungen.

 
Wichtig

Wohlfühlklima ist mehr als nur Physik

Auch wenn sich Klimaparameter mit entsprechender Sorgfalt detailgenau bestimmen lassen – Behaglichkeit am Arbeitsplatz ist leider keine exakte Messgröße. Beleuchtung und Farbgestaltung wirken sich z. B. unmittelbar auf das Klimaempfinden aus: Mit Leuchtstofflampen erleuchtete, aber auch dunkle Räume werden z. B. als kühler wahrgenommen, während bestimmte Farbtöne einen Raum wärmer erscheinen lassen.

Auch die psychische Situation, in der ein Raumnutzer sich sieht und die die ganze Bandbreite positiver und negativer Gefühle und Stimmungen mit sich bringen kann, wirkt sich auf die Klimawahrnehmung aus und kann nicht zuletzt auch eine wesentliche Ursache der mit Raumklimaproblemen in Zusammenhang gebrachten Gesundheitsbelastungen sein. Das Wissen um diese Zusammenhänge entbindet nicht davon, vermuteten Klimaproblemen auf den Grund zu gehen und wo möglich Abhilfe zu schaffen. Es hilft aber, manche unerwartete Reaktion oder Einschätzung in solchen Situationen zu verstehen.

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