Im Hinblick auf den Stand der Technik gibt es verschiedene Möglichkeiten zur Umsetzung der Bürodynamik in der Praxis. Es empfiehlt sich eine Kategorisierung und Priorisierung nach dem etablierten TOP-Prinzip (Technik, Organisation, Person). Das TOP-Prinzip beschreibt die optimale Vorgehensweise zur Eliminierung von Gefährdungen am Arbeitsplatz durch ein Unternehmen. Gefährdungspotenziale sollen möglichst in folgender Reihenfolge entfernt werden, um die Erfolgschancen zu maximieren und den Umsetzungsaufwand zu minimieren:

  1. Technik: Einsatz von technischen Hilfsmitteln zur Gefährdungsbekämpfung. Im Rahmen der Bürodynamik bedeutet dies, dass Geräte eingesetzt werden, die eine erhöhte körperliche Aktivität während der Arbeit erlauben, z. B. von dynamischen Sitzkonzepten über Sitz-Steh-Lösungen mit Bewegungsboard bis zu Pedalier- und Laufbandkonzepten.
  2. Organisation: Änderung der Arbeitsprozesse im Unternehmen mit dem Ziel, mehr Bewegung in den Arbeitsalltag zu integrieren, z. B. durch die verteilte Aufstellung der Büroinfrastruktur, die zu längeren Laufwegen zwingt, Stehungen statt Sitzungen oder Besprechungen im Freien beim Gehen (Walk and talk).
  3. Person: Betroffene Personen dazu bringen, mehr körperliche Aktivität in ihren Tagesablauf zu integrieren, z. B. Fahrrad statt Auto – beispielsweise mit vom Betrieb geförderten Fahrrädern/E-Bikes – oder Treppen steigen statt Aufzug fahren.

3.1 Dynamische Sitzkonzepte – dem Sitzen das Gehen beibringen

Stillsitzen widerspricht dem Lebensprinzip Bewegung. So muss Bewegung ins Sitzen kommen durch dynamisches Sitzen.

Dynamisches Sitzen ist das Sitzen auf einem Bürostuhl mit einem Sitzkonzept, das dem Menschen im Sitzen durch ein dynamisches Sitzträgersystem häufige, vielfältige und natürliche Bewegungen und Haltungswechsel ermöglicht. Das System sollte so ausgelegt sein, dass ein statisches Sitzen nicht möglich ist. Die Dynamik wird i. d. R. durch Gewichtsverlagerungen erzielt, die durch die Nutzung der verschiedenen Grundprinzipien, wie Kipp-, Ball- oder Pendel-Prinzip, und Mischformen davon oder über kinematische Lösungen erreicht wird.

3.2 Sitz-Steh-Dynamik – aufstehen um sich zu bewegen

Der Wechsel macht's – Sitz-Steh-Dynamik ist der häufige Wechsel zwischen Sitzen, Stehen und Bewegen bei der Displayarbeit mit dem Ziel, die einseitige Belastung durch langes Sitzen zu vermeiden. Sitz-Steh-Dynamik ist der zentrale Baustein für mehr Bewegung im Büro (Bürodynamik), denn wer nicht aufsteht, kann sich nicht bewegen. "Aufstehen, um sich zu bewegen" – so muss der Paradigmenwechsel überschrieben werden – statt "aufstehen, um sich zu setzen". Davon zu unterscheiden ist die Steh-Sitz-Dynamik. Hier geht es um den Wechsel vom Stehen zum Sitzen mit dem Ziel, die einseitige Belastung durch langes Stehen zu vermeiden. Die beste Möglichkeit aus dem Teufelskreis Sitzen auszubrechen, ist der Wechsel zwischen Sitzen, Stehen und Bewegen – nur das bringt den gesundheitlichen Gewinn. Sitz-Steh-Dynamik und Steh-Sitz-Dynamik beugen hier durch gezielte Bewegungsförderung bei der Arbeit vor.

3.3 Sitzend gehen und gehend stehen – statt starre Fußstütze

Die Fußstütze, ein "Muss" bei sehr kleinen Personen, wird durch neue Produkte (vgl. Abb. 1 und 2) beweglich und ermöglicht ein "sitzendes Gehen" bzw. ein "gehendes Stehen".

Abb. 1: Gymba ermöglicht ein sitzendes Gehen und gehendes Stehen[1]

Wenn Sitzungen zu Stehungen werden, ermöglichen diese Lösungen ein gehendes Stehen (Abb. 2).

Abb. 2: So kann jede Stehzone den Mitarbeiter nicht nur ins Stehen, sondern auch aktiv ins Gehen bringen[2]

3.4 Aktive Arbeitsplätze

Das Ziel technischer Ansätze im Rahmen der Bürodynamik zur Veränderung der Verhältnisse im Unternehmen ist eine Änderung der Verhaltensweise der Mitarbeiter hin zu einer Erhöhung der körperlichen Aktivität möglichst parallel zur Arbeit. Voraussetzung dafür ist, dass die eingesetzten Geräte

  • für die Büroumgebung geeignet sind,
  • die Arbeitsleistung in ausreichendem Maß erlauben und
  • den Energieverbrauch signifikant erhöhen.

Diese Voraussetzungen werden von folgenden technischen Lösungen erfüllt:

  • Pedalierkonzepte für den Schreibtisch und
  • Laufband-Schreibtisch-Kombinationen.

3.4.1 Pedalierkonzepte

Bei Pedalierkonzepten tritt der Anwender parallel zum Arbeiten wie beim Fahrradfahren in die Pedale. Zum Einsatz kommen hierbei speziell für die Büroumgebung entwickelte Fahrradergometer, wie z. B. der FitSeat (Abb. 3). Durch die Tretbewegung erhöht sich der Energieverbrauch um das bis zu 3,3-fache im Vergleich zum Sitzen,[1] ohne dass die Arbeitsleistung eingeschränkt wird.[2]

Abb. 3: Pedalieren nicht nur am Stehtisch, sondern mit mobilem Stehpult flexibel im Raum und von mehreren Personen nutzbar; Besprechungen am Stehtisch sind gesünder und produktiver[3]

Das wiederkehrende Treten ist nicht bewusstseinspflichtig und der Bewegungsablauf ist vom richtigen Fahrradfahren, vom Spinning oder Fitnessrad bereits automatisiert.

Es sind grundsätzlich 2 Varianten zu unterscheiden:

  1. Sitzende Produkte sind auch aus dem Fitnessbereich bekannt, wo jedoch keine vorgeneigte Arbeitshaltung gefordert ist.
  2. Stehende Produkte haben den Vorteil der gewohnten Hebelverhältnisse.

Aus einem 6-w...

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