Zusammenfassung

 
Überblick

Wir sind mobiler mit unserer Kommunikation, wir sind vernetzter und immer erreichbar, wir arbeiten agiler zusammen, aber wir sind nicht bewegter. Dauersitzen wie Dauerstehen entsprechen nicht dem menschlichen Lebensprinzip Bewegung, das auf den Wechsel ausgelegt ist. Wenn es schwer ist, den Sitzanteil zu reduzieren, muss Bewegung ins Sitzen gebracht werden. Es gilt, dem Sitzen das Gehen beizubringen. "Sitzend gehen" bzw. "stehend gehen" ist das Motto zur Lösung. Die fehlende Bewegung des Gehens muss sowohl in den Stuhl als auch an Steharbeitsplätze gebracht werden.

Gesundes Sitzen ist dynamisches Sitzen auf beweglichen statt starren Sitzträgern. Sitzen ist Einstellungssache – nicht nur beim Einstellen des Stuhls, sondern bereits bei der Entscheidung für das dynamische Sitzkonzept, das im zu beschaffenden Stuhl integriert ist.

Der Beitrag schaut hinter die Verblendungen der Sitzträger. Er versucht die verschiedenen Konzepte nach den grundsätzlichen Prinzipien mit ihren Wirkmechanismen zu gliedern und die Wirkmechanismen mit den Vor- und Nachteilen zu beschreiben.

1 Warum wir dynamische Sitzkonzepte benötigen

"Wir stehen auf, um uns zu setzen". Der Mensch ist vom Homo sapiens zum Homo sedens geworden.

1.1 Die Zahlen zeigen: "Sitzen macht krank"

Nilofer Merchant bemerkte im Januar 2013 im Harvard Business Review "sitting-is-the-smoking-of-our-generation".[1] Im Portal "Zeit Online" war bereits im November 2012 zur Büroarbeit zu lesen: "Wer lange sitzt, ist früher tot".[2] Muss dann jeder Stuhl mit der Aufschrift "Sitzen gefährdet die Gesundheit" ausgeliefert werden?

Nein. Sehen wir es positiv, damit kommt eine wichtige Diskussion über unsere Sitzgesellschaft in Gang, die die Forderung nach mehr Bewegung in Arbeit und Freizeit unterstützt. Die Techniker Krankenkasse untersuchte in der TK-Studie: "Beweg Dich, Deutschland"[3] das Bewegungsverhalten der Menschen in Deutschland.

 
Wichtig

Ergebnisse der Studie: Sitzen macht krank

Eine Stunde zu viel: Der Durchschnittsdeutsche sitzt 7 Stunden am Tag. 30 % sitzen sogar 9 Stunden und länger.

Alltägliche Wege

  • Für die Mehrheit der Deutschen gilt: Auto und Bahn statt Fahrrad und Fußweg.
  • Zu wenig fürs Wohlbefinden: Höchstens eine halbe Stunde zu Fuß unterwegs, statt eine Stunde, die für passend empfunden wird.
  • Zu lange Wegstecken (53 %), Zeitmangel (46 %), körperliche Einschränkungen (25 %) und mangelnde Motivation (23 %) sind die Hinderungsgründe.

Freizeit

  • Der Bildschirm liefert Bewegung, doch die Zuschauer bleiben sitzen. Bildschirm raubt Bewegungszeit.
  • Entspannung am Strand statt Aktivurlaub.
  • Eine Stunde zu viel: Der Durchschnittsdeutsche sitzt 7 Stunden am Tag.

Bewegungsmangel im Job[4]

Sport

  • Sportmuffel haben die Mehrheit übernommen. Nicht einmal jeder zweite Deutsche (46 %) treibt Sport.
  • Einmal in Bewegung – immer in Bewegung, aber Antisportler sind abgekoppelt.
  • Die häufigsten Ausreden sind die fehlende Motivation (45 %), Krankheiten und körperliche Einschränkungen (37 %) sowie Zeitmangel aus beruflichen Gründen (33 %) und Stress im Privatleben (26 %).

Männer und Frauen

  • Männer sind Einzelkämpfer, Frauen Teamsportler.

Bewegungsverhalten zieht sich durch alle Lebensbereiche Bewegung und Gesundheit

  • Je bewegter das Leben, desto gesünder.
  • Je schlechter der Gesundheitszustand, desto lauter meldet sich das Gewissen: So sagen 6 von 10 Befragten, die gesundheitlich angeschlagen sind, dass sie sich eher zu wenig bewegen.

Abb. 1: Der Bildschirm fesselt uns an den Stuhl und die Couch. Folge: Wir bleiben sitzen – auch auf unseren Rückenproblemen[5]

Sitzen ist damit ein unabhängiger Risikofaktor in unserer Gesellschaft.

[2] http://www.zeit.de/karriere/beruf/2012-10/sitzen-gesundheit-arbeit. Eine spanische Studie fand sogar heraus, dass diejenigen, die mehr als 42 Stunden pro Woche sitzen, ein um 31 % höheres Risiko für psychische Erkrankungen haben. Sitzen macht sogar depressiv.
[4]

Vgl. Abschn. 1.3.

[5] Quelle: Techniker Krankenkasse.

1.2 Büroarbeit: Risikofaktor für das Herz

"Wer lange sitzt, stirbt früher" – so eine Studie der Universität Sydney[1], die insbesondere diejenigen warnt, die mehr als 11 Stunden täglich sitzen.

 
Wichtig

Woher kommt der tödliche Effekt des Dauersitzens?

Der Bewegungsmangel schwächt Herz und Kreislauf durch eine eingeschränkte Durchblutung. Untrainierte Blutgefäße neigen eher zu verkalken. Die Muskelfasern wandeln sich von fettverbrennenden Muskeln in Ruhemuskeln, die überwiegend Zucker verbrennen. In der Folge steigen die Blutfette, wie das krank machende (LDL-)Cholesterin, an. Die Konzentration der fettverbrennenden Enzyme sinkt – und damit verfetten Herz, Leber und auch Darm. Über eine Insulin-Resistenz löst dies dann einen Diabetes Typ 2 aus. Das geschwächte Herz-Kreislauf-System ist so erheblich anfälliger für einen Herzinfarkt.

Die gute Nachricht: Anders als beim Rauchen, wo nur Aufhören hilft, gibt es eine einfache Lösung. Bereits ein kurzes Bewegungsintervall von 15 Minuten alle 3 Stunden wirkt der ungesunden Wirkung des Sitzens entgegen.

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