Für das barrierefreie Erreichen einer Arztpraxis und einer entsprechenden Behandlung mobilitätseingeschränkter Patienten ist folgende Checkliste hilfreich:[1]

 

Maßnahmen zur Beratung und Behandlung mobilitätseingeschränkter Patienten in einer barrierefreien Arztpraxis

Lfd. Nr. Art der Behinderung des Patienten/Aktionsbereich Beeinträchtigungen, Probleme Regelwerk T-O-P-Maßnahmen
1 Körperlich-, seh- und hörbeeinträchtigter Patient im Elektrorollstuhl mit kognitiven Einschränkungen
1.1 Zugangswege bis zum Warteraum

Unfallgefahr, Verletzungen und Beeinträchtigungen durch

  • fehlende Beschilderung und Markierung
  • unzureichend dimensionierte Stellplätze
  • Unebenheiten der Zugangswege zum Gebäude
  • zu überwindende Treppen und Schwellen
  • unzureichende Bewegungsflächen im Aufzug
  • fehlende behindertengerechte Gestaltung des Anmelde- und Wartebereiches

BetrSichV

ArbStättV

ASR A1.3

ASR A1.8

ASR A2.2

ASR A2.3

ASR V3a.2

DGUV-I 207-019

DGUV-I 207-022

DGUV-I 215-111

DGUV-I 215-112

Technische Maßnahmen:

  • Barrierefreie Gestaltung von Behinderten-Parkplätzen

    • Absenkung der Borde auf 3 cm
    • Doppelstellplatz ≥ 6 m breit und 5 m lang quer zur Fahrtrichtung
    • Längsparkplatz ≥ 2,50 m breit, ≥ 7,50 m lang
    • Bewegungsfläche neben Fahrzeug 1,50 m breit
  • Zugang zum Gebäude

    • Türklingel, ggf. Wechselsprechanlage, Lichtschalter in Höhe von 0,85–1,05 m
    • ebenerdig begehbar oder anlegbare Rampe bei Treppenstufen
    • Türbreite ≥ 0,90 m
  • Aufzug

    • Grundfläche Fahrkorb 1,10 m x 1,40 m
    • Fahrschachttür an Schmalseite ≥ 0,90 m breit
    • beidseitig Handläufe in 0,85 m Höhe
    • Bedientaster innen und außen mit erhabener, ertastbarer großer Schrift und optischen/akustischen Infos
    • Notfalltaster 2-Sinne-Prinzip
    • eingelassener Klappsitz
    • Schriftgröße auf Bedientableau zwischen 15 und 40 mm
  • Orientierungshilfen im Fußboden und an Treppen

    • kontrastreiche, taktil wahrnehmbare Bodenelemente
    • Markierung erster und letzter Treppenstufe
    • vor und nach Treppe 0,60 m tiefe Aufmerksamkeitsfelder
  • Toiletten

analog Abschn. 2.9

Organisatorische Maßnahmen:

  • Angabe von Faxnummer oder E-Mail zur Kontaktaufnahme
  • Abholen gehörloser Patienten am Empfang (Gegensprechanlage oder akustische Aufrufe wirkungslos)

Personenbezogene Maßnahmen:

  • Anmelden des Bedarfs eines Gebärdendolmetschers
1.2 Warte- und Behandlungsraum

Körperliche Beeinträchtigung insbesondere bei Patienten im Rollstuhl beim Anmelden aber auch im Behandlungszimmer des Arztes bedingt durch

  • fehlende behindertengerechte Gestaltung des Anmelde- und Wartebereiches
  • nicht angepasste Untersuchungsmöbel

Psychische Beanspruchung insbesondere bei Patienten mit kognitiven Einschränkungen durch

  • Schwierigkeiten in der Kommunikation zwischen Arzt und Patient
  • unzureichende Fachkenntnisse und Erfahrungen in Diagnostik und Behandlung
Gefahr von Fehldeutungen und demzufolge Fehlhandlungen durch Missverständnisse in der Kommunikation

BetrSichV

ArbStättV

ASR A1.3

ASR A1.5

ASR A1.8

ASR A2.2

ASR A2.3

ASR A3.4

ASR A3.5

ASR V3a.2

ArbMedVV

DGUV-R 108-003

DGUV-I 208-005

DGUV Empfehlung "Tätigkeiten mit Infektionsgefahr"

DGUV Leitfaden "Psychische Belastungen"

Technische Maßnahmen:

  • Praxisräume

    • Höhe Türschwelle ≤ 20 mm
    • abgesenkter Anmeldetresen
    • Verfügbarkeit induktiver Höranlage für hörbeeinträchtigte Patienten
    • Untersuchungsmöbel höhenverstellbar (z. B. gynäkologischer Stuhl, Zahnarztstuhl)
    • für Rollstuhlnutzer erforderliche Bewegungsfläche für das Umsetzen auf Behandlungsstühle
    • Verwenden sicherer Injektionssysteme, bei denen nach Benutzung die Kanüle automatisch durch eine Schutzvorrichtung abgedeckt wird

Organisatorische Maßnahmen:

  • Benutzung einfacher Sprache, großer Schrift, unterstützt durch anschauliche Bilder
  • direktes Ansprechen des Behinderten (nicht über Begleitpersonal)
  • Weiterbildung des medizinischen Personals zum besseren Erkennen des Kommunikationsbedarfs
  • ggf. Einbeziehen eines Gebärdendolmetschers
  • intensivere Betreuung des Patienten
  • Aufbau eines Blickkontaktes im Wartezimmer zur weiteren Kommunikation (Aufruf)
  • ggf. Arbeitsmedizinische Vorsorge nach DGUV Leitfaden "Psychische Belastungen", DGUV Empfehlung "Tätigkeiten mit Infektionsgefahr"

Personenbezogene Maßnahmen:

  • Nutzung des eigenen Handys für SMS bzw. Computers mit Internetzugang für E-Mail
[1] BGW: Gefährdungsbeurteilung in der Arztpraxis, BGW check 2013,

Bundesärztekammer/Kassenärztliche Bundesvereinigung: Arztpraxis mit wenigen Barrieren, 2019.

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