ISSB treibt Nachhaltigkeitsberichterstattung weiter voran
EU durch Reduzierung der Vorschriften nicht mehr führender Nachhaltigkeitsstandardsetter
Die EU reduziert gerade die Vorgaben für die Nachhaltigkeitsberichterstattung und macht damit den Platz als führender Standardsetter für die Nachhaltigkeitsbericherstattung in der Welt frei. Galten die ESRS Set 1 sowie die weiteren Aussichten auf branchenspezifische Standards als für viele Adressaten und Regulierungsregime noch bis vor kurzem als vorbildlich, wird durch die im Zuge der Bürokratieerleichterung geführte Diskussionen als Rückschritt empfunden. So hat die Europäische Kommission unter anderem die Entwicklung branchenspezifischer Standards durch die EFRAG gestoppt. In diese Lücke springen nun andere – teilweise bereits gut bekannte – Akteure, die die Nachhaltigkeitsberichterstattung schon länger eher auf der freiwilligen Ebene durch die Entwicklung oder Weiterentwicklung von Standards unterstützt haben.
In eigener Sache: Seminar-Tipp |
ESRS 2.0: Änderungen und Erleichterungen unter der Lupe Für die Nachhaltigkeitsberichterstattung in Europa haben die letzten Monate einiges an Veränderungen gebracht. Im Zuge der Omnibus-Initiative arbeitet die EFRAG seit dem Frühjahr 2025 an inhaltlichen Erleichterungen bzgl. der ESRS-Anforderungen. Ob Sie die Nachhaltigkeitsberichterstattung nach den „neuen“ European Sustainability Reporting Standards („ESRS 2.0“) in Ihrer Organisation einführen oder auf diese vereinfachten ESRS umstellen wollen oder Ihre Entscheidung noch nicht getroffen haben, hier sind Sie in jedem Fall richtig: Ihre erfahrenen Referierenden des Teams Sustainability Services der BDO AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft geben Ihnen praxistaugliche Orientierung zu den regulatorischen Änderungen. Erfahrungen aus der Umsetzung von ESRS Set 1 fließen ebenfalls ein. |
Übernimmt das ISSB die Vorreiterrolle der EU?
Der Entwurf (Exposure Draft) Proposed Amendments to the SASB des Standards International Sustainability Standards Board (ISSB) ist noch bis zum 30.11.2025 zur Konsultation veröffentlicht. Die 77 branchenspezifischen Standards der Non-Profit-Institution Sustainability Accounting Standards Board (SASB) gelten bislang als Maß der Dinge im internationalen Diskurs um eine Nachhaltigkeitsberichterstattung mit dem Ziel, branchenspezifische Aspekte, wie insb. Kennzahlen zu bestimmen und zu vereinheitlichen. Dadurch soll eine überbetriebliche Vergleichbarkeit gewährleistet werden. Erst dann haben die vielen Angaben eines Nachhaltigkeitsberichts einen Informationsnutzen, den insbesondere die Adressaten einfordern. Daher erscheint die vermeintlich einfache Lösung der Europäischen Kommission, einfach die branchenbezogenen Aspekte nicht weiter zu regulieren, auch zu kurz gegriffen – letztlich wird der Markt hier eine standardisierte Berichterstattung einfordern. Für die Anwender bedeutet dies, dass es zukünftig nicht ausreicht, nur die (vereinfachten) ESRS zu beachten, sondern es dürften weiterhin – wie auch schon bei der nichtfinanziellen Berichterstattung – viele weitere Standards verschiedenster Standardsetter faktisch zu beachten sein.
Das ISSB versucht hier Leitlinien zu geben und übernimmt die Vorreiterrolle von der EU, indem weiter an der (Weiter-)Entwicklung von Standards zur Vereinheitlichung der Nachhaltigkeitsberichterstattung gearbeitet wird. Die Beachtung der ISSB-Standards ist allerdings für die Unternehmen freiwillig.
Das Arbeitsprogramm des ISSB: Branchenspezifische Standards und weitere Entwürfe
Die Überarbeitung der SASB-Standards ist Teil des ISSB-Arbeitsprogramms 2024-2026 und soll Unternehmen bei der Anwendung von den beiden bislang veröffentlichten Standards IFRS S1 General Requirements for Disclosure of Sustainability-related Financial Information und IFRS S2 Climate-related Disclosures unterstützen. Dazu wurden zunächst die SASB-Standards für insgesamt 12 Industrien durch den ISSB priorisiert. Mit dem nunmehr veröffentlichten Entwurf werden folgende Änderungen vorgeschlagen:
- Umfangreiche Überarbeitung der SASB-Standards aller 8 Industrien aus dem Rohstoffsektor: Coal Operations, Construction Materials, Iron & Steel Producers, Metals & Mining, Oil & Gas – Exploration & Production, Oil & Gas – Midstream, Oil & Gas – Refining & Marketing, Oil & Gas – Services;
- Umfangreiche Überarbeitung des SASB-Standards Processed Foods; sowie
- Folgeänderungen (Targeted Amendments) an weiteren 41 SASB-Standards (insb. Metriken zu Treibhausgasemissionen, Energie- und Wasserwirtschaft, Arbeitsbedingungen, Arbeitssicherheit).
Zeitgleich wurde ein zweiter Entwurf „Proposed Amendments to the Industry-based Guidance on Implementing IFRS S2“ zur Konsultation veröffentlicht. Mit den darin vorgeschlagenen Änderungen soll eine Angleichung der IFRS S2-Guidance an die klimabezogenen Angaben in den überarbeiteten SASB-Standards gewährleistet werden.
Ein weiterer Konsultationsentwurf zur Überarbeitung der SASB-Standards für die Industrien Electric Utilities & Power Generators, Agricultural Products und Meat, Poultry & Dairy soll noch vor dem Jahresende 2025 folgen.
Der Zugang zur Projektseite des ISSB mit allen weiteren Informationen sowie dem Zugang zur Konsultation findet sich hier:
ISSB: Enhancing the SASB Standards
Die Unterlagen der öffentlichen Diskussionsveranstaltung des DRSC in Kooperation mit dem ISSB über die Überarbeitung der SASB-Standards (vom 23.10.2025) finden Sie hier.
In eigener Sache: Wie treibe ich Nachhaltigkeit im Unternehmen voran?
In der News-Reihe "Aktuelles zur Nachhaltigkeitsberichterstattung" fasst Herr Prof. Dr. Müller monatlich die neusten und relevantesten Entwicklungen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung prägnant für Sie zusammen. Weitere aktuelle Ausgaben:
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