Wenn Trockenheit den Strom verteuert

Die extreme Trockenheit in Europa trifft nicht nur Felder und Wälder – auch der Energiemarkt gerät unter Druck. Flüsse trocknen aus, Kraftwerke drosseln ihre Leistung, und die Preise steigen. Dazu kommen ein angespannter Emissionshandel und geopolitische Unsicherheiten. Patric Herzog empfiehlt: Unternehmen sollten sich jetzt für die kommenden Jahre absichern.

Das Frühjahr 2025 könnte das trockenste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen werden. Flüsse wie Rhein, Elbe und Donau führen nur noch wenig Wasser. Die Folgen sind dramatisch:

  • Weniger Kühlwasser: Kraftwerke müssen ihre Leistung reduzieren.
  • Logistikprobleme: Brennstoffe wie Kohle können nicht mehr per Schiff transportiert werden.
  • Weniger Wasserkraft: In Süddeutschland und Österreich ist die Produktion bis zu 30 Prozent eingebrochen.

Gleichzeitig steigt der Stromverbrauch: Klimaanlagen, Pumpen und Bewässerungssysteme laufen auf Hochtouren. Das treibt die Preise zusätzlich.

Dürre als Preistreiber

Die Auswirkungen spüren alle – Haushalte wie Unternehmen:

  • Haushalte zahlen im Schnitt 39,7 ct/kWh.
  • Neukunden kommen auf etwa 26 ct/kWh.
  • Industriekunden zahlen inzwischen 18,3 ct/kWh – über 7 Prozent mehr als 2024.

Besonders betroffen sind Regionen, in denen viel Kühlwasser oder Wasserkraft im Spiel ist. Der Energiemarkt reagiert empfindlich – und das Risiko weiterer Dürreperioden bleibt hoch.

Emissionshandel unter Spannung

Ein zweiter Preistreiber: der Emissionshandel. Die EU reduziert Jahr für Jahr die Menge verfügbarer Zertifikate. Ab 2026 droht ein Angebotsengpass – doch die Preise steigen schon jetzt. Fossile Kraftwerke benötigen Zertifikate. Werden diese teurer, steigen auch die Strompreise. Und die Nachfrage nach Zertifikaten nimmt zu – ein klassischer Teufelskreis.

Die Charttechnik bestätigt: Der Markt ist im Aufwärtstrend. Sowohl im 3-Tages- als auch im 9-Tages-Mittel wurden wichtige Widerstandsmarken überschritten. Ein klares Signal für steigende Preise.

Geopolitik als Unsicherheitsfaktor

Dritter Risikofaktor: die Weltpolitik.

  • USA: Der Handelskonflikt mit Washington bleibt ein Unsicherheitsfaktor.
  • Ukraine: Der Krieg treibt die Energiekosten in Europa.
  • Nahost: Instabile Verhältnisse beeinflussen Öl- und Gaspreise weltweit.

Alle drei Konflikte wirken indirekt auf die Strommärkte – über Rohstoffpreise, Handelsrouten und politische Entscheidungen. Die Lage bleibt volatil.

Drei Strategien gegen den Preisdruck

In dieser Gemengelage empfehle ich: Nicht abwarten, sondern gezielt vorgehen. Für Unternehmen mit Terminmarktverträgen bietet sich jetzt eine Teilmengenerhöhung an.

Wer langfristig plant, sollte auf drei Säulen setzen:

  1. Diversifizieren: Photovoltaik und Windkraft machen unabhängiger vom Wetter.
  2. Speichern: Batteriesysteme und Speicherlösungen sichern Versorgung und Preisstabilität.
  3. Effizienz steigern: In Gebäuden, Maschinen und Prozessen. Jede Kilowattstunde zählt.

Fazit: Wer jetzt handelt, spart später

Der Energiemarkt steht unter Druck: Klima, Politik und Zertifikate treiben die Preise. Unternehmen, die jetzt strategisch beschaffen, sichern sich günstigere Einkaufspreise für die kommenden Jahre – und verschaffen sich einen Vorsprung in unsicheren Zeiten.


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