Rekordhoch an Krankenhausoperationen

Ob eine neue Hüfte, die Behebung von Nasenproblemen oder eine Mandelentfernung: In deutschen Kliniken wird gut, gern und viel operiert. Im letzten Jahr operierten Die Krankenhäuser sogar so oft, wie nie zuvor. Die Gründe für die hohe Anzahl an Krankenhausoperationen sind unklar.

Rund 15,7 Millionen Mal griffen die Chirurgen bei ihren stationären Patienten zum Skalpell, wie das Statistische Bundesamt am 24.10.2013 in Wiesbaden mitteilte. Dabei kamen vor allem Patienten im Rentenalter unters Messer.

Operation der über 65 jährigen

Wie schon im Jahr zuvor entfielen 41,9 % der Eingriffe auf Menschen über 65 Jahre. Sie bekamen meist künstliche Hüftgelenke eingesetzt oder wurden am Darm operiert.

Krankenhausoperationen laut Staistik

Bei den 45- bis 64-Jährigen spielten Gelenk-Operationen und der Meniskus die größte Rolle. Bei Frauen bis zu 44 Jahren hatten die meisten OPs mit einer Entbindung zu tun; bei Männern wurden am häufigsten Probleme mit der Nase behoben. Bei Kindern wurden meist die Mandeln im Hals entfernt und das Trommelfell durchstochen. Die Gründe für den seit Jahren anhaltenden Anstieg der Operationen erheben die Statistiker nicht.

Verdacht: OP aus ökonomischen Erwägungen

Doch die Politik reagiert auf diese Situation. Nächste Woche will die Arbeitsgruppe Gesundheit von Union und SPD ihre Verhandlungen beginnen. Probleme bei den Kliniken dürften nach den bisherigen Ankündigungen auf die Tagesordnung kommen. So hatte der Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach, der die Verhandlungen für die SPD leitet, schon im März Reformpläne vorgelegt. Denn Patienten könnten nicht sicher sein, dass Entscheidungen von Ärzten allein auf medizinischen Gründen beruhen. "Sie sind der Gefahr ausgesetzt, dass aus ökonomischen Erwägungen heraus unnötig operiert wird."

Krankenhäuser operieren zu früh

Auch der CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn, zeigte sich in der Vergangenheit problembewusst: "In Deutschland wird zu oft und zu früh operiert, etwa bei Bandscheiben-Vorfällen oder Knie-OPs." Im Interesse von Patienten und Beitragszahler solle das Problem gemildert werden.

Abhilfe gegen zu viele Operationen

Zumindest gegen Chefarzt-Boni für viele Eingriffe hat die scheidende Koalition schon etwas gemacht. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft musste Empfehlungen herausgeben, "die sicherstellen, dass Zielvereinbarungen, die auf finanzielle Anreize bei einzelnen Leistungen abstellen, ausgeschlossen sind", hieß es im entsprechenden Gesetz. Dies geschah im Mai.

Rolle der Operationen im Krankenhausumsatz

Doch Experten zweifeln daran, dass dies reicht, solange sich die Operationen für die im Konkurrenzkampf stehenden Kliniken direkt im Krankenhausumsatz niederschlagen. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) riet, dass die Kliniken in Deutschland mehr nach dem Erfolg von Behandlungen bezahlt werden sollen. Doch wann ist eine Klinik erfolgreich? Es gibt zwar jährliche Qualitätsberichte. Doch selbst die zuständigen Experten beim Gemeinsamen Bundesausschuss von Krankenkassen, Kliniken und Ärzten räumen ein, dass die Ergebnisse für eine Reform hin zur Bezahlung nach Qualität noch nicht reichen. So müsste dafür auch das weitere Schicksal der Patienten nach der Entlassung bewertet werden.

dpa
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