Spartipps für Hartz IV-Empfänger per Comic
An einer Broschüre des Jobcenters im schleswig-holsteinischen Kreis Pinneberg scheiden sich die Geister. Die einen halten die Spartipps für Hartz IV-Empfänger für weltfremd, die Bundesagentur für Arbeit verteidigt das Heft.
Spartipps für Hartz IV-Empfänger
Vegetarier werden, Steine in Spülkästen legen, Möbel vom Dachboden versteigern: . "Das sind Tipps, die auch in vielen Zeitungen und Zeitschriften zu finden sind", sagte eine BA-Sprecherin am 18.7.2013. Zudem sei das Heft zum größeren Teil hilfreicher Ratgeber für Behördengänge. Zuvor hatte eine Zeitung über die Broschüre berichtet.
Keine Anrechnung von Hausrat Verkäufen bei Hartz IV
Die im Kreis Pinneberg bei Hamburg erschienene Broschüre erzählt in Comics die Geschichte der fiktiven vierköpfigen Familie Fischer.
Vater Knut muss Arbeitslosengeld II beantragen, zusammen mit Frau und Kindern beschließt er zum Beispiel, auf Fleisch zu verzichten. "Ich will sowieso Vegetarier werden", wird Tochter Lara zitiert - sie ist "bester Laune". Wenig später verkauft die Familie 11 Jahre alte Möbel im Internet. "Wahnsinn!", brüllt Vater Knut, als ein Schrank weggeht. Sohn Ben erklärt, dass Verkäufe aus dem Hausrat nicht angerechnet würden - anders als Gemälde oder Schmuck.
Hartz IV-Empfänger als Leser ernst nehmen
Tipps und verständliche Sprache seien grundsätzlich gut, sagte der Sozialreferent der Caritas Schleswig-Holstein, Norbert Schmitz. "Nur sollte das Ganze dann auch so gestaltet sein, dass es der Lebensrealität entspricht und sich potenzielle Leser ernst genommen fühlen", kommentierte er die Broschüre. Das sei hier nicht der Fall.
"Solche Unterhaltungen finden in deutschen Haushalten statt", verteidigte hingegen die BA-Sprecherin den Stil. Zudem sei der Kreis Pinneberg nicht der erste mit der Idee. Auch BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt lobte die Broschüre.
Kritik wird von Arbeitsagentur berücksichtigt
Angesichts der Entrüstung im Netz kündigten die Verantwortlichen an, die Kritik in eine mögliche neue Ausgabe einfließen zu lassen.
"Wenn einige Dinge nicht so rüber gekommen sind, wie es geplant war, werden wir dem bei einer neuen Version des Ratgebers Rechnung tragen", erklärte ein Sprecher des Kreises Pinneberg
Dennoch brachte die jüngste Diskussion die Nachfrage erst richtig in Schwung. Laut Jobcenter wurde sie bis zum 18.7.2013 (Mittag) über 15.000 Mal heruntergeladen. Bis zum 17.7.2013 seien es weniger als 200 Downloads gewesen. Bilden Sie sich selbst eine Meinung zu der Broschüre der Arbeitsagentur.
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