Interview mit BPM-Präsidentin Inga Dransfeld-Haase

Krieg, Inflation, Rezession. HR steht angesichts der Krisen vor großen Herausforderungen, die im Fokus des Personalmanagementkongresses des Bundesverbandes der Personalmanager*innen (BPM) standen. Wie der Verband Personalerinnen und Personaler jetzt unterstützt und künftig in der HR-Szene Impulse setzen will, erklärte die Präsidentin des BPM, Inga Dransfeld-Haase. 

Haufe Online Redaktion: Wenn Sie auf das vergangene Jahr beim Bundesverband der Personalmanager*innen zurückblicken. Sind Sie zufrieden?

Inga Dransfeld-Haase: Absolut. Es war ein erfolgreiches Jahr. Wir haben unseren Anspruch erfüllt: 150 Euro – so viel kostet eine Vollmitgliedschaft im Kalenderjahr – trafen auf 150 Veranstaltungen. Alles in einer guten Mischung aus virtuellen Formaten und Angeboten in Präsenz. Der Höhepunkt des Jahres war unser Kongress und die "Nacht der Personaler*innen". Die Mitglieder haben dem entgegengefiebert. Es war wirklich schön, mit den Kolleginnen und Kollegen endlich wieder ungezwungen zu feiern und sich austauschen zu können.

150 Veranstaltungen beim BPM

Haufe Online Redaktion: Was sind Beispiele aus dem Aktivitätenspektrum des BPM?

Dransfeld-Haase: Mit #WOL4HR aus unserer Arbeitsgruppe New Work standen wir auf dem Siegertreppchen des New Work Awards von Xing. Rund 500 Teilnehmende haben sich über einen Zeitraum von zwölf Wochen vernetzt, und sich für komplexe Zeiten gerüstet. Wir haben uns auch an zwei Studien beteiligt – zu HR-Kompetenzen im Aufsichtsrat und zu der Frage, welchen Anforderungen Führungskräfte mit dem Stichwort Leadership in der neuen Arbeitswelt gegenüberstehen. Zudem haben wir unsere Internetpräsenz komplett modernisiert, um noch attraktiver für neue Mitglieder zu werden. Alles, was wir anbieten und auf die Beine stellen, passiert im Ehrenamt. Das macht den besonderen Reiz aus und ist Teil unserer DNA.

BPM bietet Vernetzung und praktische Hilfe

Haufe Online Redaktion: Als Verband aus Ehrenamtlichen – wie groß ist die Wirkmacht des BPM?

Dransfeld-Haase: Wir verstehen uns als Verband der Menschen. Wir stehen in der Mitte, zwischen Betrieb und Mitarbeitenden. Unsere Aufgabe ist es, unseren Mitgliedern eine starke Stimme zu geben. Unsere Wirkmacht ist es, eine HR-Community mit Expertinnen und Expertinnen für vielfältige HR-Themen zu bieten. Es geht darum, unseren Mitgliedern praktische Hilfe zu geben, indem wir Angebote zur Umsetzung – wie aktuell etwa zum Nachweisgesetz oder zu Leadership – machen. Dafür gibt es unsere elf Fach- und acht Regionalgruppen, die eine große Bandbreite an Themen abdecken. Wir ermöglichen als Verband vielfältige Vernetzungsmöglichkeiten vor Ort und zu ganz spezifischen Themen.

"Unsere Aufgabe ist es, unseren Mitgliedern eine starke Stimme zu geben." - Inga Dransfeld-Haase

Haufe Online Redaktion: Welche Botschaft wollten Sie beim Kongress senden?

Dransfeld-Haase: Wir möchten unserer Community Kraft und Rückhalt in einer Zeit der Krisen vermitteln. Kaum haben wir die Hochphase der Pandemie hinter uns gelassen, beginnt Russland einen fürchterlichen Krieg, der - neben viel menschlichem Leid - auch eine Energiepreiskrise und gestörte Lieferketten zur Folge hat. Hinzu kommt ein sich verschärfender Mangel an Fach- und Arbeitskräften, der unsere Unternehmen zusätzlich ausbremst. Unsere Botschaft auf dem Kongress in diesem Jahr ist: Wir lassen uns nicht erschüttern. Der Kongress hat sich vorgenommen, Resilienz in der HR-Welt zu fördern, um den multiplen Krisen zu begegnen. Personalerinnen und Personaler erleben gerade eine herausfordernde Zeit. Wir werden mehr denn je gebraucht, um unsere Unternehmen zusammen mit den Beschäftigten sicher durch die Krisen zu führen.

HR muss in der Krise menschenzentriert agieren

Haufe Online Redaktion: Was kann HR denn tun?

Dransfeld-Haase: Verhandlung mit Augenmaß führen, tragfähige Kompromisse aushandeln und sich um die Menschen kümmern, damit sie nicht müde werden von dem, was um sie herum passiert. Jeden Einzelnen trifft die Krise beruflich und privat in ganz unterschiedlicher Stärke. Indem wir uns einen breiten Blick auf alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bewahren, halten wir das Unternehmen beisammen und sprichwörtlich am Laufen.

Recruiting, Employer Branding und Mitarbeiterbindung fördern

Haufe Online Redaktion: All die Krisen standen auch stark im Fokus des Kongresses. Welche weiteren Themen erachten Sie für wichtig?

Dransfeld-Haase: Für mich ist es ein Dreiklang an Herausforderungen. Erstens: Recruiting und Employer Branding. Denn der Fachkräftemangel ist längst real, was den zweiten Punkt begründet. Es braucht Re- und Upskilling: Kompetenzen, die auf dem Arbeitsmarkt fehlen, müssen wir fördern und entwickeln. Drittens: Wir müssen die Mitarbeiterbindung stärken und Sinnstiftung bieten, damit Mitarbeitende sich dem Unternehmen zugehörig fühlen und auch bereit sind, Veränderungen mitzutragen und Weiterbildungen anzugehen.

Haufe Online Redaktion: Es gibt also viel zu tun.

Dransfeld-Haase: Das stimmt. Das zeigt aber auch: Wir werden gebraucht und das macht mutig. Unser Ziel als Verband ist es, die 5.000-Mitgliedermarke zu knacken. Der Kongress ist ein wichtiger Motor, um neue Mitglieder zu gewinnen. Eine erste Anmeldewelle konnten wir bereits feststellen. Ich freue mich über jede und jeden, der noch Mitglied wird und unsere HR-Community verstärkt.


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Schlagworte zum Thema:  HR-Management, Mitarbeiterbindung, Weiterbildung