Sommer, Recruiting und KI
Als hätten die Veranstalter einen speziellen Sonnen-Slot gebucht – das Wetterglück war dem Embrace-Festival hold: Bis zum Start der Eröffnungskeynote am ersten Veranstaltungstag regnete es in Strömen, am späten Nachmittag des zweiten Veranstaltungstags legten Gewitter und Sturm ganze Straßenzüge in Berlin lahm. Dazwischen erfreuten sich die 1.024 Teilnehmerinnen und Teilnehmer bester Festivalatmosphäre mit Sonne, Musik, Drinks und Gesprächen in lockerer Umgebung.
Aber die Recruiterinnen und Recruiter waren nicht nur nach Berlin gekommen, um Sommer-Vibes zu genießen und Tischtennis zu spielen, sondern es ging auch um konkrete Themen rund um Recruiting, Employer Branding, Führung und HR-Tech. Dafür stellte das Embrace Festival ein umfangreiches Programm auf vier Bühnen im Innenbereich sowie weiteren vier Bühnen auf dem Freigelände bereit.
Nicht alles war "werbefrei". Das Programm auf einigen Bühnen setzte sich vor allem aus Beiträgen der insgesamt 65 Partner zusammen, aber auch hier galt: Viele der geschilderten Use Cases zeigten, welchen konkreten Mehrwert Software und Dienstleistungen für die Recruiting-Praxis bringen können. Wer sich gezielt für bestimmte Themen interessierte, konnte sich auch dort einen guten Überblick über Neuheiten bilden und erkunden, welche Erfahrungen erste Anwenderinnen und Anwender aus den Unternehmen gesammelt haben.
Bekannte Namen auf dem Embrace Festival
Auf der Hauptbühne fanden die großen, übergreifenden Themen statt. Es ging nicht nur um Recruiting und HR-Tech, sondern auch um übergreifende HR- und Führungsinhalte. Erklärtes Ziel der Veranstalter war es, in Zeiten globaler Polykrisen mit einem Programm voller Mut, Relevanz und Energie Aufbruchstimmung zu erzeugen.
Hier traten bekannte Namen aus HR und Medien auf. Zum Beispiel sprach Birgit Bohle, Vorständin Personal und Recht sowie Arbeitsdirektorin der Deutschen Telekom, über die Rolle von Führungskräften in Zeiten der Unsicherheit: "Wir geben Orientierung, entfachen Potenzial, sind der Herzschlag des Unternehmens", sagte sie. Aber es gelte auch, radikale Transparenz herzustellen: "Führung muss sagen, was ist, und nicht, was gefällt."
Gabriele Fanta, EVP und CHRO bei Körber, gab Einblicke in die Kulturveränderung von innen heraus, nachdem über 40 Einzelunternehmen unter das Dach "Körber" gebracht wurden. Olympiasiegerin Heike Drechsler, Gesundheitsbotschafterin bei Barmer, berichtete davon, wie sie mit Mut, Geduld und Zeit olympisches Gold im Weitsprung erreichte.
Weitere namhafte Referentinnen und Referenten: Gründer und Autor Ali Mahlodji, Menschenrechtsaktivistin und Politologin Düzen Tekkal, TV-Moderator Markus Lanz, Philosoph und Publizist Richard David Precht, Internet-Pionier und Mitbegründer von Be Radical Pascal Finette und viele mehr.
KI-Agenten werden das Recruiting revolutionieren
Trotz der sommerlichen, munteren und inspirierenden Umgebung rund um die Bühnen und auf dem Freigelände, trotz der bemerkenswerten Abendveranstaltung mit Drinks, Food und Musik wurden auf dem Embrace Festival durchaus auch ernste Töne angeschlagen. Gero Hesse, CEO von Embrace, sprach in seiner Eröffnungsrede die extrem unsicheren Zeiten an und den technologischen Wandel, der jeden Tag spürbar ist. Doch offenbar sind Technik-Trends noch nicht so stark in den Unternehmen angekommen. Eine kurze Umfrage im Plenum ergab: Nur rund 15 Prozent der Anwesenden gaben an, mit dem Begriff "KI-Agenten" schon etwas anfangen zu können.
Im weiteren Verlauf der Programmpunkte zeigte sich aber auch: Es gibt spannende technologische Entwicklungen, die schon jetzt oder sehr bald praxistauglich sind. Und es gibt konkrete Antworten auf die Frage: "Wie werden KI-Agenten die Arbeitswelt verändern?" Unter diesem Titel fand ein Panel mit Jürgen Erbeldinger (Escriba), Ingolf Teetz (Milch & Zucker), Kacper Potega (Xing), Dominik Faber (Paul’s Job) und Gero Hesse statt. Ein Fazit: Die Technologie ist da, der Bedarf auch, in einem halben Jahr wird der Einsatz von KI-Agenten und agentischer KI normal sein. Allerdings müssen auch die nötigen Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden – im Unternehmen sowie außerhalb. Denn es geht nicht nur um reine Technologie, sondern auch um Change, Datenschutz, Anwenderkompetenzen, den EU AI Act und vieles mehr.
Queb Awards 2025: Bayer und Peaches sind die Gewinner
Das Embrace Festival hat sich zunehmend zu einem Treff von Praxis und Wissenschaft, Beratung und Influencing rund um Recruiting, Employer Branding und HR Tech herauskristallisiert. Jährlich kommen hier zum Beispiel die Mitglieder des Queb (Bundesverband Employer Branding, Personalmarketing, Recruiting) zusammen. Hier werden auch die Gewinner des Queb HR Innovation Awards vom Publikum gewählt.
Zahlreiche Unternehmen und Dienstleister hatten ihre innovativen HR-Projekte eingereicht. Eine Experten-Jury hatte aus diesen eine Shortlist von drei Unternehmen und Dienstleistern bestimmt:
- Bayer mit "Talent Gateway", einer KI-gestützten Plattform zur Unterstützung von Mitarbeitenden in Transformationssituationen
- Biontech mit "Recruiting powered by Predictive Analytics", bei dem datengetriebene Analysen und Machine Learning das Recruiting steuern
- Deutsche Bahn mit "Robotic Process Automation für HR-Prozesse", bei dem Bots wiederkehrende Aufgaben wie Terminvereinbarungen oder Jobreports automatisieren
- Aurio Technology mit KI-gestütztem Active Sourcing, das den Prozess von der Talentsuche bis zur Kalendereinladung automatisiert inklusive personalisierter Ansprache durch einen KI-Agenten
- Cyquest mit dem "Fielmann Ausbildungsmatcher", ein Matching-Tool, das mit einem Recruiting Game kombiniert ist und Einblicke in die Berufe Augenoptik und Hörakustik gibt
- Peaches, ein Female Lifecycle Management mit datenbasierten Analysen und einer Female-Health-Plattform
Das Publikum kürte Bayer und Peaches zu den Gewinnern der Queb Awards 2025. Die Preisträger werden automatisch als Shortlister bei den Trendence Awards 2025 gelistet, die im Herbst verliehen werden.
Fragen für die Zukunft des Recruitings
Die zunehmende KI-Verbreitung im Recruiting stellt die Unternehmen darüber hinaus vor ganz neue Fragen: Wie werden wir künftig von Stellensuchenden, potenziellen Azubis und anderen Interessenten gefunden, wenn diese immer seltener per Google und immer öfter mit Chat GPT und anderen KI-Tools nach Jobs suchen? Ist Suchmaschinenoptimierung nötig, damit die Stellenangebote auffindbar werden? Nach welchen Kriterien kommen Chat GPT und Co. zu ihren Ergebnissen? Diese Fragen werden die HR- und Recruiting-Community sicherlich noch länger bewegen. Vielleicht werden auf dem Embrace Festival 2026 Antworten dazu geliefert.
Der Termin für das Embrace Festival im kommenden Jahr steht bereits fest: Es findet am 10. und 11. Juli 2026 statt - natürlich wieder in Berlin.
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