Konstanzer KI-Studie

KI vergrößert digitale Kluft auf dem Arbeitsmarkt


Konstanzer KI-Studie: Digitale Kluft auf dem Arbeitsmarkt

Immer mehr Menschen in Deutschland nutzen Künstliche Intelligenz am Arbeitsplatz. Das gilt jedoch nicht für alle Beschäftigten und Unternehmen, wie eine neue Studie zeigt. Die Forschenden warnen, dass sich die digitale Kluft weiter vergrößert, wenn Unternehmen, Politik und Bildungseinrichtungen nicht gegensteuern.

Hohe Kosten, fehlendes Personal, geringe Produktivität: Zahlreiche Unternehmen sehen sich mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert. Um diese zu bewältigen, hoffen viele auf die Unterstützung Künstlicher Intelligenz (KI). Ob und wie schnell die Technologie Abhilfe schaffen kann, ist kaum absehbar. Jedoch könnten auf die Unternehmen bald andere Probleme zukommen. Denn wie die "Konstanzer KI-Studie 2025" zeigt, nutzen zwar immer mehr Menschen am Arbeitsplatz KI; allerdings betrifft das deutlich mehr Menschen in wissensintensiven Berufen als in produktionsnahen und handwerklichen Berufen. Damit drohen bestimmte Beschäftigtengruppen abgehängt zu werden – wodurch sich der Pool an potenziellen Mitarbeitenden für HR künftig verkleinern könnte.

KI wird vor allem in wissensintensiven Jobs genutzt

Für die Studie unter Leitung von Florian Kunze von der Universität Konstanz wurden im März 2024 mehr als 2.000 und im Mai 2025 mehr als 1.000 Beschäftigte befragt. Während zum Zeitpunkt der ersten Befragung der Anteil derer, die KI in ihrem Arbeitsalltag einsetzen, noch bei lediglich elf Prozent lag, waren es im Mai 2025 bereits 35 Prozent. Dabei zeigen sich allerdings deutliche Unterschiede: So nutzen insbesondere in wissensintensiven Jobs wie in der IT, Verwaltung oder Forschung immer mehr Beschäftigte KI (45 Prozent; 15 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr), wohingegen die KI-Nutzung in produktionsnahen und handwerklichen Berufen deutlich weniger zugenommen hat (um vier Prozentpunkte auf insgesamt 21 Prozent).

Nichtakademiker drohen abgehängt zu werden

Die Konstanzer KI-Studie hat zudem untersucht, welche Rolle das Bildungsniveau dabei spielt, ob Beschäftigte KI in ihrem Arbeitsalltag nutzen. Auch hier zeigen sich große Unterschiede. Demnach nutzen Beschäftigte mit abgeschlossenem Studium dreimal so häufig KI wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit niedrigem Bildungsabschluss.

 "Wer bereits privilegiert ist, profitiert stärker von den Chancen der Technologie. Ohne gezielte politische oder betriebliche Unterstützung droht eine dauerhafte digitale Spaltung des Arbeitsmarkts", sagt Carolina Opitz, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprojekt.

Kleinere Unternehmen investieren kaum in KI

Umso wichtiger wird es für Unternehmen und HR, alle Beschäftigtengruppen darin zu schulen, KI effektiv und verantwortungsvoll einzusetzen. Das haben jedoch bei Weitem nicht alle Unternehmen erkannt, wie die Studie zeigt. Vor allem kleine Unternehmen investieren kaum in Weiterbildung oder klare Kommunikationsstrategien. Demnach stellen lediglich acht Prozent der kleinen Unternehmen mit bis zu 49 Beschäftigten KI-Weiterbildungsangebote zur Verfügung und damit ähnlich viele wie bereits im Vorjahr. In großen Organisationen mit 250 bis 1.000 Beschäftigten bietet immerhin ein Drittel der befragten Organisationen Weiterbildung an.  

"Es besteht die Gefahr, dass sich abgehängte Organisationen herausbilden, in denen der technologische Wandel kaum ankommt und Beschäftigte dauerhaft schlechtere Entwicklungschancen haben", warnt Studienleiter Florian Kunze. "Das Risiko einer wachsenden sozialen Spaltung erfordert gezielte Anstrengungen von Politik, Wirtschaft und Bildungseinrichtungen."


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