Gesundheitsmanagement: Lachen ohne Grund fördert Stressabbau

In Unternehmen hat Lachen oft keine große Lobby. Zu Unrecht: Welche positiven Folgen es auf die Gesundheit hat, wie HR und Humor zusammen passen und warum es nicht immer einen Grund zur Zwerchfellgymnastik braucht, erklärt Personalberater und Lach-Yoga-Trainer Laurenz Menzinger.

Haufe Online Redaktion: In Deutschland gibt es ungefähr 150 Lach-Clubs. Haben die Menschen im wahren Leben nicht genug zu lachen?

Laurenz Menzinger: Im Laufe des Lebens verlernen wir offenbar das Lachen: Kinder lachen bis zu 300 Mal am Tag, Erwachsene oft nur 15 Mal. Im Alltag lachen wir meist nur einige Sekunden, etwa über einen Witz oder eine lustige Situation. Aber es ist sehr vorteilhaft, lange und intensiv zu lachen: Im Körper werden dabei Endorphine ausgeschüttet, die glücklich machen und Stress abbauen. Ein Lach-Club bietet dafür einen geschützten Rahmen, denn im Alltag kann man nicht ohne Weiteres so laut und herzhaft lachen, wie man das vielleicht gerne täte - und es gibt zu wenige Anlässe zum Lachen. Beim Lach-Yoga lachen wir ohne Grund: Wir beginnen mit gespieltem Lachen, das sich schnell in ein echtes Lachen verwandelt. Wir lachen, ohne dass es dazu Comedy, Witze oder Humor braucht.

Haufe Online Redaktion: Ist Lachen auch dann wirkungsvoll, wenn es nicht spontan kommt, sondern provoziert wird?

Menzinger: Die positiven biochemischen Effekte sind identisch, egal ob das Lachen echt oder nur gespielt ist. Wenn man das Lach-Yoga zum ersten Mal praktiziert, kann das befremdlich sein, weil es ungewöhnlich ist, dass Menschen grundlos mit kindlicher Freude lachen. Aber für die meisten  funktioniert es. Und die Methode verbreitet sich: Immer häufiger werde ich auch von Unternehmen gebucht.

Haufe Online Redaktion: Wie sehen denn Lach-Yoga-Übungen im Unternehmen aus?

Menzinger: Eine kurze Session besteht aus einer Aufwärmphase mit Händeklatschen und Sprechgesang. Zwischendrin gibt es immer wieder positive Affirmationen, bei denen die Gruppe gemeinsam in die Luft springt und "sehr gut, sehr gut, yeah!" ruft. Dann gibt es verschiedene Lachübungen, die man mit den anderen Teilnehmern jeweils neu austauscht oder die mit der gesamten Gruppe gemeinsam durchgeführt werden. Durch die Interaktion fängt man irgendwann an zu lachen, und das ist dann auch ein echtes Lachen. Dazwischen machen wir leichte Dehn- und Atemübungen, daher auch die Verbindung zum Yoga. Bei längeren Sessions kann ich auch Entspannungsübungen und einen theoretischen Teil integrieren. Es gibt auch Übungen, bei denen man mehr Körperkontakt hat – manche lieben das, aber wenn Menschen sich noch nicht so gut kennen, sollte man sich auf die Gruppe einstellen.

Haufe Online Redaktion: Gibt es in den Firmen denn Berührungsängste?

Menzinger: Es muss klar sein, dass es sich beim Lach-Yoga nicht um eine Frontal-Bespaßung handelt. Es ist hochinteraktiv und lebt davon, dass jeder bei den spielerischen Lach-Yoga-Übungen mitmacht – natürlich freiwillig: Wer große Hemmungen hat sich darauf einzulassen, sollte sich zurückziehen, ohne die Gruppe zu stören. Das kann passieren, ist aber sehr selten. Das Feedback nach einer Session ist meist: Ich fühle mich kraftvoller und wesentlich wohler, bin zufriedener. Denn es gibt ja die Erkenntnis "Motion Creates Emotion". Wenn ich zum Beispiel länger lächle, obwohl ich gerade nicht glücklich bin, passiert etwas mit meiner Emotion, und ich fühle mich tatsächlich zufriedener.

Haufe Online Redaktion: Ist Lach-Yoga für das betriebliche Gesundheitsmanagement geeignet?

Menzinger: Auf jeden Fall. Lach-Yoga ist zum Stressabbau gut geeignet und baut die Ich-Bezogenheit und Ellenbogenmentalität ab. Es stärkt das kollegiale und freundschaftliche Miteinander. Auf medizinischer Seite stärkt Lach-Yoga unter anderem das Immunsystem, fördert die Durchblutung, regt den Stoffwechsel an und führt zu einer ruhigeren, tiefen Atmung.

Haufe Online Redaktion: Sie sind Personalberater. Wie passen HR und Lachen zusammen?

Menzinger: Die Verbindung zum Personal ist sehr naheliegend: Der Personalberater bringt Menschen zusammen. Dabei ist es sehr hilfreich, wenn man als Berater selbst offen und authentisch ist, was durch regelmäßiges Lachen gefördert wird. Diese Offenheit stiftet Vertrauen unter den Gesprächsteilnehmern und hilft bei der Personalauswahl und -vermittlung.

Haufe Online Redaktion: Setzen Sie das Lachen bewusst in Personalgesprächen ein?

Menzinger: Nur in feinen Nuancen. Aber das Lach-Yoga hat mich verändert: Wenn Sie offener sind, eine freundlichere Stimme haben und aufgeweckter sind, werden Sie das auch zurückbekommen.

Laurenz Menzinger ist Personalberater, Coach sowie Lach-Yoga-Trainer und leitet den von ihm gegründeten Frankfurter Lach-Club "Glück ist jetzt".

Das Interview führte Andrea Kraß, Redaktion Personal.

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