"Equal Pay Day" setzt ein Ausrufezeichen

Der "Equal Pay Day" illustriert anschaulich, wie groß die Verdienstunterschiede im Schnitt sind - trotz aller Bestrebungen zur Gleichstellung. Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes verdienten Frauen 2014 ein Fünftel (22 Prozent) weniger als Männer. Mit 15,83 Euro pro Stunde lag ihr Bruttoverdienst nach Angaben der Wiesbadener Behörde vom Montag um fast fünf Euro unter dem von Männern (20,20 Euro).
Bundesfrauenministerin Manuela Schwesig (SPD) bekräftigte, es sei "an der Zeit, auch gesetzliche Maßnahmen zu ergreifen, um für mehr Lohngerechtigkeit von Frauen und Männern zu sorgen". Nach ihrem Willen soll, wie berichtet, ein "Gesetz zur Entgeltgleichheit von Frauen und Männern" noch in diesem Jahr auf den Weg gebracht werden. Jeder Mitarbeiter soll das Recht bekommen, das Durchschnittsgehalt von Kollegen mit vergleichbarer Tätigkeit zu erfragen.
Statistik zur Lohnkluft bleibt umstritten
Doch es gibt auch Kritik an der Berechnungsmethode des Bundesamts. So wendet der Arbeitgeberverband Gesamtmetall ein, die vorgelegte unbereinigte Berechnung sei "kein Indikator für mögliche Diskriminierung, denn er vergleicht eben gerade nicht vergleichbare Tätigkeiten miteinander". Von den 22 Prozent Verdienstunterschied entfielen 15 Punkte auf das Berufswahlverhalten und fünf Punkte auf familienbedingte Auszeiten.
Ähnlich argumentiert das Institut der deutschen Wirtschaft (IW Köln): "Die Vorstellung, Frauen würden systematisch bei der Lohnfindung gegenüber Männern benachteiligt, ist abwegig." Tarifverträge seien "grundsätzlich geschlechtsneutral".
Frauen sind weiterhin eher in Teilzeit angestellt
Das Bundesamt führt als Hauptgründe für die unterschiedliche Entlohnung an, Frauen seien eher in schlechter bezahlten Berufen tätig, nähmen häufiger Teilzeitjobs an und arbeiteten im Schnitt auf niedrigeren Führungsstufen.
Das kann eine Studie des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen belegen: Danach arbeiten Frauen in Westdeutschland im Schnitt 10,6 Stunden weniger in der Woche als ihre männlichen Kollegen, im Osten beträgt der Unterschied 5,9 Stunden. Zwar sei die Erwerbsquote von Frauen nach der Jahrtausendwende deutlich gestiegen, erklärten die Forscher. Doch die Unterschiede bei der Arbeitszeit zwischen den Geschlechtern bestünden fort.
Allerdings verdienen Frauen dem Bundesamt zufolge auch bei ähnlicher Qualifikation und ähnlicher Tätigkeit im Schnitt sieben Prozent pro Stunde weniger als männliche Kollegen.
Fachkräftemangel bis spätestens 2020 spürbar
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) warnte, die deutsche Wirtschaft müsse sich spätestens bis zum Jahr 2020 auf einen spürbaren Fachkräfteengpass einstellen. Um die drohende Lücke zu verkleinern, sollte auch das Arbeitskräftepotenzial bei Frauen stärker ausgeschöpft werden. Dazu müsse allerdings die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessert werden.
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