Fachkräfte kennen ihren Marktwert und gehen auf Jobsuche

Nach der Corona-Delle zeigt sich der Arbeitsmarkt wieder kandidatenorientiert. Fachkräfte kennen ihren Marktwert und wissen, dass sie ohne große Probleme einen Job finden. Eine Umfrage macht deutlich, was Fachkräfte zu einer Kündigung bewegt und was die wichtigsten Bindungsfaktoren sind.

57 Prozent der Fachkräfte in Deutschland stimmen der Aussage zu "Aufgrund meiner Qualifikation und/oder Erfahrung kann ich mir meinen Job aktuell aussuchen." Das ergab eine Befragung von 2.000 Fachkräften im Sommer 2021 durch das Marktforschungsinstitut Respondi im Auftrag von Meinestadt.de.

Dass das Selbstbewusstsein der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Berufsausbildung aktuell hoch ist, zeigen auch die Kommentare der Befragten: "Als Krankenpfleger findet man immer und überall einen Job", "Ich habe eine Ausbildung zur Industriekauffrau absolviert und bin somit vielseitig einsetzbar" oder "Weil ich im Einzelhandel eine Ausbildung gemacht habe und die suchen ständig und überall" ist da zu lesen.

Jüngere und Pflegekräfte sind besonders selbstbewusst

Die Studie macht darüber hinaus deutlich: Die jüngeren Fachkräfte sind zuversichtlicher als die älteren: Während 68 Prozent der 18- bis 24-Jährigen glauben, sich aufgrund ihrer Qualifikation und Erfahrung den Job aussuchen zu können, sind es bei den 45- bis 54-Jährigen "nur" 52 Prozent.

In der Pflege ist das Selbstbewusstsein der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Abstand am höchsten (89 Prozent). Es folgen das Handwerk (63 Prozent) und die Logistik (57 Prozent).

Niedrigste Arbeitnehmerzufriedenheit in der Pflege

82 Prozent der Fachkräfte sind aktuell sehr zufrieden oder eher zufrieden mit ihrem Arbeitgeber. Das lässt auf keinen hohen "Wechselalarm" schließen. Doch ein Blick in die detaillierten Umfrageergebnisse zeigt, dass die meisten nur "eher zufrieden" sind (46 Prozent) und lediglich 36 Prozent das Kästchen "sehr zufrieden" angekreuzt haben.

Im Branchenvergleich schneidet die Pflege in Sachen Arbeitgeberzufriedenheit am schlechtesten ab: Nur 27 Prozent der Pflegekräfte sind mit ihrem aktuellen Arbeitgeber sehr zufrieden. Am höchsten liegen die Werte dagegen im Handwerk: Hier sind 42 Prozent mit dem Arbeitgeber sehr zufrieden.

Jobwechsel sind heute der Normalfall

Fast die Hälfte der Fachkräfte (49 Prozent) hat im Laufe des Berufslebens den Arbeitgeber schon mehr als dreimal gewechselt. In den vergangenen zwölf Monaten, also in der recht unsicheren Zeit der Coronapandemie, hat jede zehnte Fachkraft den Arbeitgeber gewechselt. In der Pflege (20 Prozent) und der Logistik (16 Prozent) ist der Anteil deutlich höher.

Die Mehrheit der Jobwechsler kündigt aus eigener Motivation (62 Prozent). Das Ende einer zeitlich befristeten Stelle führte bei 18 Prozent der Befragten zu einem Jobwechsel und die Kündigung durch den Arbeitgeber bei 17 Prozent.

Das Vorgesetztenverhalten ist der Kündigungsgrund Nummer eins

Mehr als ein Viertel der Fachkräfte (27 Prozent), die ihren Job gekündigt haben, geben an, ein besseres Stellenangebot bekommen zu haben. Der am häufigsten genannte konkrete Grund für die Kündigung ist jedoch das schlechte Vorgesetztenverhalten (16 Prozent). Daneben gibt es eine Reihe weiterer Gründe wie mangelnde Karrieremöglichkeiten, Unzufriedenheit mit den Arbeitsinhalten oder schlechte Work-Life-Balance (jeweils rund zehn Prozent).

Etwas anders sieht die Situation in der Pflege aus: Pflegekräfte nennen die schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben als häufigsten Kündigungsgrund (16 Prozent), noch vor dem Verhalten der Vorgesetzten.

Das Gehalt ist der wichtigste Faktor für die Mitarbeiterbindung

Was können Arbeitgeber tun, um ihre Beschäftigten besser ans Unternehmen zu binden? Die Antwort lautet: Diejenigen Faktoren, die den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern besonders wichtig in ihrem Job sind, optimieren.

Laut der Umfrage legen die Beschäftigten am meisten Wert auf das Vorgesetztenverhalten (71 Prozent), die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben (71 Prozent), das Gehalt (66 Prozent), das Verhalten der Kolleginnen und Kollegen (64 Prozent) und die Anerkennung der eigenen Leistungen (58 Prozent). Die Arbeitsinhalte (49 Prozent), die Länge des Arbeitswegs (47 Prozent) und Sozialleistungen des Arbeitgebers (41 Prozent) sind zumindest für knapp die Hälfte der Beschäftigten wichtig. Zusatzleistungen (21 Prozent), Karrieremöglichkeiten (25 Prozent) und Weiterbildungsmöglichkeiten (28 Prozent) sind aus Sicht der Fachkräfte dagegen weniger relevant.

Die Studie zeigt auch, wie wichtig das Gehalt als Bindungsfaktor ist. Zwei Drittel der Fachkräfte halten das Gehalt als Bindungsfaktor für sehr wichtig. Doch nur 20 Prozent sind mit ihrem aktuellen Gehalt sehr zufrieden. 26 Prozent sagen sogar, sie seien unzufrieden mit der Bezahlung. Besonders unzufrieden mit ihrem Gehalt sind übrigens Fachkräfte im Handel und in der Pflege. 

Aber auch die Work-Life-Balance und das Vorgesetztenverhalten spielen eine zentrale Rolle bei der Mitarbeiterbindung. Das macht eine weitere Frage an die Fachkräfte deutlich: "Was müsste dir dein nächster Arbeitgeber bieten, damit du kündigst?" Die Antworten werden von "mehr Gehalt" angeführt, gefolgt von Work-Live-Balance-Kriterien und einem besseren Arbeitsklima auf dem dritten Rang.


Das könnte Sie auch interessieren:

Mitarbeiterfluktuation in Deutschland

Was Fachkräfte anspricht und später bindet

Top-Thema: Fachkräfte-Recruiting


Schlagworte zum Thema:  Recruiting, Employer Branding, Gehalt