Der Bedeutungszuwachs von Nachhaltigkeit in der Vergangenheit lässt sich neben der gestiegenen öffentlichen Aufmerksamkeit, insbesondere auf die zunehmenden Forderungen und Ansprüche diverser Stakeholder aber auch nationaler und globaler Regulierungen zurückführen (vgl. Abb. 6). In diesem Zusammenhang sind auch die Vorteile zu sehen, die sich Unternehmen durch den stärkeren Einbezug von Nachhaltigkeit erhoffen: Nachhaltigkeitsengagement steigert die Reputation von Unternehmen bei derzeitigen und potenziellen Mitarbeitern sowie Kunden. Das Befolgen externer Berichtspflichten verhindert Kosten in Form von Bußgeldern im direkten Sinn, während die Bereitstellung relevanter Informationen für Kapitalgeber und Investoren den Zugang zu benötigtem Kapital und deren entsprechenden Konditionen verbessert. So schlägt sich Nachhaltigkeit auf die Wettbewerbsfähigkeit, Resilienz, Transformationsfähigkeit und Attraktivität für Stakeholder nieder.

Abb. 6: Treiber der Nachhaltigkeit

2.4.1 Wettbewerbsfähigkeit

Während durchaus intrinsische oder altruistische Gründe vorliegen können, um sich umweltfreundlich und sozial verträglich auszurichten, agieren die meisten Unternehmen doch aus der Notwendigkeit heraus, ihr Fortbestehen zu sichern und potenzielle Wachstumschancen realisieren zu können. Nachhaltigkeit, Umweltfreundlichkeit, soziale Verantwortung – diese Themen spielen künftig eine wichtige Rolle im Kaufverhalten der Menschen. Früher ein "nice to have", ist Nachhaltigkeit mittlerweile ein wichtiger Faktor für Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit geworden, um die "license to operate" zu behalten. Nicht selten setzen Unternehmen heute bereits Nachhaltigkeitsaspekte als Basisanforderungen für eine Geschäftsbeziehung und damit als Entscheidungskriterien für die Lieferantenauswahl. Zudem verschaffen sich Unternehmen durch die Differenzierung zu nicht nachhaltigen Unternehmen einen Vorteil sowohl an Absatz- als auch an Kapitalmärkten.

2.4.2 Resilienz

Neben positiven Effekten auf den Umsatz können auch auf operativer Ebene wichtige Veränderungen herbeigeführt werden, die Unternehmen in Anbetracht eines globalen und dynamischen Wirtschaftsumfeldes mit zahlreichen Abhängigkeiten widerstandsfähiger machen können. Die vorausschauende Betrachtung von Unternehmen als Teil eines Ökosystems zwischen Wertschöpfungsketten, Gesellschaft und Umwelt ermöglicht es, die damit verbundenen Risiken und Chancen integriert zu managen. So hat ein Unternehmen mit zahlreichen, regionalen Zulieferern mehr Möglichkeiten auf unvorhergesehene Lieferengpässe eines Lieferanten zu reagieren, als es ein Unternehmen mit einem einzigen Hauptzulieferer hat. Aktuelle globale Herausforderungen wie die Corona-Pandemie und die Energiekrise haben gezeigt, wie sich nachhaltige Unternehmen durch resilientere Lieferketten oder proaktives Energie- und Ressourcenmanagement schneller erholen können. Perspektivisch schafft Nachhaltigkeit außerdem ein Bewusstsein für die Notwendigkeit sich an den Klimawandel und sich dessen Auswirkungen anzupassen.

2.4.3 Transformation/Innovation

Gemeinsam mit Profitabilität sollte Nachhaltigkeit als zentrale Komponenten des unternehmerischen Zielsystems angesehen werden. Im selben Sinne kann Nachhaltigkeit als Dreiklang aus ökonomischen, ökologischen sowie sozialem Zusammenspiel gesehen werden statt als Trade-Off. Nachhaltigkeit so verstanden, kann einen umfassenden Transformationsprozess im Unternehmen anstoßen, der sich über die Strategie, das Zielsystem, die Unternehmenskultur und letztendlich über die gesamte Wertschöpfungskette eines Unternehmens erstreckt. Damit verbunden sind auch Anpassungen des Geschäftsmodells, die Identifikation neuer Geschäftsfelder und Investitionen in neue Technologien. Die Notwendigkeit einer Transformation hin zu nachhaltigem Wirtschaften kann also als wahrer Innovationstreiber wirken und ein neues Selbstverständnis der Organisation schaffen, sodass die richtigen Strukturen und Voraussetzungen für weitere transformationsrelevante Themen geschaffen werden.

2.4.4 Attraktivität für Stakeholder

Getrieben wird das Thema Nachhaltigkeit in Unternehmen hauptsächlich von Stakeholdern, die klassischerweise sowohl Investoren als auch den erweiterten Kreis von Kunden, Arbeitnehmern und öffentlichen Institutionen umfassen. Gleichermaßen haben Nachhaltigkeitsaspekte daher auch Einfluss auf die Entscheidungen dieser Stakeholdergruppen. Nachhaltigkeit macht Unternehmen "attraktiv".

Bereits heute ist Nachhaltigkeit ein entscheidendes Kriterium, bei der Wahl des Arbeitgebers, der Arbeitgeberbindung sowie bei der allgemeinen Jobzufriedenheit. Unternehmen können profitieren, wenn sie Nachhaltigkeitsaspekte beim Employer Branding und im Recruiting einfließen lassen.

Auch am Finanzierungsmarkt zeigt sich, dass Nachhaltigkeit zu besseren Finanzierungskonditionen führt und den Zugang zum Kapitalmarkt sichert. Nachhaltigkeitsorientierte Kriterien sind Basis bei der Kreditvergabe oder auch bei Immobiliendeals oder M&A Aktivitäten, da nachhaltige Unternehmen als interessanter gelten. Bei Kunden im B2C-Bereich gewinnt Nachhaltigkeit in der Kaufentscheid...

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