Nur die Quantifizierung von Risiken schafft einen erheblichen Teil des ökonomischen Nutzens einer risikoorientierten Unternehmensführung, speziell bei der Unterstützung von Entscheidungen unter Unsicherheit. Die scheinbare Alternative einer Nichtquantifizierung von Risiken existiert faktisch nicht, da nicht quantifizierte Risiken kaum etwas anderes sind als mit null quantifizierte Risiken.

Die Quantifizierung von Risiken beginnt mit der quantitativen Beschreibung der Risiken durch eine geeignete Wahrscheinlichkeitsverteilung. Da Geschäftsfelder, Projekte oder ganze Unternehmen i. d. R. eine Vielzahl von Risiken aufweisen, müssen diese aggregiert werden, um den Gesamtrisikoumfang bestimmen zu können. Dies erfordert den Einsatz der Monte-Carlo-Simulation, bei der eine große repräsentative Stichprobe risikobedingt möglicher Zukunftsszenarien berechnet wird. Dazu wird die "traditionelle" einwertige Unternehmens- oder Investitionsplanung um Risikoinformationen ergänzt. Um mit dem Gesamtrisikoumfang wieder einfach rechnen zu können, werden die Häufigkeits- oder Wahrscheinlichkeitsverteilungen abgebildet auf Risikomaße, wie die Standardabweichung, den Variationskoeffizient oder den Value at Risk.

In der Praxis ist es insbesondere leicht möglich (in Anlehnung an den Value at Risk), den Gesamtumfang der Risiken auszudrücken durch den Eigenkapitalbedarf, also die Menge an Eigenkapital, die durch die Risiken "im Feuer" steht. Auf diese Weise kann unmittelbar eine risikogerechte Finanzierungsstruktur eines Projekts oder Unternehmens berechnet werden. Auch die Ableitung des Ratings (zur Beurteilung der Bestandsbedrohung des Unternehmens) oder risikogerechter Kapitalkosten (als Anforderungen an die Rendite) ist leicht möglich.

Der zentrale Nutzen der quantitativen Verfahren im Risikomanagement ist darin zu sehen, dass durch diese ein Abwägen erwarteter Erträge und Risiken bei unternehmerischen Entscheidungen möglich wird. Und da die Qualität unternehmerischer Entscheidungen gerade in einer nicht sicher vorhersehbaren Zukunft den Unternehmenserfolg maßgeblich bestimmt, sind die quantitativen Verfahren des Risikomanagements ein zentraler Erfolgsfaktor von Unternehmen.

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