Die Komponenten Ernährung, Bewegung und Verhaltenstherapie sind Grundlage jedes Gewichtsmanagements.

Für Patientenschulungsprogramme für behandlungsbedürftige adipöse Erwachsene sind daraus folgende Anforderungen abzuleiten:

  • Die Themenbereiche Ernährung, Bewegung, verhaltenstherapeutische Interventionen bzw. deren Einbindung in die anderen Bereiche sind verbindliche Inhalte.
  • Sie müssen theoretische und praktische Vermittlung von Wissen und Anregungen zu Ernährungsumstellung und vermehrter Bewegung beinhalten.
  • Unter bestimmten Voraussetzungen kann gem. Leitlinien ein höheres Energiedefizit angezeigt sei. In diesen Fällen kann im Rahmen von Patientenschulungsprogrammen für adipöse Erwachsene zeitlich begrenzt (maximal 12 Wochen lang) der Einsatz von Formula-Produkten mit einer Energiezufuhr von 800-1200 kcal/Tag erwogen werden. Bei einem extremen Energiedefizit besteht ohne Formula-Produkte das Risiko einer unzureichenden Versorgung mit Mikronährstoffen. Die tägliche Energiemenge darf 800 kcal nicht unterschreiten.

    • Der Einsatz dieser Kostform bedarf einer strengen Indikationsstellung und ist nur bei Erwachsenen mit einem BMI > 35 und einer oder mehreren adipositas-assoziierten Komorbiditäten angezeigt. Diese sind insbesondere schwer einstellbarer Diabetes mellitus, obstruktives Schlafapnoesyndrom (OSAS), Adipositas-Hypoventilationssyndrom, koronare Herzerkrankung, Herzinsuffizienz, schwer einstellbarer Hypertonus.
    • Die medizinische Betreuung (Einbindung des behandelnden Arztes oder eines Arztes im Rahmen der Maßnahme) muss hierbei gewährleistet sein.
    • Der Übergang von der Ernährung mit Formula-Produkten zu einer energiereduzierten Mischkost muss seitens des Anbieters konzeptuell dargestellt werden.
  • Medikamente oder chirurgische Eingriffe sind nicht Bestandteil der Maßnahme.
  • Der Vertrieb von Produkten jeder Art durch den Leistungsanbieter ist ausgeschlossen (z.B. Formula-Diäten).
  • Aus dem Konzept muss hervorgehen, wie die Implementierung der vermittelten Inhalte und erlernten Fähigkeiten im Alltag gefördert und unterstützt wird. Dieses sollte durch abnehmende Frequenz der Anzahl der Schulungseinheiten und Kontakte stabilisiert werden.

Anbieter der Schulungsprogramme sollen darüber hinaus folgende übergreifende Anforderungen an die Therapie der Adipositas bei Erwachsenen beachten:

  • Realistische Ziele sind mit jedem Teilnehmer/jeder Teilnehmerin individuell zu vereinbaren.
  • Prävention und Bewältigung (Coping) von Rückfällen ist verbindlicher Inhalt der theoretischen und praktischen Schulungseinheiten.
  • Geschlechtsspezifische Unterschiede sowie auch soziokulturelle Besonderheiten sind konzeptuell zu berücksichtigen.
  • Förderung der sozialen Vernetzung zur Verminderung des Rückfallrisikos.
  • Als wesentliche Fähigkeit zur Rückfallverarbeitung gilt die Bereitschaft der Betroffenen, sich Hilfe zu holen.
  • Verbindliche Inhalte von Schulungsprogrammen für adipöse Erwachsene
  • Themenbereich Ernährung

Unter Berücksichtigung der Empfehlungen der Deutschen Adipositas Gesellschaft (DAG), Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) und Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) zur Wissensvermittlung, Beratung und praktischen Einübung der Ernährungsumstellung ergeben sich folgende grundsätzliche Bestandteile der Schulungsmaßnahme:

  • Information und Aufklärung über die Zusammenhänge von Essen und Trinken und Körpergewicht in Abhängigkeit von Lebensmittelauswahl, - zusammenstellung, -zubereitung und Essverhalten
  • Individualisierte statt pauschaler Ernährungsempfehlungen
  • Orientierung am Risikoprofil des Einzelnen
  • Angabe des anzustrebenden Energiedefizits/Tag
  • Berücksichtigung der Vorlieben/Abneigungen sowie der Alltags- und beruflichen Bedingungen
  • Einsatz geeigneter Methoden und Medien (z. B. Lebensmittelpyramide, Nährwerttabelle) zur Unterstützung der praktischen Umsetzung
  • Führen eines Ernährungsprotokolls/-tagebuchs
  • Regelmäßige Gewichtskontrolle
  • Vermittlung und Umsetzung einer energiereduzierten Mischkost (weniger fett- und zuckerreiche Lebensmittel sowie fett- und zuckerarme Zubereitungsarten)
  • Information zu Nutzen und Risiken beim Einsatz von Formula-Produkten inklusive des Übergangs von Formula-Produkten zur energiereduzierten Mischkost
  • Umgang mit Süßigkeiten, Fastfood, Softdrinks und Snacks sowie Aufklärung über Wirkungen von Light- und Diätprodukten
  • Bemessung von Portionsgrößen und Mahlzeitenfrequenzen (Umgang mit Zwischenmahlzeiten)
  • Hunger vs. Appetit und Sättigung
  • praktische Übungen, z. B. zur Mahlzeitenzubereitung und zur Einschätzung von Portionsgrößen, zur Verbesserung der Selbstwahrnehmung, Übungen zur Stimuluskontrolle, Essgenuss-Training
  • Erarbeitung von Möglichkeiten einer "Außer-Haus-Verpflegung", die die Gewichtsabnahme- und -stabilisierung unterstützt
  • Umgang mit Werbung.
  • Themenbereich Bewegung

Vermehrte Bewegung führt zu einem erhöhten Energieverbrauch und fördert das Erreichen einer negativen Energiebilanz. Der durch Muskelarbeit ausgelöste Aufbau von Muskelgewebe erhöht den Grundumsat...

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