Mit 7 goldenen Planungsregeln Unternehmen auf Kurs bringen

Durch moderne und emergente Technologien wird unsere Umwelt zunehmend schneller, agiler, aber auch unsicherer und komplexer. Eine traditionelle Planung kann dem kaum mehr gerecht werden, so Prof. Dr. Péter Horváth beim Controlling & Performance Management Dialog. Als Alternative formuliert er sieben goldene Planungsregeln.

Das Center for Performance Management & Controlling (CPMC) an der Frankfurt School of Finance & Management veranstaltete den Controlling & Performance Management Dialog unter Leitung von Prof. Dr. Ronald Gleich und Prof. Dr. Matthias Mahlendorf in Kooperation mit dem ICV am 19.5. 2021. Professor Dr. Péter Horváth hielt dort seinen Vortrag "Making Elephants Dance – Auf dem Weg zur agilen Planung". Nachfolgend die Highlights:

VUCA-Umfeld als Herausforderung für die Planung

Im Privatleben können wir dabei selbst entscheiden, inwiefern und in welchem Umfang wir neue Technologien nutzen. So obliegt es beispielsweise im Privat-Banking der persönlichen Präferenz, ob wir als Kunde Online-Banking nutzen möchten oder den traditionellen Weg mit Gang zur Bankfiliale bevorzugen. Unternehmen sind in ihrer Entscheidung allerdings nicht immer so frei wie Privatpersonen, da sie sich nahezu immer in einem kompetitiven Marktumfeld befinden. Zusätzlich zum kompetitiven Markt sehen sich die Unternehmen denselben gesellschaftlichen und technologischen Veränderungen gegenüber, weswegen Experten zunehmend von einer VUCA-Umwelt sprechen.

Das Akronym VUCA steht hierbei für

  • "Volatility" (Volatilität),
  • "Uncertainty" (Unsicherheit),
  • "Complexity" (Komplexität) und
  • "Ambiguity" (Mehrdeutigkeit)

und beschreibt dadurch die unterschiedlichen Faktoren, die in zunehmender Intensität auf Unternehmen wirken. Diese VUCA-Umwelt bedingt laut Prof. Dr. Péter Horváth, warum die traditionelle Planung, deren Methoden und Instrumente kaum Mehrwert leisten können. Besondere Probleme in den bestehenden Planungssystemen bestehen seiner Meinung nach durch:

  • den frühen Start und die dadurch bedingten langen Vorlaufzeiten
  • die unzureichend klare Verteilung von Verantwortlichkeiten im Prozess
  • die fehlende Flexibilität der Prozesse
  • die fehlende Möglichkeit Simulationen durchzuführen
  • die Nutzung verschiedener Systeme im Prozess mit unabgestimmten Schnittstellen

Große Unternehmen bekommen mit traditioneller Planung Schwierigkeiten

Vor allem für große Unternehmen, welche Prof. Péter Horváth als Dickschiffe oder auch Elefanten bzw. Dickhäuter bezeichnet, entstehen erhebliche Schwierigkeiten, falls diese an ihrer traditionellen Planung festhalten.

Um den Weg von der traditionellen hin zur agilen Planung erfolgreich zu gestalten, müssen Unternehmen die Handlungsfelder

  • Planungsgrundsätze,
  • Planungsinhalte,
  • Datenbasis,
  • Planungsprozesse & -organisation und
  • Planungs-IT-Tools

intensiv überarbeiten.

Planungsgrundsätze definieren

Um in Zukunft eine effektive Planung zu verwirklichen, müssen Unternehmen zunächst neue Planungsgrundsätze definieren. Diese Grundsätze müssen die Planung in die VUCA-Umwelt überführen, sie also in den Dimensionen Flexibilität und Agilität anpassen. Dennoch darf die Planung nicht zu sehr flexibilisiert werden, da sie dem Unternehmen sonst keinen Mehrwert mehr bietet. Ein gutes Beispiel findet sich bei dem Unternehmen Bosch, welches für sich die folgenden acht Planungsgrundsätze definiert.

Planungsgrundsätze bei Bosch

Planungsinhalte wählen

Des Weiteren müssen Unternehmen Planungsinhalte wählen, welche es ihnen ermöglichen, eine in Bezug auf die Unternehmenssteuerung sinnvolle Planungsgranularität zu verwirklichen. Planungsinhalte, die zu granular gestaltet und dementsprechend zu detailliert sind, erweisen sich bei Änderungen der Umweltfaktoren nicht als zielführend und können sich bei strikter Planverfolgung gar als kontraproduktiv erweisen.

Um künftig sinnvolle Planungsinhalte zu identifizieren, empfiehlt es sich die Treiber ihrer Unternehmensperformance zu identifizieren. Hierbei sollten sich Unternehmen allerdings nicht alleinig auf die finanzielle Dimension fokussieren, sondern weitere Dimensionen in ihre Planung aufnehmen, welche maßgeblich auf die Unternehmensstrategie einzahlen. Eine Hilfestellung für die Identifizierung der weiteren der Treiber in anderen Dimensionen bietet die folgende Balance Scorecard von Kaplan/McMilian:

Erweiterte Balanced Scorecard


Datenbasis erweitern

Um in der VUCA-Umwelt zu bestehen, müssen Unternehmen ihre Datenbasis kontinuierlich erweitern und deren Qualität auf einem konstant hohen Niveau halten. Vor allem müssen künftig zunehmend unternehmensexterne Daten in die Planung eingebunden werden, um eine effektive Planung zu gewährleisten. Dies ist insbesondere wichtig, um flexible und schnelle Szenariomodellationen zu ermöglichen und diese für die Planung zu diskutieren.

Planungsprozesse & Planungsorganisation

In diesem Handlungsfeld gilt es künftig, die Planungsprozesse massiv zu verkürzen und entschlacken, um schnelle Planentwicklungszeiten und kurze Planvorlaufzeiten zu ermöglichen. Diese schnellen Planentwicklungszeiten sollen der Gefahr entgegenwirken, dass die Planung auf einer nicht mehr aktuellen Datenbasis basiert und neue Umwelteinflüsse unbeachtet lässt. Somit lässt sich das Risiko, dass der Plan nicht mehr effektiv zur Steuerung eingesetzt werden kann, bevor dieser überhaupt verabschiedet wurde, massiv minimieren.

Planungs-IT-Tools

Im letzten Handlungsfeld Plannungs-IT-Tools spielt es für die moderne und agile Planung eine entscheidende Rolle, neue Technologien und Systeme in die Planentwicklung einzubinden. In Bezug auf die Planung geht es vor allem darum, sich Errungenschaften in den Bereichen Machine Learning und Artifical Intelligence zu Nutze zu machen, um aus den vorhandenen Daten neue Erkenntnisse zu gewinnen und entsprechende Maßnahmen abzuleiten.

Um diese Handlungsfelder sukzessiv anzugehen und in die eigene Planung zu integrieren bedarf es nach Professor Péter Horváth eines holistischen Konzepts. Die Umsetzung der Integration sollte nach Meinung des Experten allerdings unbedingt die folgenden sieben "goldenen" Planungsgestaltungsregeln beinhalten. Diese Regeln ermöglichen es bei einer stringenten Befolgung "Dickschiffe" in der VUCA-Umwelt wieder steuerbar zu machen bzw. "Dickhäuter" wieder zum Tanzen zu bringen.       

Sieben goldene Planungsgestaltungsregeln

Über Péter Horváth:

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Péter Horváth gilt als einer der Gründungsväter des Controllings in Deutschland. Er war langjähriger Professor und Lehrstuhlinhaber des Lehrstuhls für allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Controlling an der Universität Stuttgart. Zudem ist er ist Mitgründer der Fachzeitschrift "Controlling" und Autor des Standardlehrbuchs "Controlling", welches inzwischen in der 14. Auflage erscheint. Bereits 1981 gründete er die Managementberatung Horváth, deren stv. Aufsichtsratsvorsitzender er aktuell ist.

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Schlagworte zum Thema:  Planung, Prozessmanagement