Digitalisierung im Gesundheitswesen

Täglich kommen neue digitale Innovationen auf den Gesundheitsmarkt. Die Digital-Health-Lösungen unterstützen nicht nur die individuelle Gesundheit, sondern reduzieren auch die Krankheitskosten insgesamt. Die Potenziale könnten noch besser ausgeschöpft werden, wenn einige Rahmenbedingungen verbessert würden.

Die sogenannten Digital Health-Lösungen (Apps, unterstützende Software oder Wearables) werden meist auf Basis von Mobile Computing mit Smartphones oder Tablets angeboten und setzen sich oftmals aus mobilen Software-Anwendungen und Medizintechnikprodukten zusammen. Digital Health-Lösungen sind allerdings nicht der einzige Bereich der digitalen Gesundheitswirtschaft. Dazu gehören auch M-Health, was durch mobile Geräte unterstützte Anwendungen umfasst, Telemedizin, die medizinische Diagnosen trotz räumlicher Trennung ermöglicht und Gesundheitstelematik, die den Informationsaustausch beschreibt. Eine explizite Aufspaltung dieser Technologien ist allerdings nicht möglich, da die Grenzen oft ineinander fließen und sich Teilbereiche überschneiden können.

Digital Health wird in den nächsten Jahren weiter wachsen

Laut Berechnungen der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) betrugen in Deutschland die Ausgaben für Medizintechnologien im Jahr 2013 rund 28 Mrd. Euro. Unternehmen aus der digitalen Gesundheitswirtschaft machten dabei einen Gesamtumsatz von ca. 8,6 Mrd. Euro. Nach Schätzungen für dieses Jahr, lägen die Jahresausgaben bereits bei über 30 Mrd. Euro, Tendenz weiter steigend. Der stetig wachsende Markt begründet sich auf drei ausschlaggebenden Punkten. Zum einen wird die Bevölkerung in Deutschland zunehmend älter, eine Kehrtwende ist für die nächsten Jahre nicht in Sicht. Der zweite Treiber ergibt sich aus dem ersten Aspekt. Die Anzahl der pflegebedürftigen Personen nimmt stetig zu. Zuletzt wäre noch der Anstieg der chronischen Krankheiten zu nennen. Dabei spielen vor allem Diabetes und Rheuma eine große Rolle. Rund 80% an den Gesamtausgaben im Gesundheitswesen machen die Kosten für chronische Krankheiten aus.

Investoren nutzen Potential nicht richtig aus

PwC hat zudem in einer Studie das Potential für den Digital Health-Markt analysiert und einen positiven Wertbeitrag festgestellt. Allerdings würden diese nicht ausreichend genutzt, so das Unternehmen. Dies rechtfertige sich vor allem durch die Tatsache, dass die ökonomische und medizinische Rentabilität nicht ausreichend nachgewiesen werden konnte, obwohl die Untersuchung der vier archetypischen Indikationsbereiche

  • Diabetes,
  • Herzinsuffizient,
  • Schlaganfall und
  • Rückenschmerzen

ergeben hat, dass sie zu einer positiven Verstärkung der medizinischen und operativen Exzellenz beitragen kann.

Nach Hochrechnung der vier beschriebenen Indikationsbereiche auf alle Segmente konnte die Studie das Effizienzpotenzial auf 39 Mrd. Euro schätzen. Dieser Wert entspricht 12,2% der jährlichen Gesamtkrankheitskosten in Deutschland. Damit das Effizienzpotential auch ausgeschöpft werden kann, sollten folgende Punkte schnellstmöglich realisiert werden:

  • Telematikinfrastruktur als zentrale Basisaustauschplattform etablieren,
  • elektronische Patientenakte ganzheitlich einführen und
  • Forschungsvorhaben über Pilotprojekte fördern, um eine Breitenwirkung erreichen zu können.

Da der Bereich des Digital Health hauptsächlich von Start-Ups abgedeckt wird, ist nicht zuletzt auch die Frage nach der Finanzierung zu klären. Bisher ist oftmals ungewiss, wer die Kosten der Lösungen erstattet und wie hoch die Selbstzahlungsbereitschaft der Patienten ist. Dies ist allerdings die Voraussetzung für ein vermehrtes Interesse der Investoren.

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