Datenverarbeitung KI im Controlling Python vs. Power Pivot

Power Pivot ist ideal für kleine bis mittlere Datenmengen, stößt jedoch bei sehr großen Datenmengen, komplexer Datenintegration und Automatisierung an Grenzen. Python bietet hier Lösungen: Es skaliert besser, ermöglicht prädiktive Analysen, verarbeitet unstrukturierte Daten und erleichtert IT-Kollaboration. Kristoffer Ditz beschreibt hier 5 Eigenschaften, in denen Python Power Pivot überlegen ist.

5 Gründe, warum Python das Controller-Cockpit zukunftssicher macht

Für viele Controller war die Möglichkeit, Daten aus unterschiedlichen Quellen zu verknüpfen und mit der DAX-Sprache Berechnungen durchzuführen, ein wahrer Quantensprung in Richtung Self-Service-BI.

Power Pivot ist und bleibt ein fantastisches Werkzeug für den Einstieg in die Datenmodellierung und die schnelle, explorative Analyse von kleinen bis mittleren Datensätzen. Aber die Realität des modernen Controllings, geprägt durch exponentielles Datenwachstum, komplexe Lieferketten und den Zwang zur Echtzeit-Prognose stellt Anforderungen, die die Grenzen des effizienten Einsatzes von Excel fundamental verschieben

Wann genau ist der Punkt erreicht, an dem der Controller das vertraute Power Pivot-Umfeld verlassen und den Wechsel zum flexibleren, mächtigeren Werkzeug Python vollziehen muss? Die Antwort liegt in den Anforderungen von Skalierbarkeit, Automatisierung und prädiktiver Analytik.

Hier sind die fünf entscheidenden Gründe, warum Python nicht nur eine Alternative, sondern die logische nächste Stufe für zukunftsorientierte Controllerinnen und Controller darstellt.

Key Fact 1: Skalierbarkeit für "Big Data" in Excel

Power Pivot hat die Beschränkungen der klassischen Excel-Tabelle aufgehoben, indem es externe Daten komprimieren und verarbeiten kann. Die Datenmenge, die verarbeitet werden kann, ist jedoch technisch durch die verfügbare Arbeits- und Speicherkapazität des PCs limitiert.

Das Problem in der Praxis:

In einer Konzern- oder Industrieumgebung sind Datenmodelle, die beispielsweise minutengenaue Produktionsdaten, globale Logistik-Informationen und das gesamte ERP-System verarbeiten müssen, schnell im zweistelligen Millionenbereich an Zeilen.

  • Excel-Limitierung: Bei Modellen mit über 5–10 Millionen Zeilen wird Power Pivot träge. Die Dateigröße bläht sich auf, die Aktualisierung dauert quälend lange, und jeder Rechenschritt (wie DAX-Berechnungen) wird zur Geduldsprobe. Ein Absturz ist nie weit entfernt.
  • Python's Überlegenheit: Mit Bibliotheken wie Pandas können Sie Datensätze verarbeiten, deren Größe weit über das hinausgeht, was in den Arbeitsspeicher eines typischen Desktop-PCs passt. Python ist für die effiziente Verarbeitung sehr großer Datenmengen konzipiert und kann nahtlos auf Cloud-Computing-Ressourcen (z.B. Data Lakes) zugreifen.

Fazit/Konsequenz: Wenn Ihr Controlling-Modell die Performance des Laptops in die Knie zwingt, ist der Peak von Power Pivot erreicht. Python bietet die notwendige Skalierbarkeit, um wirklich große Datenmengen als Asset und nicht als Performance-Bremse zu behandeln.

Key Fact 2: Datenintegration und die Grenzen von Power Query

Power Query ist die ETL-Komponente, die Daten für Power Pivot aufbereitet. Sie ist ein ausgezeichnetes Werkzeug für standardisierte Datenbankverbindungen und CSV-Dateien.

Das Problem in der Praxis:

Die moderne Controlling-Welt muss Daten aus unzähligen, nicht-standardisierten Quellen integrieren: Daten von Social-Media-Analysen, Echtzeit-Währungskurse von APIs, Web-Scraping von Wettbewerberpreisen oder unstrukturierte Textdaten aus Kundenfeedbacks.

  • Power Query-Limitierung: Obwohl Power Query stark ist, ist die Anzahl und Flexibilität der Konnektoren begrenzt. Die Fehlerbehandlung und die Verarbeitung von dynamischen oder unstrukturierten JSON/XML-Daten ist oft umständlich und erfordert komplexe M-Code-Hacks, die schwer zu warten sind.
  • Python's Überlegenheit: Python bietet nahezu grenzenlose Konnektivität. Mit wenigen Zeilen Code können Sie auf jede beliebige Web-API zugreifen, Daten scrubben (bereinigen), unstrukturierte Textdaten analysieren (NLP-Bibliotheken) und komplexe, mehrstufige Datenintegrationspipelines in Stunden statt in Tagen bauen. Pandas (eine Open-Source Python-Bibliothek für Datenanalyse und -) ist das ultimative Werkzeug für die Datenaufbereitung und lässt Power Query hinter sich, sobald die Datenkomplexität steigt.

Fazit/Konsequenz: Power Query ist für das Was-da-ist gut. Python ist für das Was-noch-kommt unerlässlich. Für eine moderne Daten-Architektur, die über das ERP hinausgeht, ist Python der flexiblere, robustere Partner.

Key Fact 3: End-to-End-Automatisierung und die KI-Wende

Ein entscheidendes Ziel im Controlling ist die vollständige Automatisierung des Reporting-Prozesses. Von der Datenextraktion bis zur Erstellung und Verteilung des fertigen Berichts.

Das Problem in der Praxis:

In Power Pivot kann der Datenimport zwar automatisiert werden, aber das Erzeugen und Verteilen des finalen Berichts (z.B. als PDF oder E-Mail-Anhang) erfordert oft den Rückgriff auf VBA-Makros oder komplizierte manuelle Schritte.

  • VBA-Problematik: VBA ist eine Programmiersprache, die schwer zu warten und sicherheitskritisch ist.
  • Python's Überlegenheit – Die KI-Wende: Python ist die Standardsprache der Künstlichen Intelligenz.
    • Automatisierung: Mit Python können Sie den gesamten End-to-End-Prozess steuern (Berichtserstellung, Verteilung).
    • Programmierkenntnisse als Mythos: Dank moderner KI-Tools wie ChatGPT oder Copilot müssen Controller keine reinen Programmierer mehr sein! Die KI kann den Großteil des Python-Codes für Standardaufgaben generieren. Der Controller muss nur noch die Logik und die Anforderungen liefern.

Fazit/Konsequenz: Power Pivot automatisiert die Verarbeitung. Python automatisiert den gesamten Prozess und nutzt dabei die Leistung von KI, um die Programmierhürde zu umgehen. Dies ist die effizienteste und zukunftssicherste Methode.

Key Fact 4: GAME-CHANGER = Prädiktive Analytik und die Macht der unstrukturierten Daten

Der größte Unterschied liegt im Sprung von der deskriptiven Analyse ("Was ist passiert?") zur prädiktiven Analyse ("Was wird passieren?").

Das Problem in der Praxis:

Controller werden zunehmend von der Geschäftsführung aufgefordert, nicht nur zurückzublicken, sondern zuverlässige und evidenzbasierte Prognosen (Forecasts) zu liefern. Ein exakter Forecast basiert aber nicht nur auf historischen Zahlen, sondern auch auf Aktionsplänen, Kunden-Feedback oder Presseartikeln, also auf Textdaten.

  • Power Pivot/DAX-Limitierung: DAX ist eine Sprache zur Berechnung von Kennzahlen in einem numerischen Datenmodell. Power Pivot kann keinen Text auswerten. Es ist blind für die Qualität der Forecast-treibenden Faktoren. Es kann die Aktionen und die Stimmung, die den Umsatz bestimmen, nicht in die Prognose einbeziehen.
  • Python's Überlegenheit: Python ist perfekt für den Forecast geeignet. Bibliotheken wie Scikit-learn und Statsmodels ermöglichen robuste Zeitreihenanalysen. Und das ist der entscheidende Punkt: Python nutzt NLP (Natural Language Processing), um Textdaten (z.B. Vertriebsnotizen, Marketing-Aktionen) in quantifizierbare Stimmungswerte oder Variablen umzuwandeln.

Beispiel

In einem Handelsunternehmen haben in den letzten 24 Monaten diverse Aktionen (Black Friday, X-Mas-Sale, etc.) und entsprechende Ereignisse, wie neue Produktlinien, neue Store-Konzepte stattgefunden. Python zieht hieraus Schlüsse, welche Auswirkungen dies auf die Umsätze hatte, um die nächsten Monate entsprechend fortzuschreiben.

Fazit/Konsequenz: Die Forecast-Genauigkeit steigt dramatisch, wenn auch unstrukturierte Daten einbezogen werden. Power Pivot/DAX ist textblind. Python ermöglicht erst die ganzheitliche, textgestützte Prognose und ist damit der einzige Weg, das Forecasting auf das Niveau der Geschäftsleitung zu heben.

Key Fact 5: Reproduzierbarkeit und die Akzeptanz der IT

In vielen Unternehmen stößt die dezentrale Entwicklung von komplexen Power Pivot-Modellen auf Widerstand bei der IT-Abteilung. Aus gutem Grund. Die Reproduzierbarkeit und die Versionskontrolle sind oft mangelhaft.

Das Problem in der Praxis:

Wenn der Urheber eines Power Pivot-Modells das Unternehmen verlässt oder es zu einem Fehler kommt, ist die Fehlersuche in komplexen DAX-Modellen schwierig.

  • Power Pivot/Excel-Limitierung: Die Logik (DAX-Formeln) ist tief im Datenmodell verborgen. Eine zentrale Versionskontrolle über Tools wie Git (Standard in der Softwareentwicklung) ist fast unmöglich. Die Modelle sind oft an den PC des Entwicklers gebunden.
  • Python's Überlegenheit: Python-Code wird in Skripten geschrieben.
    • Auditierbarkeit: Jeder Rechenschritt ist klar dokumentiert und lesbar.
    • Zusammenarbeit: Die Zusammenarbeit mit der IT-Abteilung wird dadurch massiv vereinfacht und das Problem der "Shadow IT" entschärft.

Fazit/Konsequenz: Python ermöglicht einen professionellen, industriellen Standard für die Datenverarbeitung. Es verwandelt die Controlling-Analyse von einem persönlichen Excel-Wunderland in einen transparenten, auditierbaren Prozess.

Fazit: Power Pivot – Das Sprungbrett zur Python-Klasse

Power Pivot hat dem Controller-Beruf einen unschätzbaren Dienst erwiesen, indem es uns allen gezeigt hat, was mit Datenmodellierung alles möglich ist. Es ist das perfekte Sprungbrett.

Doch die zunehmende Geschwindigkeit, das Volumen und die Komplexität der Daten erfordern eine neue Werkzeugkiste. Der Controller, der sich weigert, Python zu lernen, wird seine Arbeit immer noch erledigen können, aber er wird:

  1. Immer langsamer sein als die Konkurrenz.
  2. Eine große Herausforderung haben, ganzheitlichen Prognosen liefern zu können.
  3. Die Automatisierungspotenziale seines Bereichs massiv unterschätzen.

Der Weg führt nicht gegen Excel, sondern über Excel hinaus direkt in die Champions League der Datenanalytik, die Python unbestritten bietet. Es ist Zeit für den nächsten Schritt, kommen Sie mit.

Das könnte Sie auch interessieren:

KI im Controlling – So nutzen Sie ChatGPT und Python für große Datenmengen

Tipp der Redaktion

Online-Seminar: Controlling automatisieren mit Python & ChatGPT – ganz ohne Programmierkenntnisse 

Viele Controlling-Prozesse sind datengetrieben und repetitiv – und somit ideal für eine Automatisierung. Ein geeignetes Tool-Set dafür ist Python & ChatGPT, die sich zu Standardwerkzeugen für Controller:innen entwickeln werden. In diesem Online-Seminar zeigt KI-Experte Kristoffer Ditz, wie Sie mit Python und ChatGPT routinemäßige Datenverarbeitung effizienter gestalten. Sie lernen, wie Sie große Excel-Datensätze auslesen, analysieren und visualisieren. Das Vorgehen wird am Beispiel wiederkehrender Auswertungen wie Umsatz- und Kostenanalysen in einer Live-Demo gezeigt.

Termin: 5. November 2025, 14.00 Uhr, ca. 90 Minuten - Teilnahmegebühr 108 EUR zzgl. USt.
Bei Controlling Office, Finance Office Platin und Business Office Platin im Abo inklusive. 

Jetzt informieren und anmelden!