2.1 Lerneranalyse

Um in die Analysephase zu starten, ist es sinnvoll, zunächst einige zentrale Fragen zu beantworten. Die Fragen helfen, den Rahmen für die Unterweisung abzustecken und sich zu versichern, dass man die relevanten Eckdaten über die Lerner richtig erfasst hat. Ist dies nicht der Fall, sind die Fragen eine gute Richtschnur, an der man sich entlangarbeiten und alle benötigten Informationen einholen kann.

 
Praxis-Tipp

Leitfragen

Wer ist meine Zielgruppe/mein Publikum?

Welchen Kenntnisstand hat die Zielgruppe aktuell?

Welche Motivation hat die Zielgruppe, meiner Unterweisung zuzuhören?

Welche Vorerfahrungen hat die Zielgruppe?

Welche Bedeutung für die Gesundheit und das Arbeitsumfeld hat mein Schulungsthema?

Welche Rahmenbedingungen sind für mein Training/meine Unterweisung gegeben (z. B. Räumlichkeiten, Teilnehmeranzahl, Zeitfenster)?

2.2 Analyse der Lernziele

Hat man sich mit den grundsätzlichen Eigenschaften der Lerner sowie den Rahmenbedingungen für eine Unterweisung beschäftigt, stellt sich als nächstes die Frage, welche Lernziele man mit den Lernern in der geplanten Einheit erreichen möchte. Man beschreibt sozusagen nach der Ist-Aufnahme nun den Soll-Zustand.

Grundsätzlich werden 3 Lernziel-Arten unterschieden und man sollte die Frage beantworten, welche Anteile aus welchem Bereich der zu vermittelnde Inhaltsbereich hat.

  1. Kopf steht für das notwendige berufliche Wissen bzw. Sicherheitswissen und wird dem "kognitiven" Lernbereich zugeordnet. Hierzu zählt zum Beispiel Fachwissen über das Verhalten und die Auswirkungen von Wasser beim Löschen eines Fettbrandes (Fettexplosion).
  2. Herz meint das Erlernen von bestimmten Haltungen und Einstellungen. Dieser Lernbereich wird als "affektiv" bezeichnet. Hierzu gehören z. B. das Vorhandensein des notwendigen Bewusstseins und die Wahrnehmungsfähigkeit von Gefahren im betrieblichen Alltag. So kann ein lose am Boden verlegtes Kabel zur Stolperfalle werden. Dieses doch recht harmlos erscheinende Kabel wird von einem mit dem notwendigen Sicherheitsbewusstsein ausgestatteten Mitarbeiter als mögliche Gefahrenquelle erkannt. Mögliche auftretende gesundheitliche Folgen werden vorhergesehen (antizipiert) und unverzüglich beseitigt oder dem Führungsverantwortlichen gemeldet. Ein weniger sicherheitsbewusster Mitarbeiter wird an der gleichen Stelle möglicherweise mehrmals vorbeigehen, die Gefahr u. U. nicht wahrnehmen oder (und das ist der schlechteste Fall) sie zwar wahrnehmen, sich aber nicht zuständig fühlen, die Gefahrenquelle zu beseitigen.
  3. Hand beschreibt die (manuellen) Fertigkeiten im Umgang mit Werkzeugen, Instrumenten und Schutzausrüstung unter körperlichem Einsatz. Hierzu gehört z. B. das richtige Tragen der persönlichen Schutzausrüstung, das regelkonforme Handling von Anlagen, Werkzeugen und Arbeitsmitteln. Dieser Lernbereich wird auch als "psychomotorisch" bezeichnet.
 
Wichtig

Arbeiten mit Lernzielen

Damit man Lernziele später überprüfen kann, ist es wichtig, sie so zu formulieren, dass man ein beobachtbares Verhalten bekommt. Denn den reinen Wissenszuwachs kann man nicht direkt abfragen, sondern nur indirekt (z. B. über Tests, Fragen, Aufgaben oder konkrete Probleme, die derjenige lösen soll). Nur daraus lässt sich erschließen, ob Lernen stattgefunden hat.

Beobachtbare Lernziele werden z. B. so formuliert:

Kognitiv: Die Lerner können nach der Schulung alle Teile der PSA benennen und ihre Funktion mit eigenen Worten erklären.

Affektiv: Die Lerner haben für sich die Notwendigkeit des Tragens der PSA erkannt und sind überzeugt, dass es sinnvoll ist, sie zu benutzen, auch wenn es ggf. umständlich ist/länger dauert.

Psychomotorisch: Die Lerner können das vorschriftsgemäße Tragen und Handhaben aller Bestandteile der PSA vorzeigen.

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