Wie geht es mit der Testpflicht und dem Arbeitsschutz weiter?

Es wird Sommer in Deutschland. Die Inzidenzzahlen sinken und immer mehr Alltag kehrt zurück. Sind da Tests noch notwendig? Und wie lange wird es das Arbeiten im Homeoffice noch geben?

Während sich die Wirtschaftsvertreter für mehr Normalität, also Rückkehr zu dem was vor der Pandemie war, aussprechen, will Arbeitsminister Hubertus Heil die Unternehmen über den Sommer hinaus zu Testangeboten verpflichten. Auch die Möglichkeit der Beschäftigten im Homeoffice zu arbeiten, will Heil weiter forcieren.

Unterschiedliche Interessen bei Wirtschaft und Arbeitsschutz

Bei der Debatte treffen wirtschaftliche Interessen und der Arbeitsschutz aufeinander. Während Bundesminister Heil und der nordrhein-westfälische Arbeitsminister Laumann sich einig sind, dass die Pandemie gezeigt habe, wie notwendig Arbeits- und Gesundheitsschutz sind, klagen die Vertreter der Wirtschaft über enorme Ausfälle, u. a. durch den so genannten Homeoffice-Effekt.

Nach dem Sommer soll es weiter Testangebote geben

Reduzierte Kontakte, strenge Hygienekonzepte, die Testangebote sowie Impfungen haben dazu beigetragen, dass Deutschland verhältnismäßig gut und sicher durch die Pandemie gekommen ist und dass inzwischen die Zahlen rund um Corona sinken. Minister Heil setzt sich dafür ein, dass die einzelnen Schutzmaßnahmen (noch) nicht komplett heruntergefahren werden. So soll z. B. auch nach dem Sommer weiter getestet werden.

Arbeitsschutzkontrollen sollen verschärft werden

Minister Laumann legt seinen Schwerpunkt auf die staatliche Arbeitsschutzverwaltung. Sie soll wieder mit mehr Personal ausgestattet werden. Denn bis 2026 sollen jedes Jahr 6 % der Betriebe in Deutschland durch die Arbeitsschutzbehörden und berufsgenossenschaftlicher Unfallversicherung kontrolliert werden. Während der Pandemie sind vor allem die Fleischindustrie und Erntehelfer durch hohe Infektionszahlen aufgefallen. Aber auch die Arbeitsbedingungen bei Paketdiensten und Logistikbranche sind durch den enormen Anstieg der Aufträge während der Pandemie in den Fokus gerückt.

Beschäftigte im Homeoffice geben weniger Geld aus

Die Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers (PwC) prognostiziert, dass die deutsche Wirtschaftsleistung 2021 um 15 Mrd. EUR sinken könnte, wenn weiterhin im Homeoffice gearbeitet würde. Denn dadurch gäben die Büroangestellten weniger Geld aus. Dies trifft vor allem

  • den Personennahverkehr,
  • die Gastronomie sowie
  • den Einzelhandel im Arbeitsumfeld bzw. auf den Arbeitswegen.

Kaufkraft sinkt in der Breite

Aber auch indirekte Effekte wirken sich laut PwC negativ aus, etwa wenn

  • der Energieverbrauch von Gaststätten sinkt,
  • Wäschereien weiterhin wenig Aufträge erhalten und in der Folge
  • sich die Kaufkraft der Beschäftigten verringert, die in wenig ausgelasteten Branchen tätig sind.

Wirtschaft drängt auf weniger Maßnahmen

Um die Wirtschaft allgemein zu stärken, fordert der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), dass u. a. Testangebotspflicht und Homeoffice verringert und abgeschafft werden, wenn die Zahl der Geimpften und Genesenden weiter deutlich steigt.

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