Unfälle im Wald: Herausforderungen durch den Klimawandel

Nach fünf Jahren sinkender Unfallzahlen bei der Waldarbeit stiegen diese 2022 wieder leicht an, vermeldet die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) in ihrer aktuellen Unfallstatistik. 4.302 Arbeitsunfälle im Forst wurden der SVLFG im Jahr 2022 gemeldet (2021: 4.048). Als Grund wird vor allem der sogenannte „Brennholz-Effekt“ genannt. Mittel- und langfristig aber stellt vor allem der Klimawandel die Arbeitssicherheit im Wald vor große Herausforderungen.

Der Anstieg der Unfallzahlen um 6,3 Prozent im Jahr 2022 lässt sich laut SVLFG vor allem auf die Brennholzaufarbeitung zurückführen. Dieser „Brennholz-Effekt“ stehe laut der Sozialversicherung vermutlich mit den gestiegenen Energiekosten 2021/22 in Zusammenhang, da sich vermehrt sogenannte „Selbstwerber“ im Wald aufhielten, um Brennholz für den Eigenbedarf zu fällen. Beim Rücken und Heranbringen des Holzes kamen 433 Menschen zu Schaden. Das sind 17 Prozent mehr als im Vorjahr (2021: 370). 33 Personen verloren bei der Waldarbeit 2022 ihr Leben.

Klimawandel und Waldarbeit

Das größte Risiko, bei der Waldarbeit tödlich zu verunglücken, bestehe laut SVLFG bei motormanuellen Holzerntearbeiten. 24 der 33 tödlichen Unfälle des Jahres 2022 lassen sich darauf zurückführen, dass Menschen bei Fällarbeiten von Baumteilen getroffen werden. Diese Arbeiten werden im vom Klimawandel betroffenen Wald immer gefährlicher. Trockenheit, Stürme, Extremwetterereignisse sowie Schädlingsbefall führen vermehrt zu einem instabilen Baumbestand, das Fällen von Bäumen wird damit noch gefährlicher. So berichtet der Forstingenieur Florian Rauschmayr von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf dem Münchener Merkur, dass die durch den Klimawandel ausgelösten Veränderungen im Wald ab 2018 förmlich explodierten – mit gravierenden Folgen für die betriebliche Praxis. Ein Beispiel: Die in deutschen Wäldern dominierende Laubbaumart Buche stirbt von oben, also von der Krone her ab – durch die immer längeren Trockenperioden im Sommer passiert das nun immer öfter. Der Waldarbeiter am Boden kann aber nicht erkennen, ob die Krone bereits abgestorben ist. Schlägt er dann in den Baumstamm, kann es passieren, dass die schwergewichtige Krone herunterfällt und den Waldarbeiter trifft.

Notrufsysteme mit GPS-Ortung

Die Gefährdung ist besonders groß, wenn Waldarbeiten von nur einer einzelnen oder zwei Personen durchgeführt werden, die teilweise weit entfernt von anderen Menschen und von Rettungswegen arbeiten. Aufgrund des isolierten Arbeitsumfelds werden aber zunehmend satellitengestützte Notrufsysteme (Personen-Notsignalanlagen, PNA, für Textbotschaften) mit einem elektronischen Global-Positioning-System (GPS) angewendet. Ihr Einsatz zur optimalen Absicherung der Alleinarbeit verlangt jedoch einen speziell auf das Gerät abgestimmten Aufbau der Rettungskette.

Passive und aktive Notrettung

Bei den Notrufen wird zwischen aktiven und passiven Notrufen unterschieden. Der wesentliche Unterschied ist, dass ein aktiver Notruf an der Funksteuerung des Notfunkgeräts ausgelöst werden muss, während ein passiver Notruf vom Gerät selbst übernommen wird und sofort die Rettungskette aktiviert. Der Verunfallte löst bei der aktiven Variante einen Notruf mit der Funkfernsteuerung aus. Wird dieser vom System erkannt, beginnt die Vorwarnzeit für die Aktivierung der Rettungskette. Zu diesem Zeitpunkt kann der Verunfallte die Notrufprozedur, sollte es ein Fehlalarm gewesen sein, noch stoppen – zum Beispiel indem er den Notrufschalter zurücksetzt. Intervallsignale an der Fahrzeughupe machen den Maschinenfahrer auf den Notruf aufmerksam. Nach Ablauf der Vorwarnzeit setzt das Notrufsystem automatisch einen Notruf ab.

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