Gewalt gegen Pflegekräfte

Im Gesundheits-, Pflege- und Sozialwesen treffen Pflegekräfte häufig auf aggressive oder gewaltbereite Patienten oder Besucher. Besonders junge Pflegekräfte sind oft hilflos der Gewalt ausgeliefert. Lange tabuisiert, wird die Gewalt in den Einrichtungen mittlerweile thematisiert. Das Erlernen von deeskalierenden Verhaltensregeln wird zunehmend Gegenstand von Trainingskursen und Grundausbildungsmodule für Pflegekräfte.

Aggressive Übergriffe von Patienten gehören für viele Beschäftigte immer noch zum beruflichen Alltag. Sie kommen am häufigsten in Krankenhäusern und in Wohnbereichen der Behindertenhilfe vor. Viele Beschäftigte fühlen sich durch die Übergriffe sehr stark belastet.

Gewalt gegen Pflegekräfte wird zunehmend enttabuisiert

Im Jahr 2018 veröffentlichte das Hamburger Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen eine Studie. Die Studie kam zu der Erkenntnis, dass sich der Umgang mit dem Thema in den Einrichtungen verändert hat. Früher häufig tabuisiert, ist das Thema Patientengewalt nun präsent und es werden mittlerweile von zahlreichen der Einrichtungen Präventionsangebote wie beispielsweise Deeskalationstrainings angeboten. Die Sensibilisierung für das Thema, so mutmaßten die beteiligten Wissenschaftler, führe darüber hinaus auch zu höheren Meldezahlen von Vorfällen. Gute Vorbereitung und ein offener Umgang mit dem Thema in den Einrichtungen wirkten sich positiv auf das Belastungsempfinden und die Arbeitsfähigkeit aus.

Junge Pflegekräfte häufig Opfer von Gewalt

Laut diversen Umfragen unter Auszubildenden wurden bis zu 65 Prozent der jungen Leute schon einmal oder mehrmals tätlich angegriffen. Aggressionsfälle treffen die jungen Nachwuchskräfte in der Pflege besonders hart, da sie noch nicht über genügend Berufserfahrung verfügen, um auf die Gewalt professionell und deeskalierend antworten zu können. Auch aufgrund der wenigen Berufserfahrung neigen die jungen Menschen öfter als ihre älteren Kollegen dazu, das aggressive Verhalten der Patienten und Besucher als Folge eines von ihnen verursachten Fehlers zu werten.

Gewaltprävention durch Deeskalationstraining

Bis in die jüngste Vergangenheit gehörten der Umgang mit Aggressionen nur in Ausnahmefällen zu den Unterrichtseinheiten in den Lehrplänen von Pflegekräften. Immerhin haben sich die Lehrpläne in den vergangenen Jahren in Deutschland, Österreich und der Schweiz endlich auch diesem Thema verstärkt angenommen. Immer mehr Einrichtungen bieten ihrem Personal Deeskalationstrainings an. Diese eignen sich für die Pflegekräfte aber nur dann, wenn sie spezifisch auf die Situation in den betreffenden Einrichtungen eingehen. Zu den diversen Deeskalationsmethoden, die in den Trainingsangeboten geübt werden, gehört insbesondere das DABS-Verfahren (De-Escalating Aggressive Behaviour Scale), was seinen Schwerpunkt vor allem auf die „proaktive“ Gewaltprävention legt.

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