Spritzgießmaschinen: Auf diese Gefährdungen müssen Betriebe besonders achten
Spritzgießmaschinen bzw. Kunststoff-Spritzgießmaschinen oder Spritzgussmaschinen sind Maschinen, die aus Kunststoffgranulaten oder -pulvern direkt verwendbare Kunststoffteile herstellen. Diese werden aufgeschmolzen, unter Druck in das jeweilige Werkzeug eingespritzt und in beliebige Formen eingepresst.
Maschinen mit besonderem Gefährdungspotenzial
Spritzgießmaschinen sind im Anhang IV der EG Maschinenrichtlinie als Maschinen mit besonderem Gefährdungspotenzial aufgeführt. Aus diesem Grund sind trennende Schutzeinrichtungen für alle Arten von Spritzgießmaschinen vorgeschrieben. Da eine Spritzgießanlage aus mehreren Maschinen besteht, muss das betreibende Unternehmen die Zuverlässigkeit aller Sicherheitsfunktionen innerhalb dieser Gesamtanlage garantieren. Diese Aufgabe überträgt der Arbeitgeber in der Regel einem speziell hierfür ausgebildeten Integrator.
Spritzgießmaschinen: Wichtigste Gefährdungen
Was sind die bedeutendsten Gefährdungen beim Umgang mit diesen Maschinen? Zunächst einmal stellen die hohen Temperaturen der verwendeten Materialien ein besonderes Problem dar. Insbesondere bei der Verarbeitung von Magnesium oder Aluminium bestehen erhebliche Brandgefahren, auf die ein Betreiberunternehmen vorbereitet sein muss. Die häufigste Unfall- und Verletzungsursache ist aber eine andere: Laut Angaben der DGUV sind Schnittverletzungen die häufigsten Verletzungen beim Betrieb von Spritzmaschinen, die insbesondere durch scharfkantige Oberflächen und Messer verursacht werden.
Absturzgefahr bei Wartungen
Andere Gefährdungen dürfen dabei aber nicht übersehen werden. Die Absturzgefahr ist eine davon. Spritzgießmaschinen haben nämlich je nach Baureihe unterschiedliche Höhen, eine Großanlage kann höher als drei Meter sein. An fast allen Maschinentypen und bei allen Großanlagen gibt es Bereiche, die für das Wartungspersonal ohne Aufstiegshilfen nicht zu erreichen sind. Ohne eine solche Hilfe kann es schnell zu einem Absturz kommen, zum Beispiel wenn ein Maschineneinrichter Materialtrichter reinigt, Störungen beseitigt oder große Spritzgießwerkzeuge mit dem Kran wechselt.
Vor diesem Hintergrund sollte beim Kauf der Maschine eine angepasste und fest installierte Aufstiegshilfe mitbestellt werden, bei vorhandenen Maschinen sollte der Betrieb geeignete Aufstiegshilfen hinzukaufen. Falls feste Aufstiegshilfen nicht an der Maschine/Anlage installiert werden können, oder eine Installation aufgrund der niedrigen Benutzungsfrequenz nicht sinnvoll ist, sollten Unternehmen stattdessen auf mobile Aufstiegssysteme wie Podestleitern zurückgreifen. Dabei muss natürlich besonders auf einen sicheren Stand und die Passgenauigkeit geachtet werden.
Exposition gegenüber Gefahrstoffen
Durch die Verarbeitung thermoplastischer Kunststoffe in Spritzgießmaschinen werden die Beschäftigten auch Gefahrstoffen ausgesetzt. Expositionsmessungen an Spritzgießmaschinen in mehreren deutschen Betrieben durch die BG ETEM haben keine grenzwertigen Gefahrstoffkonzentrationen ergeben. Dennoch können niedrige und gesundheitlich unbedenkliche Expositionswerte nur garantiert werden, wenn der Arbeitgeber mindestens folgende Schutzmaßnahmen berücksichtigt:
- Kontrolle und Einhaltung aller Verfahrensparameter (u. a. Verarbeitungstemperatur, Verweilzeit in der Plastifiziereinheit, Schussgewicht, Verarbeitungsdruck),
- Nutzung einer effektiven stationären Absaugeinrichtung im Bereich der Spritzdüse mit Fortluftbetrieb,
- alternativ Verwendung einer mobilen Absaugeinrichtung mit einem Kombinationsfilter,
- regelmäßige Wirksamkeitsprüfung der lufttechnischen Einrichtungen inklusiver kontinuierlicher Dokumentation,
- möglichst auch die Einrichtung einer raumlufttechnischen Anlage. Diese sollte bei Luftströmungen in Richtung Hallendecke, wie dies bei Kunststoffspritzgießmaschinen der Fall ist, nach dem Prinzip der Schichtenlüftung arbeiten.
ISO 20430 für Spritzgießmaschinen
Nach sieben Jahren Vorbereitungen wurde im April 2020 mit der ISO 20430 für Spritzgießmaschinen erstmals eine internationale Sicherheitsnorm für Kunststoff- und Gummimaschinen veröffentlicht. Damit erhielten die Maschinenhersteller einen weltweit einheitlichen Standard, bei dem mehrere nationale und regionale Normen zusammengeführt wurden. Durch den zusätzlichen Anhang ZA wurde für die EN ISO Version des Standards auch ein direkter Bezug zur europäischen Maschinenrichtlinie hergestellt.
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