Wer hat die Krise besser und wer weniger gut überstanden?
Eine Befragung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) mit 2.500 Beschäftigten im Alter zwischen 20 und 65 Jahren verdeutlicht, wie sich die Arbeitswelt während der Pandemie verändert hat. Für 80 % der Befragten hat sich die persönliche Arbeitssituation geändert. Fast 70 % waren im Homeoffice. Bei 60 % erfolgte eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten. Die Pandemie hatte zudem Auswirkungen auf das Krankheitsgeschehen der Beschäftigten.
Psychische Beschwerden und dadurch bedingte Arbeitsunfähigkeit nehmen zu
Laut dem AOK-Fehlzeiten-Report 2021 sind die Krankmeldungen von März 2020 bis Juli 2021 gesunken – vor allem bei Atemwegserkrankungen und Infektionskrankheiten. Zugenommen haben während der Pandemie jedoch psychische Beschwerden sowie emotionale Probleme wie Lustlosigkeit, Nervosität oder Niedergeschlagenheit, Konzentrationsprobleme und Schlafstörungen. Vor allem aber hat die Dauer der Arbeitsunfähigkeit z. B. bei psychischen Erkrankungen im Durchschnitt um 4 Tage und bei Herz-Kreislauferkrankungen um 2,5 Tage deutlich zugenommen.
Beschäftigte mit einer starken individuellen Resilienz sind besser durch die Krise gekommen
Auffällig bei den Ergebnissen der AOK ist, wie unterschiedlich sich individuelle Resilienz auf Beschwerden ausübt.
- 69 % der Beschäftigten mit einer niedrigen individuellen Resilienz zweifelten laut der Umfrage an ihren eigenen Fähigkeiten. Bei denjenigen mit einer stark ausgeprägten individuellen Widerstandsfähigkeit waren es dagegen nur 27 %.
- 52 % der Widerstandsschwachen gegenüber 11 % der -starken gaben an, dass sie während der Pandemie Angstgefühle hatten.
- Auch bei den Magen-Darm-Problemen unterscheiden sich die Angaben der beiden Gruppen deutlich zwischen 38 % auf der einen und 13 % auf der anderen Seite.
- Ähnlich unterschiedlich waren die Ergebnisse mit 36 % zu 12 % bei den Herz-Kreislauf-Beschwerden.
Eine starke Unternehmensresilienz stärkt die Beschäftigten
Beschäftigte, die ihr Unternehmen in der Krise als besonders anpassungsfähig, die Führungskraft als Unterstützung und den Zusammenhalt im Betrieb als gut erlebten, hatten seltener gesundheitliche Beschwerden. Das spiegeln auch die krankheitsbedingten Fehltage der letzten 12 Monate wider:
- Beschäftigte, die ihr Unternehmen in der Krise als widerstandfähig wahrgenommen haben, kamen auf durchschnittlich auf 7,7 krankheitsbedingte Fehltage.
- Beschäftigte, die dagegen die Unternehmensresilienz als besonders schlecht bewerteten, meldeten sich Schnitt 11,9 Tage krank.
Beschäftigte in der Betreuung sowie in der Erziehung am stärksten belastet
Besonders belastet von der Pandemie fühlten sich die Beschäftigten in der Betreuung aber auch in der Erziehung von Kindern. Gründe in der Pflege waren laut den Angaben von Führungskräften aus Pflegeeinrichtungen und ambulanten Diensten:
- die Sorge um das psychische Wohlergehen der Pflegebedürftigen, insbesondere bei Menschen mit Demenz,
- die Einhaltung von Hygienevorschriften,
- die Durchführung von Tests im Team und bei den Betreuten sowie
- die Bewältigung von Personalausfällen, wodurch ...
- sich die Tendenz, trotz einer Erkrankung zur Arbeit zu gehen, durch die Pandemie weiter verstärkt hat.
Pflegekräfte waren 2020 überdurchschnittlich lange krank
Knapp 660.000 Pflegekräfte sind bei der AOK versichert. 2020 wurden bei ihnen durchschnittlich 25,4 Arbeitsunfähigkeits-Tage verzeichnet. Das sind 6,1 AU-Tage mehr als im Durchschnitt der AOK-Mitglieder.
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