Lärmschutz im Büro

Bürolärm ist ein ständiger Begleiter im modernen Arbeitsalltag. Oft wird unterschätzt, welchen Einfluss Lärm auf die Beschäftigten hat. Dabei empfinden viele Menschen gerade den Lärm in Mehrfachpersonenbüros als große Störquelle. Lärmbedingter Stress beeinflusst die Produktivität: Er kann die Konzentrationsfähigkeit stören und zu Gesundheitsschäden, Fehlzeiten und Unfällen führen. Erfahren Sie hier, welche effektiven Strategien es gibt, um Ruhe und Konzentration für die Beschäftigten zurückzugewinnen.

Rechtliche Anforderungen an den Lärmschutz im Büro

Die rechtliche Grundlage für den Lärmschutz bildet seit 2018 die Arbeitsstättenregel ASR 3.7 Lärm. In dieser gesetzlichen Vorgabe geht es darum, den Schallschutz von Mitarbeitenden oder Personen in Räumen zu verbessern und die Störwirkung zu reduzieren. Sie legt die Anforderungen an den Arbeitsschutz bei Lärm in Arbeitsstätten fest und gilt für alle Betriebe, in denen Beschäftigte Lärm ausgesetzt sind. Demnach müssen die Arbeitgeber die Lärmbelastung ihrer Beschäftigten ermitteln und bewerten sowie Maßnahmen treffen, um die Lärmbelastung zu reduzieren. Dazu zählen etwa die Verwendung von Lärmschutzmitteln, die Optimierung der Arbeitsabläufe oder die Verlagerung von Arbeitsplätzen. Ebenfalls festgelegt ist, dass Arbeitgeber die Beschäftigten über die Risiken von Lärm und die Möglichkeiten des Lärmschutzes informieren müssen.

Die ASR A3.7 beschreibt die extra-auralen Wirkungen von Schall und bietet Wege, diese zu beurteilen. Extra-aurale Wirkungen sind Störwirkungen mit Ausnahme der Wirkungen auf das Gehör. Hierunter fallen Beeinträchtigungen der Sprachverständlichkeit, Störung der Arbeitsleistung oder Aktivierung des zentralen und vegetativen Nervensystems.

Um die Wirkungen zu beurteilen, sind Tätigkeitskategorien I bis III und dazu die maximal zulässigen Beurteilungspegel definiert. Neben den Schallpegeln ist auch die Raumakustik von großer Bedeutung. Dazu werden in der ASR A3.7 Nachhallzeiten für Büroräume, Bildungsstätten und sonstige Räume mit Sprachkommunikation festgelegt. Um die Gefährdungen zu beurteilen, werden neben der Messung auch ein subjektives Verfahren und Berechnungsmöglichkeiten aufgezeigt. Das subjektive Verfahren eignet sich besonders gut, um die Störwirkung unabhängig von den Schallpegeln greifbar zu machen.

Neben der ASR A3.7 spielt die DIN 18041 Hörsamkeit in Räumen eine wichtige Rolle. Sie beschreibt Möglichkeiten, wie man die Sprachverständlichkeit verbessern kann. Das gilt insbesondere für Besprechungs- und Schulräume sowie für Konferenzsäle.

Ab wann wird Lärm im Büro als störend wahrgenommen?

Häufig werden Geräusche, die man nicht selbst verursacht oder nicht selbst beeinflussen kann, als störend wahrgenommen. Musik beispielsweise kann Freude bereiten – zum falschen Zeitpunkt allerdings kann sie auch stören. Auch die Art des Geräusches spielt eine Rolle: Baulärm oder Klopfen werden als störend empfunden. An harmonische Geräusche, wie ein Lüftungsgeräusch, gewöhnt man sich, hier ist in die Störwirkung geringer.

Wie leise ist ein angenehm „klingendes“ Büro?

Sprachpegel können bereits ab 35 Dezibel störend wirken. Hintergrundgeräusche bauseitiger Natur –zum Beispiel durch Lüftungsanlagen, Straßengeräusche oder einen Aufzug – sollten gemäß ASR A3.7 in Zweierbüros nicht höher al 40 Dezibel liegen. Nach unten gibt es zwar keine Grenze, aber wenn Geräusche ganz fehlen, fühlen sich Menschen auch unwohl.

Zunächst ist zu klären, wie das Büro genutzt wird, welche Tätigkeiten darin ausgeübt werden. Müssen Mitarbeitende dort viel miteinander oder mit Kunden reden, wie beispielsweise in einem Call-Center? Häufig haben wir Mischsituationen, das heißt jemand arbeitet geistig, führt Telefonate oder hat einen Video-Call. Dann stellt sich die Frage, wie häufig das vorkommt und ob es Rückzugsräume braucht. Im Optimalfall wird eine akustische Zonierung des Büros für konzentriertes und kommunikatives Arbeiten vorgenommen.

Lärmschutz in Büros optimieren – wie bekommt man mehr Ruhe in Großraumbüros?

Beim Großraumbüro haben wir den sogenannten Lombard-Effekt. Das heißt, wenn eine Person redet und stört, werden die anderen lauter, um den Störpegel zu übertönen. Dann schaukelt sich das hoch. Um diesen Teufelskreis gar nicht erst in Gang kommen zu lassen, sind Maßnahmen erforderlich. Man bedämpft den Raum, in dem absorbierendes Material auf glatten Oberflächen angebracht wird und möglichst im Nahfeld von Sprechern Absorberelemente aufgestellt werden. Auch durch organisatorische Maßnahmen kann man dafür sorgen, dass Kommunikation nicht in der stillen Arbeitszone erfolgt.

Lärmschutz durch Absorber im Büro

Man muss zunächst klären, welcher Schall absorbiert werden soll. Eine tiefe Frequenz hat eine Wellenlänge von mehreren Metern, ein hohes Pfeifgeräusch nur wenige Zentimeter. Ein Absorber muss diese Welle und damit die Schwingung in der Luft aufnehmen. Daher gibt es Absorber für verschiedene Frequenzen. Bekannt ist die Odenwalddecke in Büros. Das ist eine abgehängte Decke mit kleinen Löchern in den Deckenplatten, dahinter befindet sich ein Hohlraum. Die kleinen Löcher und die eigentliche Platte nehmen die hohen und mittleren Frequenzen auf. Die tiefen Frequenzen dringen durch die Platte in den Hohlraum dahinter, werden dort reflektiert, laufen ein zweites Mal durch und werden dadurch gedämpft.

Ein Teppich mit einem kurzen Flor absorbiert ebenfalls hohe Frequenzen. Bei mittleren Frequenzen, was der üblichen Sprache entspricht, können auch Schränke und Möbel als Absorber und Diffusor wirken. Akustische Trennelemente wiederum bestehen aus einem Schaumstoff, der die hohen und mittleren Frequenzen absorbiert, und einer Trägerplatte, die die tiefen Frequenzen aufnimmt, indem sie mitschwingt. Auch Wandbilder aus speziellem Schaumstoff gibt es, sie sind um die zehn Zentimeter dick und bespannt. Sie helfen, die Reflexionen aus dem Raum zu nehmen.

Schon in der Planungsphase muss sich der Planer Gedanken machen, ob ein Raum viele glatte Flächen hat, die man nicht belegen kann. Braucht es vielleicht aufstellbare oder von der Decke abhängbare Elemente bzw. können akustisch wirksame Möbel eingesetzt werden? Abhängig von der Raumgröße und der zur Verfügung stehenden Fläche braucht es Elemente mit höherem oder niedrigerem Wirkungsgrad.

Lärmabsorber im Büro – Nutzen und Grenzen

Wird ein Raum bedämpft, bekommt man zwar die Reflexion in den Griff, aber nicht den Direktschall. Personen, die in einer Gruppe arbeiten, sich sehen und hören wollen, kann man ja auch nicht komplett einhausen. Maximal abgebremst bekommt man also wirklich nur die Geräusche, die zur Wand oder Decke laufen. Einen Raum bekommt man dann drei bis vier Dezibel ruhiger, aber man hört immer noch die einzelnen Personen. Soll dies ebenfalls unterbunden werden, muss viel Aufwand betrieben werden. Dann hilft es nur, noch höhere Absorber in den direkten Ausbreitungsweg zu stellen.

Ein kleiner Tischaufsatz hilft relativ wenig, dadurch fallen vielleicht ein bis zwei Dezibel weg. Aber erst eine Reduzierung um zehn Dezibel nehmen wir als Halbierung wahr.

In Call-Centern sieht man häufig Personen in sternförmig angeordneten Arbeitsplätzen. Die Trennelemente sind ca. 1,80 Meter hoch, sodass der Schall direkt dort hineingeht. Zusätzlich wird mit Headsets gearbeitet. Das nimmt Hintergrundgeräusche weg und hat den Effekt, dass die Personen leiser sprechen. Hier haben wir dann eine Kombination aus technischen Maßnahmen: den passiven Schallschutz sowie aktive Elemente wie Kopfhörer.

Gibt es neue Trends im Bereich Lärmschutz durch Büroakustik?

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat in diesem Zusammenhang ein neues Tool entwickelt. Dies macht es möglich, sich Arbeitsplätze anzuschauen und zu hören, welchen Einfluss beispielsweise die Raumgestaltung, d.h. die Aufstellung und Ausstattung mit Möbeln und Absorberelementen, hat. Durch die Hörbeispiele bekommen Planer und Betroffene einen Eindruck, ob Maßnahmen erforderlich und wie wirksam diese sind. Bei größeren Objekten kann im Vorfeld auch eine akustische Simulation gemacht werden, indem man Räume konkret modelliert. Das ist jedoch sehr aufwändig und erfordert spezielle Software und Fachkenntnis.

Akustikelemente sind meist nicht einfach zu transportieren und unkompliziert aufzustellen, daher muss vorab geklärt werden, ob ein Raum für Kommunikation oder konzentriertes Arbeiten gedacht ist.

Werden Arbeitsplätze für sprachliche Kommunikation über Telefon und Rechner eingerichtet, kann man am Tisch befestigte Absorberelemente anbringen, mit denen es möglich ist, im Sitzen und Stehen zu arbeiten.

Werden Räume auch zeitweilig für Teambesprechungen benötigt, kommt man kaum umhin, schon in der Planung extra Räume oder Kommunikationszonen vorzusehen. Akustische Zonen mit einer Schirmwirkung gegenüber dem restlichen Raum sind einfach nutzbar, hier gilt es nur, die Organisation der Raumbuchung zu lösen.

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