Die Sifa als Demografie-Coach?
1984 waren mehr als ein Drittel der Erwerbstätigen unter 30 Jahre alt. Heute ist über die Hälfte der Erwerbstätigen über 40 Jahre alt. Dieser Trend wird sich weiter verstärken. In strukturschwachen Gebieten wirkt sich der Rückgang an jungen Arbeitskräften schon heute deutlicher aus als in den Ballungszentren.
Unterschiedliche Betroffenheit
Neben dem geografische Standortfaktor, entscheidet vor allem die Unternehmensgröße darüber, inwieweit Unternehmen den demografischen Wandel erfolgreich meistern können. Großunternehmen haben in der Regel schon heute weniger Schwierigkeiten bei der Nachwuchsgewinnung als kleine und mittelständische Unternehmen. Sie werden generell als attraktivere Arbeitgeber gesehen und verfügen über mehr Ressourcen für die Fachkräftegewinnung. Die KMU haben darüber hinaus Probleme, auf den demografischen Wandel rechtzeitig und angemessen zu reagieren. Sie können die mittel- und langfristige Marktentwicklung in ihren Branchen und die dafür benötigte Personalbedarfe nur selten zuverlässig einschätzen. Mit anderen Worten: Sie haben für die Zukunft, zumindest in dieser Hinsicht, oft keinen konkreten Plan.
Herausforderungen beim Arbeitsschutz
Kaum ein Bereich stellt die Unternehmensführung im Kontext des demografischen Wandelns vor solch große Herausforderungen wie der Arbeits- und Gesundheitsschutz. Ältere Beschäftigte sind in der Regel anfälliger für bestimmte Krankheiten und Verletzungen. Daher ist es die Aufgabe der Arbeitgeber, so früh und umfangreich wie möglich gesunde und leistungsfördernde Arbeitsbedingungen zu schaffen. Sie müssen Arbeitsplätze und -bedingungen so gestalten, dass sie die Gesundheit und Sicherheit aller Altersgruppen im Betrieb gleichermaßen gewährleisten. Präventionsmaßnahmen wie beispielsweise Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz, Schulungen zu ergonomischer Arbeitsweise, Sensibilisierung für Probleme der Arbeitssicherheit können die Gesundheit und Arbeitsfähigkeit älterer Mitarbeitender erhalten. Gleichzeitig helfen sie, jüngere Mitarbeitende fit zu halten und altersbedingte Arbeitsunfälle zu reduzieren oder besser noch ganz zu vermeiden.
Demografie-Coaching
Die Etablierung eines Demografie-Coaches ist ein relativ neuer Weg, um Unternehmen fit für diese Herausforderungen zu machen. Der Demografie-Coach soll als Motor einer zukunftsorientierten und nachhaltigen Personalpolitik aktiv werden. Dabei berät er die Unternehmensführung zu allen Aspekten einer alterssensible Personal- und Gesundheitsstrategie und gibt Impulse für konkrete Maßnahmen. Dazu zählen Projekte zur Planung und Umsetzung von altersorientierten Gesundheits- und Präventivangeboten. Ebenso gehört die Moderation zwischen verschiedenen Akteuren und Interessensgruppen im Betrieb, z. B. zwischen unterschiedlichen Altersgruppen, dazu.
Coachings der DGUV
Die DGUV ist ein Anbieter von zertifizierten Weiterbildungslehrgängen für Demografie-Coaches. Seit Herbst 2021 finden entsprechende Kurse am Institut für Arbeit und Gesundheit (IAG) statt. Zusatzvoraussetzungen für die Teilnahme an den DGUV-Kursen sind unter anderem eine abgeschlossene Berufsausbildung, ein akademischer Abschluss, nachgewiesene Kenntnisse über Arbeitsschutz und demografischen Wandel sowie Grundlagenwissen im Bereich Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit.
Sifa als Coaches
Die DGUV betont, dass sich unter anderem auch für Sicherheitsbeauftragte eine Weiterbildung zum Demografie-Coach lohnt. Noch besser trifft dieses Qualifikationsprofil aber auf die Sifa zu. Sie können Arbeitsbedingungen analysieren und die entsprechenden Präventivmaßnahmen planen. Sifas haben dabei nicht nur fachliches Spezialwissen zur Beurteilung der gesundheitlichen Leistungsfähigkeit. Sie verfügen mehr noch als Sicherheitsbeauftragte über die notwendigen organisatorischen Detailkenntnisse sowie das technische Wissen. Somit können sie einschätzen, welche Maßnahmen im Betrieb umsetzbar sind und welche nicht.
Innovationstreiber im Betrieb
Schließlich sind Sifas die vorrangigen Berater der Unternehmensführung in allen Belangen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes. Daher ist ihr Einfluss auf die Geschäftsführung in der Regel groß. Die Sifa kann somit im Betrieb das Thema demografischer Wandel angemessen thematisieren. Es können sowohl die Herausforderungen als auch potenziellen Gestaltungsansätze aufgezeigt werden. Ein erster Schritt könnte dabei die Planung und Durchführung einer Altersstrukturanalyse sein, um den Handlungsbedarf im Unternehmen konkret feststellen zu können.
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