Befristet Beschäftigte: Unzufriedenheit größer, Gesundheitszustand besser?

Befristete Beschäftigung bezeichnet eine Vielzahl von Beschäftigungsformen, deren Vertragsverhältnis nur eine begrenzte Laufzeit hat (sie schließt Leiharbeit und unbefristete Teilzeit nicht ein). Geregelt werden diese Arbeitsverhältnisse im Wesentlichen durch das Teilzeit- und Befristungsgesetz. Die Gründe für eine Befristung können sehr unterschiedlich sein – sie reichen von der Absolvierung einer Ausbildungszeit bis hin zur zeitlich begrenzten Prüfung der Eignung eines Beschäftigten für einen Job. In Deutschland waren im Jahr 2021 rund 7,5 Prozent der Arbeitnehmer in einem befristeten Arbeitsverhältnis. Eine Befristung ist bei Personen, die keinen Berufsabschluss haben, mit rund 25 Prozent am weitesten verbreitet, allerdings sind unter den Beschäftigten mit Berufsabschluss Personen mit einem akademischen Abschluss häufiger in einem befristeten Arbeitsverhältnis als die ohne akademischen Abschluss, nämlich rund 17 Prozent.
Höhere Belastung in der Arbeitsorganisation
Wie bewerten Personen mit zeitlich befristeten Verträgen ihre persönliche Situation in Hinsicht auf Zufriedenheit, Belastung und gesundheitlichem Wohlbefinden? Eine aktuelle Studie der NBS Northern Business School in Hamburg untersuchte die durch die Beschäftigten wahrgenommenen psychischen Belastungen am Arbeitsplatz in Abhängigkeit vom Alter. Dabei wurden sechs Cluster von psychischen Belastungsfaktoren definiert: Arbeitsaufgabe, Arbeitsorganisation, Beziehungen, Arbeitsumgebung, Work-Life-Balance und Erfolgsdruck. Mitarbeitende mit einem befristeten Arbeitsvertrag berichteten von höheren Belastungen als ihre nicht befristet beschäftigten Kollegen, vor allem im Kontext der Arbeitsorganisation. Da sich die Befristung von Arbeitsverträgen am häufigsten auf einen Zeitraum von unter einem Jahr bezieht, sei dieser Zusammenhang nach den Autoren der Studie vermutlich auf die mangelnde Routine zurückzuführen. Zudem würden befristete Arbeitsverträge insbesondere in hohen Auslastungssituationen geschlossen, so dass anzunehmen sei, dass auch die Arbeitszeit und die Arbeitsintensität hier Einfluss genommen haben. Teilzeitarbeit gehe daher häufig mit einer höheren Arbeitsdichte und Schwierigkeiten in der Arbeitsorganisation einher.
Unzufriedenheit größer
Hinzu kommt bei befristeten Beschäftigten laut der letzten einschlägigen Erwerbstätigenbefragung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) und des Bundesinstituts für Berufsbildung (BiBB) aus dem Jahr 2018 eine vergleichsweise hohe Unzufriedenheit aufgrund der unsicheren Arbeitssituation und den damit ebenfalls zumeist schlechteren Einkommensverhältnissen. Besonders unter den Akademikern sei die Differenz in der Arbeitsplatzunsicherheit zwischen befristeten und unbefristeten Beschäftigten stark ausgeprägt (befristet: 34%, unbefristet: 4%). Unterschiede in der Unzufriedenheit mit dem Einkommen lassen sich wiederum besonders in der Altersgruppe der 35- bis 54-Jährigen finden (befristet: 37%, unbefristet: 23%).
Gesundheitszustand dagegen besser
Trotz der oben beschriebenen negativen Wahrnehmung der eigenen Situation am Arbeitsplatz, berichteten mehr befristet Beschäftigte von einem guten gesundheitlichen Zustand als die Personen ohne Befristung. Befristet Beschäftigte berichteten insgesamt sogar deutlich häufiger von einem ausgezeichneten bzw. sehr guten Gesundheitszustand und seltener von Muskel-Skelett-Beschwerden. Psychosomatische Beschwerden träten in beiden Gruppen in einem ähnlichen Maße auf. Auch gaben befristet Beschäftigte nicht in jeder Erwerbstätigengruppe einen besseren Gesundheitszustand an. So zeigtee sich dieser Unterschied vor allem in einer Altersgruppe. Bei den über 55-Jährigen gaben Befristete (31%) im Vergleich zu den Unbefristeten (22%) häufiger einen ausgezeichneten bzw. sehr guten Gesundheitszustand an.
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