Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem Brand oder einer Explosion kommt, ist abhängig von den spezifischen Eigenschaften des Gefahrstoffs. Diese ergeben sich aus der Einstufung und aus relevanten sicherheitstechnischen Kenngrößen. Neben dem brennbaren Gefahrstoff müssen ein Oxidationsmittel und eine Zündquelle vorhanden sein. In den meisten Fällen ist der Sauerstoffgehalt in der Luft als Oxidationsmittel ausreichend.

Die alleinige Anwesenheit dieser 3 Komponenten führt noch nicht zu einem Brand oder einer Explosion. Das Konzentrationsverhältnis zwischen Oxidationsmittel und brennbarem Stoff muss ein zündfähiges Gemisch bilden und die Zündquelle muss wirksam sein. Für die Beurteilung, ob ein zündfähiges Gemisch entsteht und wie reaktionsfähig es ist, sind die gleichen Parameter wie beim Ermitteln von inhalativen Gefährdungen von Bedeutung:

  • Wie flüchtig oder staubig ist der Gefahrstoff,
  • welche Mengen werden eingesetzt und
  • wie wird der Gefahrstoff verarbeitet (z. B. Dauer, großflächige Anwendungen, Verspritzen des Gefahrstoffs, hohe Anwendungstemperaturen, mechanische Verarbeitung)?
 
Achtung

Keine Lüftung

Ist keine oder nur wenig Lüftung vorhanden, kann sich bereits aus einer sehr kleinen Menge ein explosionsfähiges Gemisch bilden. Eine häufige Unfallursache ist das Öffnen von Fässern, die noch eine geringe Menge an brennbaren Restflüssigkeiten enthalten. Schon wenige Milliliter reichen aus, um eine explosionsfähige Atmosphäre zu bilden, die z. B. durch gewaltsames Öffnen mit einem Schneidbrenner oder einer Flex gezündet wird.

Zu den besonders gefährdeten Branchen und Tätigkeiten zählen:

  • großflächige Stoffverbreitungen, wie Sprühen oder Streichen,
  • Öffnen von dicht verschlossenen Behältern, Fässern und Anlageteilen,
  • Ab- und Umfüllvorgänge,
  • Tätigkeiten mit staubenden Gefahrstoffen,
  • Tätigkeiten mit offenem Feuer oder energiereichem Licht,
  • chemische und holzverarbeitende Industrie,
  • Pharma-, Nahrungsmittel- und Futtermittelindustrie,
  • Entsorgungs-, Gasversorgungs- und energieerzeugende Unternehmen,
  • Lackier-, Recycling- und metallverarbeitende Betriebe,
  • Landwirtschaft, Deponien und Tiefbauarbeiten sowie Raffinerien.
 
Praxis-Tipp

Einfaches Maßnahmenkonzept Gefahrstoffe (EMKG) Version 3.0

Das Einfache Maßnahmenkonzept Gefahrstoffe (EMKG) erleichtert Ihnen den Einstieg in die Gefährdungsbeurteilung. Die EMKG-Module "Haut", "Einatmen" und "Brand und Explosion" führen in kleinen Schritten zu geeigneten Schutzmaßnahmen. Sie benötigen lediglich Informationen aus den Sicherheitsdatenblättern, Angaben zum Arbeitsplatz und zu den konkreten Tätigkeiten.

Das EMKG nutzt bei allen Modulen die Einstufung und Kennzeichnung, um abzuschätzen, wie hoch das Gefährdungspotenzial ausgehend von einem Gefahrstoff ist. Nur bei einem Gefahrstoff mit Arbeitsplatzgrenzwert ist dieser zusätzlich im Modul "Einatmen" zu berücksichtigen.

Neben der Einstufung sind weitere Einstiegsparameter nötig. So schätzt das EMKG im Modul "Einatmen" die Belastungshöhe der Beschäftigten über das Freisetzungsverhalten und die verwendete Gefahrstoffmenge ab. Die gleichen Parameter verwendet das Modul "Brand und Explosion" und klärt so, wie wahrscheinlich es ist, dass ein Brand oder eine Explosion entsteht. Das Modul "Haut" bestimmt, wie stark die Haut belastet ist. Dazu nutzt es die Größe der benetzten Hautpartie und die Zeitspanne, bis der Gefahrstoff von der Haut entfernt wird.

Über die beschriebenen Einstiegsparameter lässt sich die Höhe einer Gefährdung ableiten. Das Ergebnis wird mit einer Maßnahmenstufe verknüpft und durch Schutzleitfäden konkretisiert. So kann das EMKG ein nützliches Werkzeug zur systematischen Ermittlung von Gefährdungsschwerpunkten sein.

Die EMKG Drehscheiben (Abb. 3) eignen sich zur schnellen, unkomplizierten Einschätzung von Gefährdungen vor Ort. Durch die Zuordnung einer Maßnahmenstufe wird die Höhe der Gefährdung sichtbar und auch für nicht fachkundige Personen, wie z. B. den Beschäftigten oder den Vorgesetzten, nachvollziehbar. Die Schritte der EMKG Drehscheiben wurden auch in einer App umgesetzt. Beide Tools ersetzen nicht die Gefährdungsbeurteilung. Hierzu können Sie die EMKG-Software nutzen. Mit dieser können alle Schritte – von der Informationsermittlung über die Ableitung von Schutzmaßnahmen und der Wirksamkeitsprüfung bis hin zur Dokumentation – in einem rechnergestützten Prozess systematisch bearbeitet werden. Es besteht außerdem die Möglichkeit, in verschiedenen Projekten und Arbeitsbereichen die Betriebsstruktur abzubilden.

Abb. 3: EMKG Kompakt Version 3.0

Weitere Informationen erhalten Sie unter: www.baua.de/emkg.

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