Zusammenfassung

 
Begriff

In der Galvanotechnik werden sowohl metallische als auch nichtmetallische Schichten auf metallische und nichtmetallische Oberflächen aufgebracht; dies erfolgt elektrolytisch oder chemisch durch Eintauchen in saure oder alkalische – seltener cyanidhaltige – Prozessbehälter. Beschickt werden die Prozessbehälter von Hand, mit flurgesteuerten Hebezeugen oder vollautomatisch mit Transportwagen. Die zu beschichtenden Teile werden auf Gestellen oder in Behältern, wie z. B. Trommeln, Körben oder Glocken, behandelt. Dabei werden die Oberflächen mit dekorativen oder funktionalen Schichten versehen.

Ein verwandtes Verfahren ist das Eloxieren. Sowohl beim Schwefelsäure- als auch beim Oxalsäure-Verfahren erfolgt eine anodische Oxidation von Aluminium; dabei entstehen verschleißfeste Oxidschichten unterschiedlicher Stärke.

Beschäftigte gehen in Betrieben der Galvanotechnik mit Gefahrstoffen um, die Sicherheit und Gesundheit beeinträchtigen können.

 

1 Verfahren

In galvanotechnischen Prozessen werden metallische und nichtmetallische Stoffe (z. B. Kunststoffe) beschichtet. Die Oberfläche soll glänzen oder farblich ansprechend und/oder besser gegen Korrosion und mechanische Einflüsse (Härte, Abriebfestigkeit) geschützt sein; sie kann auch die Basis für eine bessere Haftung einer Lackierung darstellen.

Vor der galvanotechnischen Beschichtung erfolgt i. Allg. eine Vorbehandlung, um Anhaftungen zu entfernen oder die Oberfläche für das Galvanisieren vorzubereiten (Aktivierung).

Mechanische sowie chemische und elektrochemische Verfahren zur Vorbehandlung sind:

  • Polieren, Schleifen, Strahlen, Trommeln, Gleitschleifen.
  • Elektrolytisches Polieren und Glänzen sowie chemisches Entgraten.
  • Alkalische bzw. elektrolytische Entfettung: Zum Reinigen und Entfetten werden häufig wässrige Lösungen (meist Kali- oder Natronlauge) eingesetzt; organische Lösungsmittel finden eher selten Anwendung. Um die Reinigungswirkung zu verbessern werden Prozessbehälter beheizt oder es wird Ultraschall oder elektrischer Strom angewendet.
  • Beim Dekapieren (kurzzeitiges Aktivieren von Metalloberflächen), Beizen (Entfernen von Oxiden und anderen Metallverbindungen), Brennen (Beizen von Kupfer- und Kupferlegierungswerkstoffen), Glänzen und ähnlichen Verfahren werden anorganische Säuren sowie deren Gemische verwendet, z. B. Salz-, Schwefel-, Salpeter-, Phosphor,- Fluss- oder Chromsäure.

Galvanotechnische Beschichtungsverfahren sind:

  • Glanz-/Schwarzverchromen,
  • Hartverchromen,
  • Chromatieren (Passivierungsschicht als Korrosionsschutz),
  • Galvanisches und chemisches Vernickeln,
  • Verkupfern,
  • Verzinken,
  • Verzinnen.

Beim Eintauchen in Prozessbehälter erfolgt die Schichtbildung durch elektrische Gleichspannung (i. Allg. 20 Volt und geeignete Temperaturen) oder durch ein chemisches Reduktionsmittel, das der Prozessflüssigkeit (Elektrolyten) zugegeben wird.

2 Gefahren

Mit galvanotechnischen Verfahren sind Gefährdungen verbunden, wie:

  • Quetschgefahr bei Galvanikautomaten,
  • Rutschgefahr in Nassbereichen, Stolper- und Sturzgefahr auf Gitterrosten,
  • Absturzgefahr in galvanische Prozessbehälter,
  • Verbrennungen bzw. Verbrühungen durch heiße Flüssigkeiten und Oberflächen,
  • Gefährdung durch Einatmen, Hautkontakt oder orale Aufnahme.

Gefahrstoffe sind z. B. Säure, Lauge, Metallsalze (z. B. aus Chrom oder Nickel), Blausäure, cyanidhaltige Lösungen. Eingesetzte Chemikalien können u. a. hautätzend, für Augen reizend oder schädigend, toxisch, entzündbar sowie oxidierend sein. Lösliche Nickelsalze, Natrium- und Kaliumchromat sowie Perchlorethen sind als krebserzeugend eingestuft.

 
Achtung

Gefährliche Gase

Stoffe dürfen nicht verwechselt werden, es entstehen sonst gefährliche Gase.

  • Beim Zusammenführen von cyanidhaltigen und sauren Lösungen entsteht Blausäure (Cyanwasserstoff).
  • Wenn Natriumhypochlorit unkontrolliert mit sauren Lösungen zusammenkommt, z. B. in Abwasseranlagen, entsteht Chlorgas.

Die Kennzeichnung der Gebinde muss daher sorgsam kontrolliert und beachtet werden.

Weitere Gefährdungen ergeben sich durch:

  • Sensibilisierung gegen bestimmte Stoffe,
  • Verletzungen durch ungeeignete Persönliche Schutzausrüstung,
  • Gefahren durch defekte Absaugung,
  • Gefahren durch elektrischen Strom,
  • Brand- und Explosionsgefahr bei Tätigkeiten mit organischen Lösemitteln.
 
Achtung

Gefährliche Tätigkeiten

Besondere Gefährdungen bestehen beim Ansetzen, Befüllen, Entleeren und Reinigen der Prozessbehälter.

Darüber hinaus bergen auch folgende Tätigkeiten Gefahren (vgl. DGUV-I 209-009):

  • Umfüllen von Flüssigkeiten,
  • Probenahme und Pflege der Prozessflüssigkeit,
  • Kontrollgänge an Automaten und Anlagen,
  • Aufhängen und Abnehmen der Bauteile,
  • Befüllen und Entleeren von Trommeln,
  • Entleeren und Reinigen von Behältern,
  • Entsorgen von Rückständen.

Besonders Instandhaltungspersonal kann gefährdet sein, z. B. wenn Flanschverbindungen gelöst, Armaturen ausgebaut, festkorrodierte Ventile, Hähne und Schieber betät...

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