Auch dieses Thema ist für viele Führungskräfte tabubehaftet: Es wird als zu privat empfunden, den Kontakt zum Erkrankten zu halten ("Dann fühlt der Mitarbeiter sich kontrolliert, also lasse ich es lieber sein"). Wenn aber die Einreichung und Verlängerung der Krankmeldung nur über die Personalabteilung erfolgt, entgehen der Führungskraft wertvolle Möglichkeiten zur Mitarbeiterbindung.

  • Hier kann sie zeigen, dass ihr das Wohlbefinden des Teammitglieds am Herzen liegt.
  • Sie kann zum Ausdruck bringen, dass sie sich kümmert.
  • Sie kann gute Besserung wünschen.

Sätze wie "Wir brauchen Sie hier, aber wir brauchen Sie fit – kurieren Sie sich erst mal in Ruhe aus" können die Bindung festigen, wenn sie ernst gemeint sind.

Abb. 6: Formulierungshilfen für Führungskräfte bei der Krankmeldung

Wie Führungskräfte die Krankmeldung bei sich persönlich und das Kontakt-Halten während der Erkrankung im Team einführen können? Dazu folgt hier einen Vorschlag, der auch an Führungskräfte weitergereicht werden kann:

 
Praxis-Tipp

Und wie geht das jetzt konkret: Die Krankmeldung regeln?

Beim nächsten Meeting verkünden Sie:

"Ich habe mir Folgendes gedacht (neulich im Kurs gelernt, und möchte Sie einladen, das mit mir auszuprobieren):

Fortan geben Sie bitte jedes Mal, wenn Sie krank sind, auch mir persönlich Bescheid. Das finde ich netter, als wenn Sie einfach irgendwen im Team anrufen oder nur die Krankmeldung in der Personalabteilung abgeben. Mich interessiert ja auch, wie es Ihnen geht. Natürlich müssen Sie mir nicht sagen, was Sie haben – das wissen Sie. Aber es ist für mich wichtig zu wissen, wann ungefähr ich wieder mit Ihnen rechnen kann. Aber selbst wenn Sie das in dem Moment noch nicht sagen können, finde ich es einfach persönlicher. Wir arbeiten miteinander, ich bin Ihre Führungskraft, das ist doch verständlich, dass ich mir Sorgen mache – wegen der Arbeit, aber auch um Sie als Mensch."

 
Praxis-Tipp

Wie geht das: Kontakt während der Erkrankung halten

Und Sie können noch hinzufügen (zum Thema "während der Erkrankung"):

"Außerdem habe ich mir überlegt (bzw. in dem Kurs gelernt), dass ich fortan gern Kontakt zu Ihnen halten möchte, wenn Sie krank sind – aber nur, sofern Sie dies wünschen.

Sie können auch sagen, dass Sie das nicht wollen – das ist für mich völlig in Ordnung, und ich versichere Ihnen, ich bin Ihnen dann nicht böse oder beleidigt. Aber ich möchte unbedingt verhindern, dass jemand länger krank ist und sich vergessen fühlt. Wir brauchen hier jede/n, und unser Team ist gerade gut, genau so, wie es ist. Da ist jeder Ausfall schmerzlich – für die Arbeit, aber auch persönlich. Wir kennen uns, und wir arbeiten ja auch im Großen und Ganzen gern miteinander. Deshalb interessiert es uns doch auch, wie es den anderen geht. Ich bin sicher, das ist bei Ihnen genauso.

Und deshalb lautet meine Idee: Wenn jemand länger als 10 Arbeitstage krank ist, schicke ich eine E-Mail und bitte um einen Terminvorschlag für ein kurzes Telefonat oder um einen kurzen Anruf oder einfach um eine kurze E-Mail. Einfach, damit Sie wissen, wir denken hier an Sie. Und ich denke an Sie.

Natürlich ist es für mich auch wichtig zu wissen, wann ungefähr ich wieder mit Ihnen rechnen kann – sofern Sie das einschätzen können. Aber ich hoffe, Sie glauben mir, wenn ich sage, ich interessiere mich wirklich dafür, wie es Ihnen geht.

Wenn Sie nicht einverstanden sind mit einer Kontaktaufnahme während einer Erkrankung, geben Sie nachher unter 4 Augen einen kurzen Hinweis, dann werde ich mich nicht bei Ihnen melden. Es ist ja eh schöner, wenn Sie sich bei mir melden. Aber dann haben wir das jedenfalls sauber geregelt und niemand fühlt sich vergessen."

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