In abwassertechnischen Anlagen sind oft Lasten zu bewegen. Auf Dauer ist das sehr fordernd für das Muskel- und Skelett-System Ihrer Beschäftigten. Natürlich hängt es von der Leistungsfähigkeit und dem Gesundheitszustand Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ab, wie sie diese Belastungen verkraften. Auf jeden Fall liegt es in Ihrer Verantwortung, dass Ihre Beschäftigten Lasten heben und tragen können, ohne ihrer Gesundheit zu schaden. Sicherheitstechnische oder arbeitsmedizinische Beratung hilft Ihnen dabei, gute Lösungen für Ihren Betrieb zu finden.

Abb. 13 Dank des Schachtdeckelhebers vervielfacht sich die eingesetzte Muskelkraft.

Rechtliche Grundlagen
Weitere Informationen
  • DGUV Information 208-033 "Belastungen für Rücken und Gelenke - Was geht mich das an?"
  • Handlungsanleitung zur Beurteilung der Arbeitsbedingungen beim Heben und Tragen von Lasten, LASI-Veröffentlichung Nr. 9
  • Handlungsanleitung zur Beurteilung der Arbeitsbedingungen beim Ziehen und Schieben von Lasten, LASI-Veröffentlichung Nr. 29
Gefährdungen

Heben und Tragen von Lasten beansprucht den Körper, insbesondere

  • Skelett (Wirbelsäule, Gelenke),
  • Muskulatur (Oberschenkel, Rücken),
  • Herz-Kreislauf-System (Herz, Gefäße, Lunge).

Häufiges Heben und Tragen führt zu einer stärkeren Belastung der Muskulatur der Arme und Beine sowie zeitweise sehr hohen Druck auf die Wirbelsäule. Beachten Sie, dass aus dem Bewegen vieler Lasten Ermüdungserscheinungen und Schädigungen des Stütz- und Bewegungsapparates Ihrer Beschäftigten folgen können, bis hin zu Rücken- und Gelenkerkrankungen.

Die Beanspruchungen der Wirbelsäule sind umso höher, je größer die Last ist und je weniger ergonomisch die Beschäftigten damit umgehen. Beim Heben mit gebeugtem Rücken werden die Bandscheiben keilartig verformt bzw. sind sie insbesondere an den Kanten hohem Druck und großer Zugspannung ausgesetzt. Die Folge ungleichmäßiger Belastung der Bandscheiben kann z. B. ein Bandscheibenvorfall sein.

Beim Anheben, Tragen und Absetzen von Lasten besteht zudem die Gefahr von äußeren Verletzungen

  • beim Anfassen von scharfen Kanten und Graten,
  • indem glitschige oder fettige Last heraus- oder abrutscht,
  • durch Einklemmen und Quetschen der Hände,
  • durch Hochschlagen von ungeeigneten oder falsch benutzten Hebehilfen,
  • weil Absetzflächen nachgeben,
  • durch Nachrutschen oder Kippen von instabil gelagertem oder gestapeltem Gut.
Maßnahmen

Entscheidend ist die Frage: Wie viel Last können Sie einem Mitarbeiter oder einer Mitarbeiterin zumuten? Die Antwort hängt vom Alter, Geschlecht und Muskelkraft der Person ab, die Sie mit der Arbeit beauftragen wollen.

Diese individuellen Faktoren müssen passen zu

  • Arbeitsform und -ablauf,
  • Form und Griffigkeit der Last,
  • aufzuwendende Hubkräfte in Abhängigkeit von der Hubhöhe,
  • Arbeitsgeschwindigkeit,
  • Häufigkeit des Lastvorganges.

Konkrete Grenzwerte für das Handhaben von Lasten gibt es in der Lastenhandhabungsverordnung nicht. Bei der Gefährdungsbeurteilung unterstützt die Leitmerkmalmethode des Länderausschusses für Arbeitsschutz und Sicherheitstechnik:

  • Bei der Leitmerkmalmethode Heben, Tragen und Halten von Lasten (LV 9) werden die Zeitanteile, das Lastgewicht, die Körperhaltung und Ausführungsbedingungen (Bewegungsfreiheit) gewichtet und anschließend bewertet.
  • Bei der Leitmerkmalmethode Ziehen, Schieben von Lasten (LV 29) werden darüber hinaus die Positioniergenauigkeit und die Bewegungsgeschwindigkeit der Last berücksichtigt.

Abb. 14 Beim Heben mit gestrecktem Rücken werden die Bandscheiben gleichmäßig beansprucht.

Lasten ergonomisch bewegen

Ergonomisches Anheben, Tragen und Absetzen von Lasten spart Kraft und schützt vor Überbeanspruchung sowie inneren und äußeren Verletzungen. Wo es sich nicht durch Organisation oder technische Hilfsmittel vermeiden lässt, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Lasten bewegen, sollten sie im ergonomischen Heben und Tragen geschult sein.

So funktioniert gesundheitsgerechtes Heben und Tragen:

  • Die Lasten möglichst mit geradem Rücken und angespannter Bauchmuskulatur ruckfrei aus der Hocke anheben und absetzen
  • Die Last möglichst in Tragehöhe aufnehmen
  • Beim Tragen die Last möglichst nahe am Körper und mit senkrechten Armen halten
  • Hohlkreuz und Verdrehen der Wirbelsäule vermeiden
  • Den Körper möglichst gleichmäßig belasten

Abb. 15 Mit dem Formblatt der Leitmerkmalmethode kommen Sie zu klaren Einschätzungen der Belastung. (Quelle: BAuA)

Es gibt Dienstleister, die Rückenschulkurse in Betrieben anbieten. Lassen Sie sich arbeitsmedizinisch beraten.

Transport mit einfachen Hilfsmitteln

Entlasten Sie Ihre Beschäftigten, indem Sie ihnen Hilfsmittel zum Anheben, Bewegen und Absetzen von Lasten zur Verfügung stellen. Sie sollen ein geringes Eigengewicht haben und einfach zu bedienen sein. Wenn die Lasten sicher aufgenommen und festgehalten werden, sinkt auch die Gefahr, sich die Hände durch Schnitte...

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