Wie oben erwähnt, ist eine Kompetenzerweiterung der Sifa bezüglich der Themen Gesundheit, Umweltschutz und Betriebssicherheit ein Muss für ihre Arbeit in der Zukunft. Warum v. a. das Thema Gesundheit für die Sifa immer wichtiger wird, zeigt schon ein Blick auf die Statistik. Vom Betriebsärztemangel sind bereits heute zahlreiche Unternehmen in Deutschland betroffen. 2014 errechnete die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) die aktuelle Betreuungslücke bei den Betriebsärzten auf rund 4,7 Mio. Stunden pro Jahr und prognostizierte bei anhaltendem Trend eine Lücke für die darauffolgenden Jahre von 6,8 Mio. Stunden pro Jahr. Schon allein aufgrund dieser personellen Konstellation werden Sifas nicht ausschließlich Manager für Arbeitssicherheit, sondern auch für den betrieblichen Gesundheitsschutz sein müssen.

Bezüglich ergonomischer Probleme sind die meisten Sifa bereits relativ gut für die Zukunftsaufgabe gerüstet. In anderen Gesundheitsfeldern dagegen ist aber sicher noch viel Aufholarbeit zu leisten. Dies gilt v. a. für eine der am schnellsten wachsenden Gesundheitsgefährdungen in der heutigen Arbeitswelt: die psychische Belastung. Dabei sind Sifas in einer gewissen Weise eigentlich prädestiniert, sich mit arbeitsbedingten psychischen Belastungen auseinanderzusetzen. Der Grund: Als ausgezeichnete Kenner der Betriebsprozesse sind sie in der Lage, psychische Belastungen am Arbeitsplatz ganzheitlich vor dem Hintergrund der spezifischen personellen, zeitlichen, organisatorischen und technischen Gegebenheiten zu analysieren.

Diese Vertrautheit mit allen betrieblichen Prozessen macht die Sifa, falls kein Betriebsarzt verfügbar ist, auch für die Steuerung des betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) zur ersten Wahl. Denn (fast) alle anderen am BGM beteiligten Personen sind zumeist nur projektbezogen im Unternehmen tätig oder haben nur wenig spezifische Kenntnisse von den Arbeitsbedingungen im Betrieb. Die Sifa muss daher bereit sein, mehr Verantwortung im BGM zu übernehmen.

Bedeutsam wird es sein, das BGM mit den anderen Teilsystemen, wie dem Qualitätsmanagement und Risikomanagement, zu verzahnen. 2 Beispiele:

  1. Aus Umweltschutzgründen wird auf FCKW verzichtet. Beim Ersatzstoff handelt es sich jedoch um eine brennbare Flüssigkeit, z. B. bei Druckgaspackungen. Bei deren Einsatz kann es zu Bränden und damit einer Gefährdung der Beschäftigten kommen.
  2. Oder ein synthetisches Düngemittel wird aus Gründen des Umweltschutzes durch ein biologisches ersetzt. Gut für den Umweltschutz, bei den Mitarbeitern kann dieser Dünger aber zu allergischen Hautreaktionen führen.

Es wird also für die Sifa darauf ankommen, ein integriertes System im Unternehmen zu etablieren, in dem alle Teilsysteme und deren Elemente aufeinander inhaltlich und organisatorisch abgestimmt sind, in dem ihre angestrebten Ziele kompatibel sind – und im Idealfall positive Synergieeffekte bilden. Diesen integrierten Ansatz muss die Sifa nicht zuletzt auch im eigenen Tätigkeitsbereich umsetzen. Es macht beispielsweise wenig Sinn, 3 oder 4 verschiedene Unterweisungen zu ähnlichen Themen für die Beschäftigten durchzuführen. Vielmehr muss die Sifa in diesen Unterweisungen einmal mehr die Chance nutzen, den zu unterweisenden Mitarbeitern die überbetrieblichen Zusammenhänge zu verdeutlichen und eine Botschaft zu transportieren, die da lautet: In einem zukunftsfähigen Unternehmen sind Gesundheit, Sicherheit, Produktion, Qualitätsmanagement und Ressourcenschutz keine Gegensätze, sondern gehen Hand in Hand und stärken sich gegenseitig.

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