Zusammenfassung

 
Überblick

Sicherheit und Gesundheit von Beschäftigten ist nicht nur eine Frage der körperlichen Belastung und Beanspruchung. Die Digitalisierung des Arbeitslebens führt dazu, dass eine Vielzahl von bisher "analogen" Arbeitsplätzen mit IT ausgestattet werden (mobil und stationär). Hier sind ergonomische Anforderungen umzusetzen. Ergonomisch mangelhafte Softwareunterstützung an Arbeitsplätzen führt bei Benutzern zu vermeidbarer psychischer Belastung, die die Gesunderhaltung gefährden kann. Bereits bei der Beschaffung von betrieblicher Software gilt es, wirksame Maßnahmen ergonomischer Qualitätssicherung zu etablieren. Der Beitrag zeigt pragmatische Wege zur Beschaffung gebrauchstauglicher Software für betriebliche Zwecke auf.

 
Gesetze, Vorschriften und Rechtsprechung
  • Anhang Nr. 6.5 Arbeitsstättenverordnung "Anforderungen an die Benutzerfreundlichkeit von Bildschirmarbeitsplätzen"
  • DIN EN ISO 26800: Ergonomie – Genereller Ansatz, Prinzipien und Konzepte
  • DIN EN ISO 9241-11: Gebrauchstauglichkeit: Begriffe und Konzepte
  • DIN EN ISO 9241-110: Grundsätze der Dialoggestaltung
  • DIN EN ISO 9241-112: Grundsätze der Informationsdarstellung
  • DIN EN ISO 9241-210: Prozess zur Entwicklung gebrauchstauglicher interaktiver Systeme

1 Einführung

1.1 Was ist Software-Ergonomie?

1.1.1 Software-Ergonomie versus Usability

Ergonomie ist die "wissenschaftliche Disziplin, die sich mit dem Verständnis der Wechselwirkungen zwischen menschlichen und anderen Elementen eines Systems befasst, und der Berufszweig, der Theorie, Grundsätze, Daten und Verfahren auf die Gestaltung von Arbeitssystemen anwendet mit dem Ziel, das Wohlbefinden des Menschen und die Leistung des Gesamtsystems zu optimieren"[1].

Software-Ergonomie ist somit, platt gesagt, die Disziplin, die sich damit befasst, Software als Teil eines Arbeitssystems so an ihre Benutzer anzupassen, dass diese sich wohlfühlen und bei der Benutzung der Software die Leistung des Gesamtsystems optimieren.

Bei der Software-Ergonomie geht es also sowohl um gesundheitliche Aspekte als auch um wirtschaftliche Aspekte. Software-Ergonomie vertritt sowohl die Interessen der Benutzer von Software als auch die Interessen der Betreiber von Software (Arbeitgeber).

Usability (auf Deutsch "Gebrauchstauglichkeit") wiederum ist definiert als "Ausmaß, in dem ein System, ein Produkt oder eine Dienstleistung durch bestimmte Benutzer in einem bestimmten Nutzungskontext genutzt werden kann, um bestimmte Ziele effektiv, effizient und zufriedenstellend zu erreichen"[2]:

  • effektiv: "die Genauigkeit und Vollständigkeit, mit der Benutzer ein bestimmtes Ziel erreichen",
  • effizient: "der im Verhältnis zu Genauigkeit und Vollständigkeit eingesetzte Aufwand, mit dem Benutzer ein bestimmtes Ziel erreichen"
  • zufriedenstellend: "Freiheit von Beeinträchtigungen und positive Einstellung gegenüber der Nutzung des Produkts".

Usability ist das ultimative Ergebnis der Anwendung software-ergonomischen Wissens. Eine nach software-ergonomischen Grundsätzen entwickelte Software ist "usable" (gebrauchstauglich). Abb. 1 illustriert das Konzept Usability.

Abb. 1: Das Konzept Usability und die Grundsätze der Dialoggestaltung im Zusammenhang[3]

Aber welche Grundsätze sind es, die die Benutzung einer Software gezielt effizient machen und aus Nutzersicht "intuitiv"?

Auch hier gibt es eine Norm[4], die die sog. "Grundsätze der Dialoggestaltung" beinhaltet sowie über 50 Empfehlungen für deren Umsetzung.

Effizienz aus Benutzersicht wird primär erreicht durch:

  • Aufgabenangemessenheit: keine überflüssigen Schritte, keine irreführende Information;
  • Selbstbeschreibungsfähigkeit: genau die Information, die für einen bestimmten Schritt erforderlich ist, ist auch vorhanden;
  • Erwartungskonformität: das System reagiert immer mit genau der Information, die aus Sicht der Aufgabe auch tatsächlich "zu erwarten" ist;
  • Lernförderlichkeit: das Produkt ist auf der Basis des Wissens über die Aufgabe unmittelbar benutzbar, es ist keine Schulung erforderlich;
  • Steuerbarkeit: der Benutzer kann bei der Erledigung seiner Aufgabe konsequent in die Richtungen gehen, die aus Sicht der Aufgabe erforderlich sind (ohne Umwege und "Neueinstieg an anderer Stelle";
  • Fehlertoleranz: der Benutzer wird vom System vor Fehlern geschützt bzw. wenn der Benutzer Fehler gemacht hat, kann er diese mit minimalem Aufwand beheben;
  • Individualisierbarkeit: der Benutzer kann das User Interface selbst anpassen und individuelle Voreinstellungen treffen, die seinen physischen Gegebenheiten gerecht werden (z. B. Schriftgröße) oder Spezifika seines Kontextes berücksichtigen (z. B. bestimmte Default-Einstellungen).

Soweit so gut. Im Grunde genommen können Benutzer mit den meisten Produkten das gewünschte Ziel genau und vollständig erreichen. Das eigentliche – nach wie vor bestehende – Problem bei der Benutzung von Produkten ist der eingesetzte Aufwand, den der Benutzer treiben muss. D. h., die mangelnde Effizienz macht dem Benutzer i. d. R. zu schaffen. Die Konsequenz: Unzufriedenheit mit der Benutzung des Produktes und – im gewerblichen Kontext – hohe Kosten für menschliche Arbeitskraft durch ineffizien...

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