Kurzbeschreibung

Vorgehensweise zur Durchführung der Gefährdungsbeurteilung im Rahmen der Situationsanalyse.

Gefährdungs- und Belastungsbeurteilung

1 Aufgaben und Ziele

Das Arbeitsschutzgesetz aus dem Jahr 1996 hat die bis dahin im Wesentlichen technische Orientierung des Arbeitsschutzes zu einem ganzheitlichen Arbeits- und Gesundheitsschutz erweitert, der alle belastenden und beanspruchenden Faktoren der Arbeitstätigkeit präventiv berücksichtigen soll, um gesundheitsschädigende Belastungen auszuschließen. Dies erfolgt im Rahmen einer Gefährdungsbeurteilung, die unter Berücksichtigung von demografischen Faktoren einen Beitrag zur alter(n)sgerechten Arbeitsgestaltung leisten kann.

2 Bestandteile und Methoden

2.1 Nichtalternskritische Arbeitsanforderungen

Bewährt hat sich die Orientierung an den Gefährdungs- und Belastungskatalogen der Berufsgenossenschaften.

In Tab. 1 sind alle nicht alternskritischen Faktoren aufgelistet.

Mechanische Gefährdungen
  • Scher- und Quetschstellen
  • Schneid- und Aufwickelstellen
  • Gefahr durch Einzug oder Getroffenwerden
Elektrische Gefährdungen
  • gefährliche Körperströme
  • Lichtbögen
Gefahrstoffe
  • Dämpfe
  • durchgehende Reaktionen
  • Feststoffe
  • Flüssigkeiten
  • Gase
  • Schwebstoffe (Nebel, Dämpfe, Rauche)
Biologische Gefährdungen
  • Allergene u. toxische Stoffe von Mikroorganismen
  • gentechnisch veränderte Organismen
  • Infektionsgefahr durch Mikroorganismen u. Viren
Brand- und Explosions-Gefährdungen
  • Brandgefährdung durch Feststoffe, Flüssigkeiten, Gase
  • elektrostatische Aufladung
  • explosionsfähige Atmosphäre
  • Explosionsstoffe
Thermische Gefährdungen
  • Kontakt mit heißen Medien
  • Kontakt mit kalten Medien
Gefährdungen durch spezielle physikalische Einwirkungen (I)
  • elektromagnetische Felder
  • ionisierende Strahlung
  • nichtionisierende Strahlung
  • Ultraschall
sonstige Gefährdungen
  • durch Menschen
  • durch Pflanzen u. pflanzliche Produkte
  • durch Tiere
  • Hautbelastung
  • Persönliche Schutzausrüstung

Tab. 1: Nichtalternskritische Gefährdungs- und Belastungsfaktoren

2.2 Alternskritische Arbeitsanforderungen

Alternskritische Arbeitsanforderungen sind solche, die Beschäftigte in verschiedenen Lebensphasen physisch (körperlich), psychisch und mental dauerhaft unter- bzw. überfordern können (vgl. Tab. 2).

Gefährdungen durch spezielle physikalische Einwirkungen (II)
  • Arbeiten im Über- oder Unterdruck
  • Vibrationen/Ganzkörperschwingungen
  • Hand- und Armschwingungen
Physische Belastungen/Arbeitsschwere
  • dynamische Arbeit
  • sich wiederholende gleichförmige Bewegungen (Finger-Hand-, Hand-Arm-, Fuß-Bein-System)
  • Arbeiten im Sitzen, Stehen oder Gehen
  • Arbeiten im Hocken, Knien oder Liegen
  • Arbeiten mit belastenden Körperhaltungen (gebeugter oder verdrehter Rücken, über Kopf)
  • Heben und Tragen, Ziehen, Schieben etc.
  • Zwangshaltungen
Belastungen aus der Arbeitsorganisation
  • taktgebundene Arbeiten
  • kurzzyklische Aufgaben
  • Zeitdruck
  • Informationsmangel
  • Informationsüberlastung
  • unklare Arbeitsaufgabe
  • nicht eindeutige Anweisungen
  • unvorhersehbare und unerwartete Störungen
  • Verantwortung
  • Schichtarbeit
  • Mehrarbeit
  • außerhalb normaler Arbeitszeiten
Belastungen aus der Arbeitsaufgabe
  • zu hohe quantitative Anforderungen
  • unvollständige, partialisierte Aufgabe
Belastungen aus der Arbeitsumgebung
  • Lärmbelastung
  • Hitze, Kälte, Zugluft
  • mangelhafte Beleuchtung
Belastungen aus der sozialen Umgebung
  • Konkurrenz unter den Mitarbeitern/innen
  • fehlende Unterstützung
  • fehlende Anweisung
  • Konflikte mit den Vorgesetzten und Kollegen/innen
  • häufiger, ungeplanter Arbeitsplatzwechsel
  • zwischenmenschliche Konflikte
  • Isolation, Einzelarbeitsplatz
Belastungen aus der Person
  • ineffiziente Handlungsstile
  • fehlende Lernerfahrung
  • geringer Erfolg
  • fehlendes Selbstvertrauen (Angst vor neuen Aufgaben und/oder Kritik)
  • außerbetriebliche Konflikte
Belastungen aus der Unternehmenskultur (Beschäftigungssicherheit, Personalpolitik)
  • Perspektivlosigkeit für die persönliche Entwicklung
  • Dequalifizierung
  • Fehlzeitengespräche
  • Umsetzung
  • Sorgen um den Arbeitsplatz
  • Arbeitsplatzabbau

Tab. 2: Alternskritische Gefährdungs- und Belastungsfaktoren

Die Bewertung über alle Kriterien (physisch, psychisch, geistig) ergibt ein Gesamtbild über das durch das Arbeitssystem hervorgerufene Belastungsprofil und ergänzt damit das Anforderungsprofil des Arbeitsplatzes. Eine alter(n)skritische Gefährdungs- und Belastungsbeurteilung kann darüber hinaus auch solche Gefährdungen/Belastungen erfassen, die möglicherweise durch die sich im Laufe eines Arbeitslebens veränderten Fähigkeiten von Beschäftigten entstehen. Die Gefährdungs- und Belastungsbeurteilung hat eine Betrachtung des Arbeitssystems und der daraus resultierenden Gefährdungen und Belastungen zum Inhalt. Die Beurteilung bildet die Grundlage für die Maßnahmenplanung und -durchführung sowie die Wirksamkeitskontrolle.

Gefährdungen und Belastungen im Rahmen dieser Betrachtung

  • können sich ergeben aus den Arbeits- und Betriebsmitteln (ihrer ergonomischen Gestaltung und den an ihnen vorhandenen Gefahrstellen und -quellen) und
  • der Arbeitsumgebung (Gefahrstoffe, Lärm, Klima, Beleuchtung),
  • können resultieren aus dem Arbeitsgegenstand...

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