Wichtig

Umfassender Ansatz im Arbeitsschutz erforderlich

Dies zeigen Beobachtungen:

  • Trotz hoch entwickelter Sicherheitstechnik, einer Vielzahl von Vorschriften, besserer Strukturen bei der Anwendung des Arbeitsschutzes, hochwertiger PSA und immer neuer Aufklärungs- und Sicherheitskampagnen scheinen die (gängigen) Arbeitsschutzbemühungen an Grenzen zu stoßen.
  • Analysen von Arbeits- und Wegeunfällen sowie von Beinaheunfällen zeigen, dass deren Ursachen in starkem Maße verhaltens- und/oder organisationsbedingt sind – je nach Studie bzw. Quelle sind dies zwischen 80 und 95 %.
  • Die gängigen Maßnahmen zur Beeinflussung des Verhaltens (Förderung sicherer Verhaltensweisen), wie Einweisung, regelmäßige Unterweisungen, Hinweise auf unsichere Verhaltensweisen sind nur bedingt wirkungsvoll.

Handlungsbedarf und Chancen für Verbesserungen bestehen v. a. im verhaltensorientierten Bereich. D. h., für einen wirksamen Arbeitsschutz ist es essenziell, dass sich alle Führungskräfte und Mitarbeiter ihres Beitrags und ihrer Verantwortung im Hinblick auf die Sicherheit bewusst sind und auch erkennbar entsprechend handeln.

Für einen umfassenden Ansatz im Arbeitsschutz reicht es nicht aus, traditionelle Sichtweisen, Methoden und Präventionsmaßnahmen durch ein paar verhaltensorientierte Maßnahmen zu ergänzen. Vielmehr ist eine Neuausrichtung erforderlich, die unterschiedliche Ansätze integriert. Insofern steht ein verhaltensorientierter Arbeitsschutz (Behaviour Based Safety) nicht für sich allein.[1]

Im Mittelpunkt eines verhaltensorientierten Arbeitsschutzes stehen die Fragen, wie ein Unternehmen seine Beschäftigten und Partnerunternehmen zu sicherem Handeln (Arbeiten) motivieren und wie es eine Sicherheitskultur aufbauen und leben (dauerhaft anwenden) kann.

 
Wichtig

Beschäftigte zu sicherem Handeln (Verhalten) motivieren

Motivation ist vereinfacht der innere Antrieb, der uns veranlasst, selbst gesteckte bzw. als wichtig erachtete Ziele durch eigenes Handeln wirklich (unbedingt) erreichen zu wollen.

Verhalten beschreibt vereinfacht das bewusste oder unbewusste "Tun" oder "Nicht-Tun" (also Unterlassen). Beides ist beobachtbar.

Sicherheitskultur beschreibt die Gesamtheit der gemeinsamen Werte, Standards, Kompetenzen und des entsprechenden Verhaltens im Bereich des Arbeitsschutzes.

Sicheres Verhalten ist dadurch gekennzeichnet, dass das Handeln einer Person weder die eigene Sicherheit und Gesundheit gefährdet, noch die anderer Personen und keine Schäden für Sachen oder Umwelt zu Folge hat.

Sicherheitswidriges Verhalten ist ein Fehlverhalten, das Erfordernisse des Arbeitsschutzes, Vorgaben oder Vereinbarungen ignoriert und möglicherweise die eigene Sicherheit und Gesundheit und/oder die anderer Personen gefährdet und ggf. Schäden für Sachen oder die Umwelt zur Folge hat.

2 Ansätze der Motivierung

  1. Motivierung von "innen" (Innensteuerung):

    Erkennen der eigenen "Betroffenheit", der eigenen Einflussmöglichkeit und der Eigenverantwortung:

    • sicheres Verhalten (Arbeiten) durch Erkennen der Gründe, Zusammenhänge sowie der Notwendigkeit als Selbstverständlichkeit begreifen,
    • sicheres Verhalten (Arbeiten) durch die Aussicht auf Nutzen, ... realisieren,
    • sicherheitswidriges Verhalten durch Erkennen möglicher negativer Folgen, Nachteile etc. unterlassen.
  2. Motivierung von "außen" (Außensteuerung)

    • Sicheres Verhalten durch externe Anreize, Aussicht auf Belohnung, Rückmeldung, positive Verstärkung etc. erstrebenswert machen und festigen:

      • eigenen Einfluss auf die Erhaltung und Förderung der Gesundheit aufzeigen,
      • Vorteile für sicheres Verhalten schaffen (z. B. Anerkennung),
      • Nachteile, die mit sicherem Verhalten verbunden sind, minimieren (z. B. Tragekomfort der PSA) oder abbauen.
    • Mitarbeiter aktiv einbeziehen (Betroffene zu Beteiligten zu machen).
    • Sicherheitswidriges Verhalten erschweren, unterbinden, durch gezielte Kritik von Vorgesetzten und Kollegen "maßregeln":

      • mögliche Folgen sicherheitswidrigen Verhaltens für den Mitarbeiter selbst, für Kollegen sowie für Sachen aufzeigen,
      • sicherheitswidriges Verhalten nicht übersehen (tolerieren), sondern ansprechen und Konsequenzen folgen lassen.
    • Vermeiden, dass sicherheitswidriges Verhalten mit persönlichem Nutzen verbunden ist:

      • alle Erleichterungen, die zu sicherheitswidrigem Verhalten anregen, konsequent abbauen,
      • sicherheitswidriges Verhalten, auch wenn es gut gegangen ist, kritisieren.

Die Vorstellung, sicheres Verhalten durch "einfache" Maßnahmen zu einem Automatismus oder zur "Sache" jedes Einzelnen zu machen, wird durch die Praxis widerlegt. Die Bedenken und Widerstände, die sich beispielsweise in der Illusion der eigenen Unverletzbarkeit artikulieren oder mit der Fehlbarkeit des Menschen begründet werden oder sich in der erlernten Sorglosigkeit zeigen, sind groß und verlangen einen dauerhaften Prozess der Unterstützung für einen verhaltensorientierten Arbeitsschutz.

Wesentliche Prinzipien der Anwendung sind:

  1. Hintergründe und Ziele der verhaltensbeeinflussenden Maßnahmen aufzeigen und vereinbaren: Sicheres Verhalten soll kon...

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