Nach aktuellen Umfragen möchten rund 23 % der Angestellten in den nächsten 12 Monaten ihr Unternehmen verlassen.[1] Dabei ziehen sie erst recht die Konsequenzen, wenn die Arbeitgeber nicht im Kontext der psychischen Gesundheit Unterstützung anbieten: Laut einer Studie der American Psychological Association ist die Wahrscheinlichkeit, das Unternehmen zu verlassen, für besonders gestresste Angestellte sogar dreimal so hoch.

Auch Harvard Business Review führte Untersuchungen mit einem ähnlichen Ergebnis durch. Von 1.500 befragten Angestellten gaben 50 % an, aufgrund von mentalen Gesundheitsbeschwerden ihren Job verlassen zu haben.

Die Arbeitnehmer betrachten sich aber auch selbstkritisch. Laut Ver.di gaben 66 % der Beschäftigten im Jahr 2018 an, auch außerhalb der regulären Arbeitszeit beruflich erreichbar zu sein. 50 % sahen bei sich selbst sogar ein Burnout-Risiko.

Ein Burnout ist dabei charakterisiert durch einen Erschöpfungszustand (emotional wie körperlich), der mit einem Motivationsverlust einhergeht. I. d. R. gibt es 3 Beschwerdebereiche: Erschöpfung, Entfremdung und verringerte Leistungsfähigkeit.

Die Unternehmen haben es aber durchaus in der eigenen Hand. Dies zeigen die Ergebnisse einer von Modern Health beauftragten und von Forrester Consulting durchgeführten Studie aus dem Jahr 2021: 80 % der befragten Angestellten würden ihrem Unternehmen treu bleiben, wenn es Angebote für mentale Gesundheit geben würde.

Dabei ist es nicht die Arbeit an sich, die als Belastung empfunden wird, sondern es sind die Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz, die den Unterschied zwischen der Arbeit als Ressource und der Arbeit als Belastung ausmachen. So sollte nicht nur die Abwesenheit psychischer Störungen und Erkrankungen vorherrschen, sondern umgekehrt sogar ein positiver Zustand mit hohem Wohlbefinden, Zufriedenheit am Arbeitsplatz und Arbeitsmotivation vorliegen.

Die Mitarbeiterzufriedenheit ist die Differenz zwischen dem, was Mitarbeiter von ihrem Arbeitsumfeld erwarten und dem, wie sich das Arbeitsumfeld in der Realität gestaltet.[2] Arbeitgeber können so bereits durch die Gestaltung der Arbeitsplätze positiven Einfluss nehmen, z. B. individuelle Handlungsspielräume schaffen, ein wertschätzendes Miteinander sicherstellen, offen mit Konflikten umgehen oder angemessene Arbeitszeitmodelle anbieten.

Als Ergebnis einer Umfrage des Anbieters Likeminded wünschen sich 63 % der Angestellten auch eine bessere mentale Unterstützung am Arbeitsplatz bei Themen wie Stress, Burnout und mentalen Herausforderungen.

Die dafür angebotenen Lösungen beschränken sich nicht auf den Bereich Arbeit allein, sondern wirken natürlich auch im privaten Rahmen. Das ist gerade in Bezug auf die durch die Corona-Pandemie veränderten Arbeitsbedingungen für die Unternehmen von Vorteil: Im Leben der Angestellten verschmelzen Arbeitsplatz und Berufsleben immer mehr miteinander, drastisch verstärkt durch den Trend zum Homeoffice.

Insbesondere ist der in der Corona-Pandemie eingeschränkte soziale Austausch eine der wichtigsten Ursachen der in dieser Zeit gestiegenen psychischen Belastungen. So geben uns soziale Kontakte ein gutes Gefühl, da unser Körper – genauer: das Belohnungssystem – Dopamin ausschüttet. Wird der Nucleus accumbens (welcher Teil des Belohnungssystems ist) mangels sozialer Kontakte weniger aktiviert, so ist Motivationsmangel eine mögliche Folge.[3] Insofern gilt der Mangel an sozialem Austausch als eine der wichtigsten Ursachen für psychische Belastungen in der Corona-Krise.

Das Gefühl des Ausgeliefertseins in der Pandemie und das ungewohnte, herausfordernde Management von Homeoffice, Heim und Familie können sogar in chronischem Stress münden. Dann bleibt die Hormonausschüttung durchgehend hoch, anstatt wie nach Krisen wieder herunterzufahren. In der Folge reagieren wir auf Negatives übersensibel.

So ist es kein Wunder, dass laut der Weltgesundheitsorganisation WHO allein im ersten Pandemiejahr die Fälle von Depressionen und Angststörungen weltweit um rund 25 % angestiegen sind.[4]

Und das Problem betrifft viele Unternehmen: Nach dem Deutschland-Barometer Depression, einer Studie der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, haben 20 % der Beschäftigten bereits einmal eine Diagnose Depression erhalten, weitere 19 % vermuten erkrankt zu sein (ohne Vorliegen einer ärztlichen Diagnose) und erschreckende 15 % haben schon einen Suizid oder Suizidversuch im Kollegenkreis erlebt.[5]

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