Zunehmender Zeitdruck, neue Anforderungen durch weitreichende Strukturreformen oder Unsicherheiten durch neue Arbeitsabläufe bestimmen auch in Hochschulen den Arbeitsalltag. Die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung ist ein wertvolles Hilfsmittel, um diese Herausforderungen mit gezielten Maßnahmen positiv zu gestalten.

Abb. 39

Organisationsentwicklung auf Basis der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung

Rechtliche Grundlagen

Es sind nur die Gesetze, Verordnungen, Vorschriften und Regeln aufgeführt, die den nachfolgenden Ausführungen zugrunde liegen. Zu diesem Thema gibt es weitere rechtliche Grundlagen.

 

Weitere Informationen
  • DIN EN ISO 10075 "Ergonomische Grundlagen bezüglich psychischer Arbeitsbelastung" Teil 1-3
  • IAG Report 1/2013 Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen - Tipps zum Einstieg
  • GDA Arbeitsschutz in der Praxis - Empfehlungen zur Umsetzung der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen
  • Informationen der DGUV zur Psychischen Belastung:

    www.dguv.de (Webcode: d57373)

  • Gesund und sicher an Hochschulen mit dem Bielefelder Verfahren - Belastungen analysieren - Maßnahmen evaluieren - Prävention sichern; Forschungsprojekt der DGUV https://www.dguv.de/ifa/forschung/projektverzeichnis/ff-fp0398.jsp

 

Gefährdungen

Gefährdungen im Sinne psychischer Belastung bei einer Tätigkeit können entstehen durch:

  • Arbeitsaufgabe: fehlender Handlungsspielraum, fehlendes Hintergrundwissen zu Arbeitsaufgaben (Sinnhaftigkeit), hohe Leistungsanforderungen, fehlende Qualifikation, unklare Kompetenzen oder Verantwortlichkeiten und Gefährdungen durch Einwirkungen am Arbeitsplatz, beispielsweise mechanische oder physikalische Einwirkungen und Einwirkungen durch Gefahr- oder Biostoffe.
  • Arbeitsorganisation: zum Beispiel Zeitdruck, befristete Arbeitsverträge, Arbeitsmenge, fehlende Priorisierung von Arbeitsaufgaben, unklare Vertretungsregelungen, fehlende berufliche Entwicklungsmöglichkeiten, häufige Störungen und Unterbrechungen, Arbeiten im Home-Office/mobile Office
  • Arbeitsumgebung: zum Beispiel Raumklima, Lärm, Raumgröße und -ausstattung, Bedrohungen durch Pandemien
  • Arbeitsmittel: beispielsweise IT-Ausstattung, Ergonomie der Software, fehlende oder ungeeignete Werkzeuge, Maschinen
  • soziale Faktoren: zum Beispiel Betriebsklima und Hochschulkultur, Führung, mangelnde Transparenz und Kommunikation, schlechte Zusammenarbeit und Unterstützung zwischen Organisationseinheiten und Berufsgruppen, sowie fehlende Wertschätzung und auch Bedrohung und Gewalt sowie Vereinsamung durch Lernen auf Distanz oder Arbeiten im Home-Office.
Maßnahmen

Grundlegende Maßnahme ist die systematische Ermittlung und Beurteilung psychisch relevanter Einwirkungen aus Arbeitsinhalt/Arbeitsaufgabe, Arbeitsorganisation, Arbeitsumgebung und sozialen Beziehungen sowie neue Arbeitsformen. Hieraus muss die Ableitung von konkreten Maßnahmen zur Reduktion von Belastungen und zur Stärkung von Ressourcen in der Hochschule erfolgen.

Erfassung und Beurteilung psychischer Belastungen

Zur Ermittlung und Beurteilung psychischer Belastung können Sie verschiedene Methoden und Instrumente anwenden, zum Beispiel Beobachtungsverfahren, Mitarbeiterbefragungen oder beteiligungsorientierte Verfahren wie Workshops. Welche Methoden und Instrumente Sie für den zu beurteilenden Arbeitsbereich wählen, ist unter anderem abhängig von der Tätigkeit, den vorhandenen Vorinformationen und Erfahrungen sowie den personellen und organisatorischen Voraussetzungen in der Hochschule (Größe der Einrichtung, zur Verfügung stehende Ressourcen) und der gewünschten Analysetiefe.

Auswahl des passendenden Instruments für Hochschulen

Kriterien Analysetiefe und Arbeitsaufwand

Befragungsmethoden zur Erhebung psychischer Belastung lassen sich nach ihrer Analysetiefe in drei Gruppen einteilen:

  • Orientierende Verfahren beinhalten wenige Fragen und verfügen über grobe Antwortkategorien
  • Screening-Verfahren fragen die psychische Belastung deutlich detaillierter ab und bieten differenzierte Antwortmöglichkeiten
  • Experten-Verfahren haben die höchste Genauigkeit und basieren häufig auf Beobachtungsinterviews, Stelleninhaber werden bei ihrer Tätigkeit also sowohl beobachtet als auch von Experten befragt

In den drei Verfahrensgruppen nimmt mit der Analysetiefe auch der Arbeitsaufwand zu. In der Praxis hat sich der Einsatz von Screening-Verfahren bewährt.

Zielgruppen

Hochschulen sind aufgrund ihrer Größe, ihrer Komplexität und ihrer besonderen Organisationsstrukturen nur bedingt mit anderen Organisationen vergleichbar. Es ist daher sinnvoll, ein Instrument zu nutzen, das diese Besonderheiten und insbesondere die verschiedenen Tätigkeitsgruppen innerhalb einer Hochschule abbildet.

Im Bereich der Beschäftigten lassen sich mit Professorinnen und Professoren, wissenschaftlichen Mitarbeitenden und Mitarbeitenden in Technik und Verwaltung mindestens drei Statusgruppen unterscheiden, deren Tätigkeit und Arbeitsbedingungen sehr verschieden sind...

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