Gefährdung durch Farben, Lacke, Verdünner und Kleber

Im Werkstattbereich werden vielfältige Reparaturarbeiten durchgeführt, bei denen Farben, Lacke, Verdünner und Kleber eingesetzt werden, siehe Abb. 26. Die Hauptgefährdung bei Tätigkeiten mit diesen Produkten geht von den Lösemittelanteilen aus.

Abbildung kann aus Gründen des Urheberrechts nicht dargestellt werden.

Abb. 26 Lackierarbeiten an einem Spritzstand

Auskunft über die gefährlichen Eigenschaften der Produkte geben die Kennzeichnung der Gebinde, die Sicherheitsdatenblätter sowie die GISCODEs.

Der GISCODE ist eine Buchstaben-Zahlenkombination (Kennziffer), die von Fachverbänden der Bauwirtschaft und dem Gefahrstoff-Informationssystem der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (GISBAU) entwickelt wurde, um die Herstellerinformationen für den betrieblichen Anwender verständlicher zu machen und die Ersatzstoffsuche zu erleichtern. So verschlüsselt der Code zum Beispiel die Bezeichnungen "lösemittelfrei, lösemittelarm, lösemittelhaltig und stark lösemittelhaltig" – je höher die Kennziffer des Codes ist, umso lösemittelhaltiger bzw. gefährlicher ist das Produkt. Das Gefahrstoffinformationssystem WINGIS enthält eine Liste der GISCODEs der vom System erfassten Produkte.

Häufig werden im Werkstattbereich folgende lösemittelhaltige Produkte verwendet:

Farben und Lacke

Lacke enthalten

  • organische Bindemittel (Kunstharze wie zum Beispiel Alkydharz, Acrylatharz, Epoxidharz),
  • organische Lösemittel (Etheralkohole, aliphatische und aromatische Kohlenwasserstoffe, Ester, Ketone, Alkohole) und/oder Wasser,
  • organische und anorganische Pigmente,
  • Füllstoffe (z.B. Kieselgel, Kieselgur) und
  • Lackhilfsmittel (z.B. Emulgatoren, Biozide, Antihautmittel, Antioxidantien).

Dispersionsfarben enthalten

  • Kunststoffdispersionen, in der Regel auf wässriger Basis,
  • anorganische und organische Pigmente und
  • in geringen Mengen (bis zu 10%) Additive (zum Beispiel Glykole, Glykolether und Konservierungsstoffe, wie Isothiazolinone).

Als gefährliche Bestandteile in den Dispersionsfarben sind die Additive anzusehen, die beim Druckluftspritzen oder beim direkten Hautkontakt ihre sensibilisierende und reizende Wirkung entfalten können. Bei einer bestehenden Konservierungsmittel-Allergie können dabei allergische Reaktionen ausgelöst werden.

Auch in wasserverdünnbaren Farben und Lacken sind geringe Anteile an meist schwerflüchtigen Lösemitteln enthalten. Je höher die Flüchtigkeit der enthaltenen Lösemittel ist, umso schneller trocknet eine Farbe oder ein Lack – umso höher ist aber auch die kurzzeitig auftretende Konzentration an Lösemitteldämpfen in der Atemluft.

Die Lösemittel der lösemittelbasierten Farben und Lacke sind leichtflüchtig. Da ihre Dämpfe schwerer als Luft sind, reichern sie sich in Bodennähe und Vertiefungen aller Art, wie zum Beispiel Arbeitsgruben, an und können dort zündfähige Gemische bilden. Dies sowie weitere im Arbeitsbereich auftretende Luftströmungen sind bei der Installation von Absaugeinrichtungen zu berücksichtigen.

Hilfestellung geben die DGUV Regel 109-002 "Arbeitsplatzlüftung – lufttechnische Maßnahmen" und die DGUV Information 209-200 "Absauganlagen – Konzeption, Planung, Realisierung und Betrieb".

Viele lösemittelhaltige Produkte sind entzündbar oder sogar leicht entzündbar. Bei der Verdampfung von 1 ml brennbare Flüssigkeit kann sich bis zu 10 000 ml (10 Liter) explosionsfähige Atmosphäre in der Umgebungsluft bilden. Dies ist zum Beispiel bei Arbeiten mit entzündbaren Lösemitteln in kleinen Räumen mit schlechter Lüftung oder bei der Lagerung von Leergebinden zu bedenken.

Weitere Informationen zum Explosionsschutz enthält die DGUV Information 209-046 "Lackierräume und -einrichtungen für flüssige Beschichtungsstoffe – Bauliche Einrichtungen, Brand- und Explosionsschutz, Betrieb".

Lösemittel können über die Atemwege und durch unmittelbaren Hautkontakt in den Körper gelangen. Die schädigende Wirkung auf die Atemwege und das zentrale Nervensystem hängt von der Konzentration in der Atemluft, der Dauer und der Häufigkeit der Stoffeinwirkung ab. In hohen Konzentrationen können auch Leber, Nieren und Knochenmark geschädigt werden. Symptome einer Lösemitteleinwirkung können Augenreizungen, Kopfschmerzen, Müdigkeit und in hohen Dosen narkotische Wirkungen sein.

Lösemittel wirken auf die Haut entfettend. Sie können die schützende Fettschicht der Haut angreifen und damit die Entstehung von Hautkrankheiten begünstigen.

Beim Streichen und Rollen ist als Hauptgefährdung das Verdampfen der enthaltenen organischen Lösemittel anzusehen.

Beim Druckluftspritzen kommt es zur Bildung feiner Lacktröpfchen in der Luft (Aerosol). Damit können beim ungeschützten Arbeiten neben den Lösemitteln auch die übrigen Lackbestandteile in die Atemwege und Augen gelangen. Sie wirken reizend und können Allergien hervorrufen.

Beim Abschleifen alter Beschichtungen treten einatembare Stäube auf, die gesundheitsschädliche Stoffe wie zum Beispiel Cadmium- und Bleipigmente enthalten können.

Stäube treten auch bei der Eigenherste...

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