Nicht zuletzt wegen der Bedeutung von Gesundheit und Wohlbefinden für die schulische Qualität und wegen des beachtlichen Teils von Lehrenden, Schülerinnen und Schülern, der gesundheitlich belastet ist, sind in allen Bundesländern Prävention und Gesundheitsförderung als Bestandteile des schulischen Erziehungs- und Bildungsauftrags ausgewiesen. Ebenso sind "Sicherheit und Gesundheitsschutz" als verbindliche Aufgaben der Schule in den Schulvorschriften enthalten. Sie nachhaltig wirksam zu gestalten, ist eine wichtig Aufgabe von Schulleitungen.

Folgende Kriterien sind für eine qualitativ gute Prävention und Gesundheitsförderung in der Schule von Bedeutung:

  • Umfassendes Gesundheitsverständnis

    Gesundheit ist ein wichtiger persönlicher und gesellschaftlicher Wert. Sie wird bestimmt durch physische, psychische, soziale und ökologische Faktoren, die sich wechselseitig beeinflussen. Gesundheit ist zudem immer auch das Ergebnis einer aktiven Auseinandersetzung mit den eigenen Bedürfnissen, Möglichkeiten und Zielvorstellungen auf der einen Seite und den jeweils gegebenen äußeren Lebensbedingungen auf der anderen Seite. Das bedeutet, dass Gesundheit kein festgelegter Zustand ist, sondern sich in einer ständigen Balance zwischen Risikovermeidung und Ressourcenorientierung befindet.

    "Gesundheit bezeichnet den Zustand des objektiven und subjektiven Befindens einer Person, der dann gegeben ist, wenn sie sich in den physischen, psychischen, sozialen, emotionalen und ökologischen Bereichen ihrer Entwicklung in Einklang mit den eigenen Möglichkeiten und Zielvorstellungen und den jeweils gegebenen äußeren Lebensbedingungen befindet. Gesundheit ist beeinträchtigt, wenn sich in einem oder mehreren dieser Bereiche Anforderungen ergeben, die von der Person in der jeweiligen Phase im Lebenslauf nicht erfüllt und bewältigt werden können. Die Beeinträchtigung kann sich, muss sich aber nicht, in Symptomen der sozialen, psychischen und physisch-physiologischen Auffälligkeit manifestieren."

    (Klaus Hurrelmann)
  • Integratives Qualitätsverständnis

    Schulische Gesundheitsförderung und Prävention sind vor allem dann nachhaltig, wenn sie sich an dem Bildungs- und Erziehungsauftrag orientieren und in die schulische Qualitätsentwicklung integriert sind, wie im Konzept "Gute gesunde Schule" beschrieben. Dies greift die Erkenntnisse der Schul- und Gesundheitsforschung auf und geht von einem engen wechselseitigen Zusammenhang zwischen der Gesundheit der schulischen Akteure und der Schulqualität aus. Eine gute gesunde Schule verbindet somit die Qualitätsdimensionen "Prozessqualität" und "Ergebnisqualität" mit der Dimension der "Gesundheitsqualität".

    Gesundheit ist im Konzept "Gute gesunde Schule" Voraussetzung und Ergebnis eines gelingenden Bildungs- und Erziehungsprozesses.

    In der konkreten Arbeit bedeutet dies, dass Maßnahmen zum Erhalt und/oder zur Verbesserung der Gesundheit immer auch einen Beitrag zur Verbesserung der Schulqualität, z. B. des Schulklimas, der individuellen Förderung oder der Zufriedenheit der schulischen Akteure leisten sollen. Und umgekehrt dürfen Maßnahmen z. B. zur Verbesserung des Unterrichts oder des Schulklimas nicht zu Lasten der Sicherheit und Gesundheit gehen, sondern sollten diese nach Möglichkeit fördern. Bei der Gesundheitsförderung und Prävention im Sinne des Ansatzes "Gute gesunde Schule" geht es somit immer um die Realisierung von Bildungs- und Gesundheitszielen und damit um die Umsetzung des schulischen Bildungs- und Erziehungsauftrags in seiner Gesamtheit.

    Abb. 1

    Dimensionen der Guten gesunden Schule (Brägger/Posse 2007, Bd. 1)

    Eine optimale Schulqualität im Sinne des Konzeptes "Gute gesunde Schule" ist dann gegeben, wenn Schulen in den drei Grunddimensionen "Prozessqualität", "Ergebnisqualität" und "Gesundheitsqualität" eine hohe Güte aufweisen.
  • Risiko- und Ressourcenorientierung

    Wie die Definition von Klaus Hurrelmann beschreibt, bedeutet Gesundheit nicht ausschließlich die Abwesenheit von Krankheit, indem Risiken weitestgehend vermieden werden. Vielmehr ist Gesundheit auch durch ein möglichst hohes Maß an psychischem, physischem und sozialem Wohlbefinden charakterisiert. Deshalb sind für die Gesundheitsqualität einer Schule nicht nur Risiken und Gefährdungen (pathogene Perspektive), sondern auch Ressourcen und Schutzfaktoren (salutogene Perspektive) von Bedeutung. Es geht um die Beantwortung der beiden Fragen "Was macht krank?" und "Was hält gesund?".

    Tabelle 1

    Beispiele für pathogene und salutogene Faktoren

    Risiken/Gefährdungen (Beispiele) Ressourcen/Schutzfaktoren (Beispiele)
    • Mechanische Gefährdungen, z. B. Quetsch- und Scherstellen, Sturz- und Stolpergefahr
    • Elektrische Gefährdungen
    • Gefahrstoffe
    • Biologische Gefährdungen, z. B. Bakterien und Pilze
    • Brand- und Explosionsgefährdungen
    • Thermische Gefährdungen
    • Physikalische Gefährdungen, z. B. Lärm, UV-Strahlung
    • Physische Belastungen, z. B. schweres Heben und Tragen
    • Gefährdung durch Arbeitsbedingungen, z. B. Klima, Beleuchtung
    • Psychomentale Belastungen, z. B. Arbeitsorganisation, so...

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