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Einleitung

Gesundheit, Prävention und Gesundheitsförderung sind in Schulen keine neuen Themen. Seit der Einführung der Schülerunfallversicherung im Jahr 1971 und vor allem seit der Proklamation der Ottawa-Charta im Jahr 1986 durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind präventive und gesundheitsförderliche Aktivitäten in vielen Themenfeldern und -bereichen intensiviert worden. Allerdings waren bis Ende der 1990er Jahre die schulische Prävention und Gesundheitsförderung fast ausschließlich geprägt durch Maßnahmen zur Förderung der Sicherheit und Gesundheit der Schülerinnen und Schüler.

Erst durch das Inkrafttreten des Arbeitsschutzgesetzes (ArbSchG) im Jahr 1997 und der damit verbundenen Verpflichtung des Arbeitgebers zur Gefährdungsbeurteilung rückte in der Schule auch die Gesundheit der Beschäftigten zunehmend mehr in den Fokus der Betroffenen und der Fachöffentlichkeit. Mittlerweile sind die Förderung von Sicherheit und Gesundheit sowohl der Schülerinnen und Schüler als auch der Lehrkräfte als verbindliche Aufgaben in Schulvorschriften, zum Teil sogar in den Schulgesetzen aller Bundesländer vorgeschrieben.

Zu diesem veränderten Stellenwert haben auch Erkenntnisse der Schul- und Gesundheitsforschung beigetragen, die einen engen wechselseitigen Zusammenhang zwischen der Gesundheit der schulischen Akteure und der Schulqualität belegen. Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte, die sich gesund und wohl fühlen, arbeiten und lernen besser. Und umgekehrt fühlen sie sich wohler und gesünder, wenn sie der Auffassung sind, dass sie in einer guten Schule lehren und lernen sowie gute Arbeitsergebnisse erzielen.

Dass gerade die Schulleitung einen entscheidenden Einfluss auf die Lehrergesundheit und auf die Realisierung einer guten gesunden Schule hat, zeigen sowohl die alltägliche Praxis als auch diverse Studien. Ohne eine präventiv und gesundheitsförderlich handelnde Schulleitung gibt es keine gute Schulgesundheit und letztendlich auch keine gute Schulqualität. Ihr Gesundheitsmanagement bestimmt die Qualität der schulischen Prävention und Gesundheitsförderung und ihr Führungsverhalten hat wesentlichen Einfluss auf die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden der Lehrkräfte und der sonstigen Beschäftigten.

Mit dieser Broschüre möchte die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) Schulleiterinnen und Schulleitern Anregungen und Hilfen geben, wie sie ihr Leitungshandeln entsprechend den gesetzlichen Vorgaben präventiv und gesundheitsförderlich gestalten können. In den ersten beiden Kapiteln der Broschüre wird in erforderlicher Kürze die notwendige konzeptionelle Grundlage nachhaltig wirksamer Prävention und Gesundheitsförderung in Schulen beschrieben. Im Mittelpunkt steht dabei das Konzept der integrierten Qualitäts- und Gesundheitsentwicklung mit dem Leitmotiv "Gute gesunde Schule". Dieser Ansatz wurde seit Beginn der 2000er Jahre in verschiedenen Programmen auf nationaler und internationaler Ebene entwickelt, erprobt und evaluiert. Er ist mittlerweile unter anderem Grundlage von Landesprogrammen zur schulischen Gesundheitsförderung und der schulischen Arbeit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung. Er hat zudem Eingang gefunden in die "Empfehlung zur Gesundheitsförderung und Prävention in der Schule" der Kultusministerkonferenz (KMK) aus dem Jahr 2012.

Im dritten Kapitel werden die gesetzlichen Vorgaben zum Arbeitsschutz beschrieben und der rechtliche Rahmen des schulischen Gesundheitsmanagements skizziert. Dieser ist durch die Tatsache geprägt, dass es im System Schule zwei Verantwortliche für Sicherheit und Gesundheit gibt. Für den "inneren Schulbereich" ist es der Schulhoheitsträger, d. h. das für Schule zuständige Landesministerium bzw. die für Schule zuständige Senatsbehörde. Diese hat vielfach ihre per Gesetz vorgeschriebenen Aufgaben zu einem großen Teil auf die Schulleiterin bzw. den Schulleiter delegiert. Für den "äußeren Schulbereich" ist der Schulsachkostenträger zuständig, der seine Aufgaben zu einem nicht unerheblichen Teil nur in Kooperation bzw. Abstimmung mit der Schulleitung bewältigen kann.

Im dritten Kapitel wird zudem aufgezeigt, wie das Leitungshandeln gestaltet werden sollte, um präventiv und gesundheitsförderlich zu wirken. Ein solches Leitungshandeln, das als salutogenes Leitungshandeln bezeichnet wird, zeigt sich zum einen in der Gestaltung der gesamten Schule durch gesundheitsförderliche Strukturen, Prozesse und Maßnahmen sowie in Angeboten, die Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler in der Entwicklung präventiver und gesundheitsförderlicher Verhaltensweisen unterstützen. Zum anderen umfasst das salutogene Leitungshandeln das gesundheitsgerechte Führungsverhalten, also die gesundheitsgerechte Kommunikation und Interaktion mit Einzelpersonen, Gruppen und der gesamten Schule.

Prävention und Gesundheitsförderung in der Schule sind weder eine einfache noch eine kurzfristige Aufgabe. In einer Schule, die gut und gesund sein möchte, sind in der Regel Maßnahmen erforderlich, die auf Veränderungen...

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