Entsprechend dem im Arbeitsschutz geltenden Grundprinzip der frühen Gefahrenvermeidung sollte Lärm möglichst an der Quelle vermieden werden. In Büroräumen kann das z. B. bedeuten:

  • Betriebsgeräusche von gebäudetechnischen Anlagen minimieren,
  • Türenschlagen vermeiden,
  • leise Bürogeräte auswählen,
  • Bodenbeläge wählen, die wenig Trittschall erzeugen,
  • Bürostruktur so anlegen, dass Arbeitsbereiche sich möglichst nicht gegenseitig stören,
  • Türen, Fenster, Fassaden so auslegen, dass Schall zurückgehalten wird.

In Büroräumen, in denen mehr als eine Person beschäftigt ist und in denen Kommunikation stattfindet, kann auf raumakustische Maßnahmen nicht verzichtet werden, um zuträgliche Arbeitsbedingungen zu schaffen. Damit werden Schallreflektionen im Raum vermindert, sodass auftretende Schalldruckpegel sinken. Außerdem kann so die Nachhallzeit in einem Raum eingestellt werden, die insbesondere für die Sprachverständlichkeit nicht zu lang sein sollte.

 
Wichtig

Lärmschutz einplanen

Schon bei der Planung von Arbeitsstätten (Neubau, Umbau, Veränderungen in der Nutzung bzw. bei Arbeitsverfahren) muss berücksichtigt werden, dass bzw. wie die vorgegebenen Grenz-Beurteilungspegel eingehalten werden können. Zu berücksichtigen ist dabei u. a.:

  • die Bauakustik, Raumakustik sowie Maßnahmen zum Lärmschutz,
  • die Grundflächen für Arbeitsplätze und Arbeitsräume gemäß ASR A1.2 "Raumabmessungen und Bewegungsflächen",
  • die Arbeitsaufgaben/Tätigkeit der Beschäftigten sowie die Arbeitsmittel für die zu planenden Arbeitsräume,
  • die Arbeitsorganisation,
  • die Belüftung der Arbeitsräume.

Die ASR A3.7 gibt dazu Empfehlungen für maximale Schalldruckpegel durch Hintergrundgeräusche, die in Büroräumen 40–45 dB(A) nicht überschreiten sollen.

Zur raumakustischen Gestaltung sind folgende Maßnahmen üblich und bewährt:

4.1 Akustikdecken

Sie gehören zu den sehr weit verbreiteten schallmindernden Maßnahmen. Die Decke eines Raums bietet eine große Fläche zur Schallabsorption und wirkt auch dann noch, wenn die Aufstellung der Arbeitsplätze im Raum gelegentlich verändert wird. Üblich sind Systemdecken, in die schallabsorbierende Platten eingelegt werden (gelochte Faser- oder Gipskartonplatten, Vlieswerkstoffe u. Ä.), oder es werden schallabsorbierende Elemente vertikal von der Decke abgehängt ("Baffeldecken"). Auch Akustikputze kommen zum Einsatz.

4.2 Deckensegel und andere Schallabsorber

Dies sind Körper aus schallabsorbierendem Material (Akustikschaum, textile Materialien, Folien u. Ä.), die frei im Raum – meistens in Deckennähe – aufgehängt sind und sehr unterschiedlich gestaltet sein können. Sie haben den Vorteil, dass sie gezielt in Arbeitsplatznähe installiert werden können (auch nachträglich) und zur optischen bzw. dekorativen Raumgestaltung beitragen können.

4.3 Schallabsorbierende Wandelemente oder -verkleidungen

Diese bestehen meist aus geschlitzten oder gelochten Holz- oder Kunststoffpanelen. In modernen Bürolandschaften können sie in Systembauweise bei Bedarf in neuen Raumgeometrien zusammengesetzt werden, sodass auch bei Umgestaltungen ein gewisses Maß an Schallschutz immer gegeben ist.

4.4 Bodenflächen

Bodenflächen tragen durch eine gute Trittschalldämmung zur Schallminderung bei, textile Bodenbeläge außerdem durch Schallabsorption.

4.5 Lamellen- oder Folienvorhänge

Sie nutzen (schallharte) Fensterflächen für die Schallabsorption und tragen auch zur optischen Raumgestaltung wie zum Lichtschutz (abhängig von der Ausführung) bei.

4.6 Dekorative Akustikelemente

Dekorative Akustikelemente gibt es als zweidimensionale Bilder (mit einer meist bedruckten, mikroperforierten Bespannung) oder als dreidimensionale Wandobjekte. Wie immer ist auch hier die Gesamtfläche ausschlaggebend – einzelne Bilder bringen daher eher wenig.

4.7 Schallabsorbierende Möbelflächen

Schallabsorbierende Möbelflächen sind vergleichsweise wenig verbreitet. Möbeltüren, Seiten- und Rückwände können aus gelochten Panelen oder Profilen bestehen und so als schallabsorbierende Flächen dienen.

4.8 Abschirmungen, Stellwände

Abschirmungen oder Stellwände mit schallabsorbierenden Oberflächen werden zwischen Arbeitsplätzen angebracht – freistehend auf dem Boden, als Raumteiler zusammen mit halbhohen Schränken oder unmittelbar an der hinteren Schreibtischkante. Die Wirkung ist gut, und die horizontalen Elemente erfüllen gleichzeitig Sichtschutzfunktion, sodass sie eine gewisse Privatsphäre im Großraum ermöglichen. Sie lassen sich auch als Memowand oder Kleinteileregal nutzen. Allerdings engen sie die Raumwirkung ein und unterbinden den direkten Kontakt zu Kollegen, der als ein großer Vorzug des Mehrpersonenbüros gilt.

 
Wichtig

Raumakustische Gestaltung braucht Beratung

Raumakustische Gestaltung ist nicht zum Nulltarif zu haben. I. d. R. müssen mehrere Komponenten zusammenwirken, um zuträgliche akustische Bedingungen zu erzielen – erst recht in großen Räumen. In der DGUV-I 215-443 sind zahlreiche Büroanordnungen beispielhaft mit verschiedenen Schallminderungsmaßnahmen und ihren Effekten aufgeführt, die einen Einblick ermöglichen, wie vielfältig aber auch lohnenswert raumakustische Gestaltung ist.

 
Praxis-Tipp

Head-Sets

Head-Sets sind sinnvolle technische Maßnahmen, um in unruhigen Büros einigermaßen ungestört am Telefon kommunizieren zu können. Geräte mit beidseitigem Kopfhöre...

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