Kreislaufwirtschaft: Vom Buzzword zum Schlüssel für Wandel
Unsere Art zu wirtschaften steht auf dem Prüfstand. Das lineare Modell des „Take, Make, Waste“ – also Ressourcen entnehmen, Produkte herstellen, nutzen und entsorgen – ist heute weder ökologisch tragfähig noch wirtschaftlich zukunftssicher. Die Kreislaufwirtschaft bietet eine belastbare Alternative. Sie verbindet Ressourceneffizienz mit technologischer Innovation – und schafft Geschäftsmodelle, die auf Erhaltung statt auf Verschwendung setzen.
Zeitgleich werden Impact Investitionen zu einem entscheidenden Hebel, um den Wandel hin zu geschlossenen Materialkreisläufen zu beschleunigen. Was früher als Vision galt, ist heute unternehmerische Realität: Start-ups setzen zirkuläre Geschäftsmodelle um und zeigen, wie wirtschaftliches Wachstum und Klimaschutz Hand in Hand gehen. Dabei geht es nicht nur um Recycling, sondern um ganzheitliche Lösungen, die Systeme hinterfragen und neu denken.
Technologien als Enabler der Kreislaufwirtschaft
Start-ups wie Cyclize, Voltfang und CleanHub zeigen, wie Kreislaufwirtschaft heute schon konkret funktioniert – mit Technologien, die nicht nur Prozesse optimieren, sondern ganze Branchen verändern.
So nutzt Cyclize ein plasmabasiertes Verfahren, um CO₂ und gemischte Kunststoffabfälle in Synthesegas umzuwandeln – eine CO₂-negative Alternative zu fossilen Rohstoffen. Damit treiben sie die Dekarbonisierung der Chemieindustrie voran. Ihr Potenzial untermauert Cyclize mit einer Seed-Finanzierung über 4,75 Millionen Euro und dem Gewinn des Startup Energy Tech Awards 2025 der dena in der Kategorie Industry.
Ein Beispiel für die Wiederverwertung vermeintlich ausgedienter Ressourcen liefert Voltfang. Das Startup produziert Batteriespeichersysteme auf Basis von alten EV-Batterien oder Second-Life-Batterien und verlängert so ihren Lebenszyklus. Damit definiert es nicht nur das „Lebensende“ eines Produkts neu, sondern leistet gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zur dezentralen Energiewende. Für dieses Konzept wurde Voltfang 2024 mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2025 in der Kategorie „Energiespeicherung und Energieverteilung“ ausgezeichnet.
Ein weiteres drängendes Problem der Kreislaufwirtschaft nimmt CleanHub in den Blick: die Umweltverschmutzung durch Plastik in Regionen ohne funktionierende Abfallinfrastruktur. Das Startup baut gemeinsam mit lokalen Sammelpartnern Sammel- und Entsorgungsstrukturen auf und setzt KI-gestützte Software ein, um die gesammelten Kunststoffmengen lückenlos zu erfassen – von der Sammlung über das Sortieren bis hin zur finalen Verwertung. Das Ergebnis: echte Materialkreisläufe, die messbar zur Reduktion von Umweltbelastungen beitragen.
Gemeinsam ist diesen Startups: Sie verbinden technologische Innovation mit konkretem Impact – und erhalten dafür zunehmend Unterstützung durch Impact Investor:innen, die nicht nur Kapital, sondern auch Know-how und Netzwerke einbringen.
Impact Investitionen als Motor der Transformation
Zirkularität ist kein Nischenthema mehr – sondern eine wachsende Industrie mit konkretem Impact. Doch um dieses Potenzial zu heben, braucht es Investor:innen, die über das klassische VC-Denken hinausgehen. Die nicht in Quartalen, sondern in Generationen denken.
Impact Investing bedeutet mehr als Kapital: Es verlangt Weitblick, sektorales Verständnis und eine enge, partnerschaftliche Begleitung. Besonders in Industrien, wo Produktzyklen oft länger und regulatorische Hürden höher sind, wird strategisches Mitdenken zum entscheidenden Erfolgsfaktor.
Anlagen in Kreislaufmodelle sind nicht nur eine Frage der Verantwortung, sondern auch eine kluge ökonomische Entscheidung. Der Bedarf an nachhaltigen Produkten steigt, politische Vorgaben werden strenger und die Verfügbarkeit von Rohstoffen immer kritischer. Wer jetzt in wegweisende Technologien investiert, verschafft sich einen Wettbewerbsvorteil und gestaltet gleichzeitig den Wandel ganzer Branchen.
Zusammenarbeit statt Silodenken: Zirkularität braucht Partnerschaften
Die großen Herausforderungen unserer Zeit lassen sich nicht im Alleingang lösen. Besonders wirkungsvoll sind Partnerschaften zwischen innovativen Startups und etablierten Unternehmen. Wenn beide Seiten voneinander lernen und gemeinsam skalieren, entsteht echte Transformation. Beispiele wie die Zusammenarbeit zwischen Voltfang und Goldbeck – einem der größten Bauunternehmen Europas – zeigen, dass diese Synergien möglich sind.
So liefert Voltfang Batteriespeichersysteme auf Basis von Second-Life-Batterien für Gebäudeprojekte, die Goldbeck realisiert – etwa ein Logistikzentrum einer Sportmarke oder ein Schulgebäude. Auch an einem neuen Goldbeck-eigenen Standort ist ein System geplant. Weitere Branchen, von der Automobil- bis zur Chemieindustrie, ziehen nach: Recycling-Start-ups arbeiten Hand in Hand mit Produzenten, um geschlossene Stoffkreisläufe zu realisieren. Die Nachfrage nach Second-Life-Batterien, biobasierten Materialien oder recycelten Rohstoffen wächst spürbar.
Die Zukunft ist regenerativ – wenn wir sie gestalten
Die Kreislaufwirtschaft verlangt nicht nur innovative Technologien, sondern auch ein Umdenken in Unternehmen. Statt Wachstum auf dem Verbrauch endlicher Ressourcen aufzubauen, geht es darum, Vorhandenes im Kreislauf zu halten und zu regenerieren. So entstehen Geschäftsmodelle, die Ressourcen schonen, wirtschaftlich attraktiv sind und gleichzeitig den Planeten entlasten. Durch gezielte Investitionen in diese Innovationen profitiert nicht nur die Umwelt, sondern auch die langfristige Stabilität und Zukunftsfähigkeit von Unternehmen.
Mehr als eine Strategie zur Ressourcenschonung: Kreislaufwirtschaft Sie ist ein Mindset. Ein neuer Blick auf Wertschöpfung, Materialströme und wirtschaftliche Verantwortung. Wer heute in zirkuläre Modelle investiert, gestaltet nicht nur den Wandel mit – sondern baut an der wirtschaftlichen Stabilität von morgen. Jetzt ist der Moment, Verantwortung zu übernehmen – mit Lösungen, die ökologisch wirksam, technologisch fundiert und unternehmerisch tragfähig sind.
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