Die Standortwahl für ein Unternehmen oder Teile eines Unternehmens sollte immer auch die Entfernungen zu Kunden und Lieferanten berücksichtigen. Dies kommt in der aufgeführten Liste für die Standortwahl von Existenzgründern unter den Punkten 1 und 2 auch zum Ausdruck. Allerdings wird dieses Kriterium in der Realität häufig anderen Möglichkeiten mit Einsparungspotenzialen geopfert. Wenn es, wie im Prüfkriterium ""Kein Ausnutzen von Billiglohnländern"" schon erwähnt, entfernte Standorte gibt, an denen die Löhne – verglichen mit dem bisherigen Standort – so deutlich niedriger liegen, dass die daraus resultierende Kosteneinsparung die höheren Transportkosten mehr als kompensiert, dann spielt die Entfernung meist keine Rolle mehr. Oder wie sonst sollte das "Krabbenpulen in Marokko" erklärt werden oder die Tatsache, dass Kartoffeln aus Niedersachsen nach Spanien gekarrt werden, um sie dort schälen und zu Pommes zerschneiden zu lassen?
Erst wenn die Unternehmen aus Eigenverantwortung heraus diesen Wahnsinn freiwillig sein lassen oder die Transportkosten drastisch erhöht werden, weil sie auch Abgaben enthalten, welche die durch sie entstehende Umweltbelastung berücksichtigen (Internalisierung externer Kosten), wird man klar entscheiden können, ob diese "Arbeitsbeschaffungsmaßnahme" für Marokkaner wirklich das geeignete Instrument ist, Menschen in solchen Ländern (nachhaltig) zu helfen, indem sie als "billige Werkbank" ausgenutzt werden, anstatt sie dabei zu unterstützen, eigene wirtschaftliche Aktivitäten zu entfalten. Wie Viktoria Unterreiner in DIE WELT online den ehemaligen Direktor des Umweltbundesamtes Lutz Wicke zitiert: "Anstatt die Hölzer nach Europa zu verschiffen, stellt Brasilien dann eben gleich die Platten für den Parkettboden her."[1]
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