Sustainability Consulting Summit 2025

Nachhaltigkeitsberatung am Scheideweg


Nachhaltigkeitsberatung am Scheideweg

Wie muss sich Nachhaltigkeitsberatung wandeln, um relevant zu bleiben? Am 25. Juni fand in Düsseldorf der erste Sustainability Consulting Summit statt. Die Veranstaltung richtete sich vor allem an kleinere und mittelgroße Nachhaltigkeitsberatungen und bewegte die Teilnehmenden dazu, über die Zukunft der Branche nachzudenken.

Ein Kongress nur für Nachhaltigkeitsberatungen – kann das funktionieren? Wer würde kommen – und würden sich die Gäste überhaupt offen austauschen wollen? Schließlich stehen viele Teilnehmende in direkter Konkurrenz zueinander. Die Antwort fiel überraschend positiv aus: Der Sustainability Consulting Summit in den Räumen der Nachhaltigkeitsberatung Caesar+Cleo war restlos ausverkauft, die Gespräche offen und wohlwollend.

Coopetition statt Konkurrenzdenken

Angesichts aktueller Herausforderungen wie eingefrorener Budgets und gestoppter Projekte war die Idee der Kooperation unter Wettbewerbern – neudeutsch „Coopetition“ – ein wiederkehrendes Thema. Wie können kleinere Beratungen zusammenarbeiten, um nicht nur ihre Qualität zu steigern, sondern auch gegenüber den großen Playern konkurrenzfähig zu bleiben?

Gerahmt wurde der Tag von der Leitfrage „What if …?“, mit der Stephan Grabmeier dazu ermutigte, über die Zukunft der Nachhaltigkeitsberichterstattung nachzudenken. Sabine Braun fand dazu in ihrer Keynote klare Worte: „Wer hat gesagt, dass Nachhaltigkeit Spaß machen soll? Das ist verdammt ernst und harte Arbeit!“ Ihr Appell an die Branche war unmissverständlich: Wer von Unternehmen Veränderung fordert, muss selbst bereit sein, sich neu auszurichten.

Besonders betroffen sind derzeit jene Beratungen, deren Geschäftsmodell stark auf regulatorischen Druck durch EU-Vorgaben ausgelegt ist. Mit dem Omnibus-Paket bricht hier in ganz Europa ein Milliardenmarkt weg.

Zurück zum Impact

Wie die Veränderung gelingen kann, war Gegenstand der Podiumsdiskussion zwischen Sabine Braun, Marcus Mauermann, Angela Wolf und Michael Winter, moderiert von Christoph Herzog.

Angela Wolf betrachtet die aktuelle Entwicklung nicht als Krise, sondern als Realitätscheck und Reifeprozess. Sie betonte, dass die CSRD das Thema zwar in die Vorstände gebracht habe, gute Beratung aber immer vom Impact getrieben sei. Projekte, die echte Veränderung bringen, laufen weiter. Michael Winter betonte, dass Beratung technischer werden müsse und weniger mit Ethik und Werten argumentieren sollte. Er empfahl, den Fokus in Richtung Risikobetrachtung und Arbeit an Geschäftsmodellen zu verschieben, weg vom Stakeholder-Ansatz und hin zu einem „Sustainability Business Engineering“.

Awareness mündet laut Marcus Mauermann nicht automatisch in Aktion – an dieser Diskrepanz gelte es zu arbeiten. Aus der Unternehmensperspektive sagte er, dass Beratung zwar oft liefere, was Kunden wollen, aber nicht verstehe, was diese eigentlich brauchen. Sabine Braun machte sich hingegen dafür stark, Nachhaltigkeit nicht isoliert zu betrachten. Um Nachhaltigkeit in den Kern von Unternehmen zu integrieren, müsse die Beratung auch immer mit weiteren Aspekten wie Digitalisierung oder Strategieprozessen verknüpft sein.

Zwischen Ethik und Überlebensstrategie

Parallele Sessions und Workshops nahmen Details der Nachhaltigkeitsberatung unter die Lupe. Unter anderem ging es um die politischen Rahmenbedingungen für Wirtschaften und die Verantwortung von Unternehmen (Norbert Taubken), Positionierungsmöglichkeiten für Beratungen (Frank Sprenger) und die Twin Transition als Enabler für den Systemwandel (Simone Rosenberg). Daneben wurden auch verschiedene Konzepte für die Beratung zu Nachhaltigkeit vorgestellt, etwa das „Lean Sustainability Framework“ (Matthias Hoffmann), „Impact Business Design“ (Stephan Grabmeier) sowie die Möglichkeiten, die der Deutsche Nachhaltigkeitskodex für die Beratung bietet (Tamara Moll und Anja Schröder).

Fast programmatisch wirkte Annika Hoebbels Session mit dem Titel: „Beraten, ohne uns selbst zu verraten – zwischen unternehmerischem Überleben und ethischer Ambition“. Hier wurde klar: Die Spannungsfelder dieser Branche könnten kaum größer sein. Es ließe sich trefflich darüber streiten, ob sich Ethik und Wirtschaftlichkeit ausschließen oder vielmehr voraussetzen. Dazu bot das „Experiment“ Sustainability Consulting Summit reichlich Gelegenheit. Ob der Versuch fortwirkende Impulse für die Branche setzen konnte, wird sich erst später beurteilen lassen.


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